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Fang-Überraschung

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Auf der Jagd sind unerwartete und skurrile Ereignisse keine Seltenheit. Das musste Fabian Neubert direkt zu Jahresbeginn erfahren.

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Donnerstag, 5. Januar – Kurz nach Mitternacht klingelt das Mobiltelefon auf dem Tisch neben dem Bett und reißt mich aus den Träumen. Die blinzelnden, schlaftrunkenen Augen erkennen, dass „Wipprohrfalle“ auf der Anzeige leuchtet. Jedoch ist der nächtliche Störenfried keine Person, sondern ein elektronischer Auslösemelder an der entsprechenden Fanganlage. Die Falltüren haben sich also geschlossen. „Danke Diana, dass Du mich weckst“, säusele ich in das Kopfkissen. „Morgen früh musst du die Falle kontrollieren“, geht es mir vor dem Weiterschlafen durch den Kopf.
Einen Tag zuvor impfte ich die Falle mit Kieferles „Fuchsbrunz“ (natürlicher Fuchsurin). Da die Ranz allmählich begann, sollte die Wittrung des Mittels Füchse in das Fanggerät locken. Während ich das kleine Fläschchen öffnete, strömte mir bereits der markante Raubwildgeruch beißend in die Nase.


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Ruhig sitzt der Feldhase in der Betonrohrfalle. Im Vordergrund ist der aufgerichtete Auslöser, eine lange Wippe, zu erkennen. Foto: Fabian Neubert
Fallenkontrolle am Morgen
Als es allmählich hell wird, gehe ich mit der KK-Büchse, einem Abfangkorb sowie einem Teleskop-Schieber bewaffnet zur Wipprohrfalle am Kuhstall. Windig und regnerisch war die Nacht. Ob Reineke vielleicht vom Sturmtief „Andrea“ überrascht wurde und in der Röhre Schutz suchte? Andererseits nimmt ein Fuchs mit nassem Balg erfahrungs gemäß keinen Bau an. Demnach sollte er vermutlich auch diesen Rohrstrang meiden. Eventuell windete ein Rüde auch den vermeintlichen Nebenbuhler und tappte so in die Falle.
Am Fangplatz klappe ich den Deckel der Umbauung auf, stelle den Abfangkorb an ein Rohrende und setze aus der gegenüberliegenden Seite den Schieber an. Als ich die Falltür hochziehen will, erkenne ich durch den schmalen Schlitz der Führungsnut etwas Balgähnliches im Halbdunkeln. Wie Reinekes Winterfärbung mutet es aber nicht an. Das gefangene Stück bewegt sich. Plötzlich werden ein Löffel und ein Seher sichtbar. Sollte tatsächlich ein Langohr stecken, oder spielt mir Diana einen Streich?

 


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Der Abfangkorb wird vor der Falle postiert. Die geschulterte .22 lfB kam an diesem Tag jedoch nicht zum Einsatz. Foto: Simon Obermeier
Um mich zu vergewissern, entnehme ich die Falltür, stelle den Abfangkasten zur Seite und schaue in den Fangraum. Unglaublich: Ein Hase hat die Falle ausgelöst! Sogar die Raubwild-Wittrung des Lockmittels störte ihn offensichtlich nicht.
Freiheit für den Feldhasen
Ich schmunzele über den ungewohnten Fang und öffne die zweite Falltür, um Lampe zu entlassen. Nach einigen Sekunden taucht sein Kopf am Ausgang auf. Seelen ruhig hoppelt er seines Weges. Fast scheint es, als wäre es für ihn das Normalste der Welt, eine Nacht unter Arrest zu stehen.
Einmal mehr zeigt sich, dass Wild und Jagd unberechenbar sind. Gerade das liebe ich am Jagen: Wäre unsere Leidenschaft vorhersehbar, wäre das Jäger leben nur noch halb so spannend.

 

 

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