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POLNISCHER LAUFHUND – RASSE PORTRÄT – Hund der Könige

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Fast wäre die Rasse Gończy Polski ausgestorben. Doch inzwischen wird die Bracke aus Polen auch in Deutschland immer beliebter. Thore Wolf
Foto: Tanja Brandt

„Wally Gończy Urok“ – so der volle Name der ersten vom Welthundeverband (FCI) und dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) anerkannten Zuchthündin der Rasse Gończy Polski in Deutschland. Auf den ersten Blick ist die schwarzrote Hündin leicht mit einer Brandl- oder einer Schwarzwildbracke zu verwechseln. Doch der Ursprung dieser Rasse liegt weder in Österreich noch in Slowenien, sondern in Polen. Schon früh wurden dort Schweißhunde und Bracken zur Jagd geführt. Bis ins Mittelalter reichen Überlieferungen über die Jagd mit Laufhunden in Polen zurück. Äußerst beliebt waren die Vierläufer beim polnischen Adel. Fast jeder Hof, der etwas auf sich hielt, führte eine eigene Laufhundmeute, speziell für die Jagd auf Schwarz- und Rotwild. Die Zucht erfolgte meist rein auf die Leistung und weniger auf einen einheitlichen phänotypischen Standard. Daraus entwickelten sich im Laufe der Jahrzehnte lokal sehr unterschiedliche Rassetypen (Sowa, 2007).

Schärfe im Blut: Bereits die Welpen des Polnischen Laufhundes zeigen großes Interesse an einem erlegten Waschbären.
Foto: Tanja Brandt/ Ralf Otterstedde
Wasserfreude pur! Für andere Brackenschläge eher untypisch.
Weiteren Einfluss auf das Entstehen des heutzutage existierenden Polnischen Laufhundes (Gończy Polski) so wie der Polnischen Bracke (Ogar Polski, siehe Kasten Seite 32) nahmen auch die französischen St. Hubertushunde. Bereits seit dem 16. Jahrhundert bestanden sehr gute diplomatische Beziehungen zwischen den Königreichen Polen und Frankreich. Beim polnischen Adel gehörte es oft zum guten Ton, französische Jagdhunde zu führen. Häufig wurden diese gezielt mit den polnischen Jagd- aber auch Windhunden gekreuzt. Noch heute ähneln die Polnischen Bracken in ihrem Aussehen den Hubertushunden: massiver Körperbau, rötliches Haar mit stets schwarzem Sattelfleck. 1821 beschrieb W. Kozlowski in der Zeitschrift „Sylwan“ erstmals einen leichten und einen schwereren Typ des polnischen Jagdhundes. Vermutlich waren damit der Gończy Polski als leichter und der Ogar Polski als schwerer Schlag gemeint. Landläufig wurden aber bis zum Zweiten Weltkrieg alle bracken- und laufhundeartigen Vierläufer in Polen als Ogar Polski (polnischer Jagdhund) bezeichnet.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg galt alles, was mit dem Adel in Verbindung stand, als verpönt. Auch die einst höfische Jagd. Davon betroffen waren auch die Jagdhunderassen des Adels. In der Folge starben die polnischen Laufhunde fast aus. Erst der bekannte polnische Hundeforscher Oberst Józef Pawłusiewicz (1903 – 1979) nahm sich des Wiederaufbaus der polnischen Laufhunderassen an. Dazu sammelte er die Restbestände der Ogar Polski, die jedoch von leichterem und kleinerem Schlag mit schwarzem Haar waren. Zunächst wurden seine Zuchtversuche vom polnischen Hundeverein als Experimentalzucht für die Rasse Ogar Polski registriert. Phänotypisch entsprachen sie jedoch schon dem heutigen Gończy Polski. Ende der 1950er-Jahre bemühte sich Piotr Kartawik ebenfalls um den Aufbau einer polnischen Laufhunderasse. Er brachte größere und schwerere Hunde mit Sattelfleck aus Weißrussland nach Polen und züchtete mit ihnen weiter.

 

Auch auf der Schweißfährte zeigen die Polnischen Laufhunde sehr gute Leistungen.
Sein Mut, sein Laut und die Schärfe prädestinieren den Gończy Polski für die Bewegungsjagd.

Der Kartawik-Schlag bildete 1966 die Basis für den vom Welthundeverband FCI registrierten Standard der Rasse Ogar Polski. Die Hunde des Pawłusiewicz-Typs entsprachen nicht mehr diesem Rassestandard. Dies führte dazu, dass die Gończy Polski fast in Vergessenheit gerieten. „Der kleine Ogar, der ‚Hasenhund‘, einst in Polen unter dem Namen Gończy Polski bekannt, scheint heute vollständig verschwunden zu sein“, schreibt Horst Räber in seiner Enzyklopädie der Rassehunde von 1995.

Letztlich züchteten aber einige polnische Jäger genau diesen Typus weiter, obwohl er nicht dem Rassestandard entsprach. Ihnen ist es zu verdanken, dass 1983 vom polnischen Hundeverband ein eigener Standard für die Pawłusiewicz-Ogars festgelegt und die Rasse offiziell Gończy Polski genannt wurde. Eine vorübergehende Anerkennung durch die FCI erfolgte erst 2006. Die vollständige Anerkennung ist 2015 vorgesehen. Die erste von der FCI und dem VDH anerkannte deutsche Gończy-Polski-Zuchthündin ist die eingangs genannte „Wally“ von Peter Scholtz aus Hamburg (Zwinger „Fischbeker Heide“), die am 4. April 2012 gewölft wurde. Sie hat die uneingeschränkte Zuchtzulassung, ist HD-frei und hat die Brauchbarkeitsprüfung absolviert.

Noch arbeiten die Freunde des Gończy Polski an der Gründung eines jagdlichen Klubs für Polnische Laufhunde und Bracken, mit dem Ziel, diesen vom Jagdgebrauchshundverband (JGHV) und vom VDH anerkennen zu lassen. Zwar hat der JGHV den Gończy Polski als Brackenrasse anerkannt, züchterisch betreut wird sie aber vom VDH. Vom Wesen gilt der Polnische Laufhund als sehr ausgeglichen und ruhig mit einer guten Portion Wild schärfe und Mut. Brackentypisch ist er Fremden gegenüber äußerst skeptisch. Unverwechselbar ist sein Spurlaut, der zwischen verschiedenen Stimmlagen wechselt. Zugelassen ist neben der schwarz-lohen Farbe auch ein Schokoladenbraun mit lohfarbenen Abzeichen. Sein muskulöser Körperbau prädestiniert den polnischen Laufhund für Einsätze in bergigen Regionen und an wehrhaftem Schwarzwild.

Weitere Informationen unter www.vdh.de
Polnische Laufhunde – hier beide zugelassenen Farbschläge – gelten als äußerst leichtführig und gelehrig.
Fotos: Tanja Brandt (links), tierfotoagentur.de/K. Lührs (rechts)

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