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Klick für Klick – richtig Einschießen

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Waidgerechte Jagd erfordert präzise Schüsse. Claudia Elbing und Michael Schmid geben praktische Tipps zum Einschießen der Büchse.

Aufgabe des Einschießens ist es, das technische Zusammenspiel von Waffe, Munition und Optik zu ermitteln und nachfolgend auf eine bestimmte Treffpunktlage zu justieren. Menschliche, präzisionsmindernde Einflüsse beim Schießvorgang müssen dabei minimiert werden. Jeder noch so kleine „Mucker“ verfälscht das Ergebnis.

Aber Einschießen ist kein Hexenwerk. Beachtet man grundlegende Spielregeln, gehen Kontrolle und Justierung leicht von der Hand. Hat man den Dreh einmal raus, ist Spaß statt Stress angesagt.

Einschießer muss kein Scharfschütze sein

Wer eine Waffe zuverlässig einschießen möchte, benötigt in erster Linie eine „ruhige Hand“ und Schießroutine. Regelmäßiges Training ist dafür unerlässlich. Ein Einschießer muss kein Scharfschütze sein, aber ein Fünferstreukreis unter fünf Zentimetern auf 100 Meter sollte sitzend aufgelegt schon drin sein. Dabei sind einzelne Ausreißer kein Problem, man muss sie jedoch „spüren“ und ansagen können. Hat man diesen Trainingsstand erreicht, ist der Rest eine Frage der Örtlichkeit und Ausrüstung.

In aller Regel findet das Einschießen auf einem Schießstand mit 100-Meter-Bahn statt. Entscheidend ist die Ausstattung der Bahn mit einem geeigneten Einschießtisch. Dieser sollte eine Höhe von etwa 90 Zentimetern aufweisen, oder besser noch, variabel einstellbar sein. Optimal ist eine zum Schützen hin halbrund ausgesparte Form. Sowohl Rechts- als auch Linkshänder können damit den Ellbogen der Schießhand etwas zurückgesetzt und somit entspannt auflegen. Keilförmig angeschnittene Tische erfüllen denselben Zweck.

Ein höhenverstellbarer Stuhl sollte ebenfalls vorhanden sein, er erlaubt eine individuell angepasste Sitzposition mit nur leicht nach vorn geneigtem Oberkörper, um den Rückstoß im Schulterbereich und nicht auf dem Schlüssel- bein abzufangen. Gepolsterte Einschießhilfen finden sich auf den meisten Schießbahnen. Die Polsterung sollte stabilisierend und nicht zu labberig sein.

Immer „aus der Schulter“

Um revieridentisches Schwingungsverhalten der Waffe sicherzustellen, erfolgt jagdliches Einschießen immer „aus der Schulter“. Die Verwendung von Schießgestellen mit Einspannvorrichtung kann Abweichungen in der Treffpunktlage zur Folge haben.

Obwohl der Gesetzgeber das An- und Einschießen im Revier mittlerweile erlaubt, sollte man von dieser Gelegenheit nur im Ausnahmefall Gebrauch machen. Die Lärmbelästigung ist hoch, Sicherheitsrisiken schwer kalkulierbar.

Ist das Einschießen im Revier unumgänglich, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Steinfreier Kugelfang, zum Beispiel Erdhügel oder Gegenhang
  • Zusätzliche Hinterlandsicherung durch Sandsack oder Holzstapel direkt hinter der Scheibe
  • Übersichtliches Gelände
  • Hinter dem Schützen positionierter Warnposten
  • Horizontale Schussabgabe (zum Beispiel mobiler Anschusstisch), Schrägschüsse vom Hochsitz sind eine Fehlerquelle

In der Praxis: Der Turm auf der Oberseite der Zieloptik justiert die vertikale, der rechts positionierte Turm die horizontale Achse. Die Drehrichtung der Klick-Stellräder (Pfeil, hoch/up, rechts/right) und das Korrekturmaß (zum Beispiel 1 Klick = 1 cm/100 m) sind in der Regel bei modernen Zielfernrohren angegeben. Die Justierung erfolgt immer in Richtung der gewünschten Korrektur. Das heißt in der Praxis: sitzt die Kugel zu weit links, wird nach rechts korrigiert. Sitzt der Schuss tief, erfolgt eine Korrektur nach oben.

Ältere Zielfernrohre einschießen

Ältere Zielfernrohre verfügen nur selten über beschriftete Rastenstellräder. Hier hilft nur ausprobieren. Dazu markiert man auf den Stellrädern die Positionen 3, 6, 9 und 12 Uhr mit einem Strich (wasserfester Stift). Nach Abgabe eines Schusses auf eine möglichst große Scheibe (Entfernung 100 m) dreht man beide Stellräder um eine Vierteldrehung nach rechts (Uhrzeigersinn). Anhand eines zweiten Schusses werden nun Verstellrichtung und Korrekturmaß (zum Beispiel Vierteldrehung = 15 cm/100 m rechts/hoch) ermittelt. Die Daten werden notiert oder am Zielfernrohr vermerkt.

Statt seitlichem Stellturm weisen ältere Gläser oft einen Support auf. Rechts- oder Linkskorrekturen werden dabei am hinteren Montagefuß mit zwei gegenläufigen Schrauben durchgeführt. Hier gilt folgende Regel: Korrektur nach links – Glas (Oberteil der Montagefußes) nach links verschieben. Das heißt, in diesem Fall müsste die rechte Schraube angedreht werden. Die linke dient dann als „Konterschraube“ (Korrektur rechts analog).

Vorprüfung/Vorjustierung: Ist das Zusammenspiel von Waffe, Munition und Optik unbekannt, empfiehlt sich eine Vorprüfung. Bei Repetierern entnimmt man dazu die Kammer, Kipplaufwaffen werden zerlegt. Durch den Lauf wird ein rundes Ziel (z. B. Ringscheibe) auf kurze Entfernung (25 bis 50 m) anvisiert. Der Blick muss zentrisch erfolgen. Das Rohr wird nun exakt auf das Ziel ausgerichtet und fixiert (Sandsack, Stativ, etc). Beim nachfolgenden Blick durch die Optik sollte das Absehen auf die Scheibenmitte zeigen. Ist das nicht der Fall, wird an den Stelltürmen entsprechend nachjustiert. Damit sind Waffe und Optik zumindest annähernd aufeinander abgestimmt.

Grobjustierung/Schussbild: Um sicher die Scheibe zu treffen, nutzt man für die Grobjustierung – wenn möglich – eine 50-Meter-Bahn. Die Einschießscheibe sollte wie die WuH-Anschussscheibe  über ein Gitternetz (cm) verfügen und auf einem möglichst großen Scheibenträger (neu, oder sorgfältig abgeklebte Einschüsse) befestigt sein.

Die ersten Schüsse werden so lange grob nachjustiert, bis die Einschläge die Einschießscheibe erreicht haben (Achtung: Auf 50 Meter ist die doppelte Anzahl an Klicks nötig). Dabei kann bereits die Stellgenauigkeit der Zieloptik geprüft werden. Um eine zuverlässige Ausgangsbasis für die Feinjustierung zu erhalten, wird nun ein Schussbild erstellt (Schussentfernung 100 m). Dabei sollten mindestens drei, besser jedoch fünf Schüsse abgegeben werden.

Bei Büchsen/Kombinierten mit frei schwingendem Lauf kann dies in schneller Folge, bei Waffen mit fest verlöteten Laufbündeln nach angemessenen Abkühlpausen (ca. 10 Minuten) erfolgen. Ist man gut abgekommen, darf der Streukreis nicht mehr als 50 Millimeter betragen. Höhere Werte sind jagdlich nicht akzeptabel (Waffe und Laborierung harmonieren nicht). Die Einschläge werden gemittelt, der Punkt auf der Scheibe markiert. Das Schussbild wird nicht abgeklebt.

Feinjustierung: Ausgehend von der Streukreismitte wird die gewünschte Korrektur mit Hilfe des Gitternetzes berechnet und am Höhen- und Seitenstellturm vorgenommen. Statt „Fleck“ empfehlen sich für unsere Breiten 4-cm-Hochschuss (GEE). Damit kann das Leistungsspektrum der Patrone ohne Haltepunktkorrekturen auf übliche Distanzen optimal genutzt werden. Die neue Einstellung wird mit einem weiteren Schussbild überprüft und gegebenenfalls nachkorrigiert.

Zusätzliche Kontrollen: Montagen überprüft man durch einen Kontrollschuss nach dem Ab- und Aufsetzen der Zieloptik. Anschließend wird die Waffe wie gewohnt gereinigt und sorgfältig trockengewischt. Ein weiterer Kontrollschuss gibt Auskunft über eventuell störende Reinigungseinflüsse.

 

Noch ein paar Hinweise zu mehrläufigen Waffen: Das Einschießen zweier Büchsläufe oder einer Kugel-/Flintenlaufgeschoss-Kombination beginnt bei „freischwingenden“ Waffen immer beim nicht justierbaren Rohr. Passt hier die Treffpunktlage, wird der verstellbare Lauf nachjustiert.

Fest verlötete Laufbündel können, von wenigen Ausnahmen abgesehen (zum Bei- spiel Krieghoff-Mündungsverstellung), von „Laien“ nur im „Doppelpack“ eingeschossen werden. Dabei sind die vom Hersteller vor- gegebenen Zeitintervalle von fünf bis zehn Sekunden bei der Schussabgabe zu beachten. Die Läufe eines Bergstutzens werden kalt, also erst nach mehreren Minuten Pause, geschossen werden.

Mündung eines Drillings von vorn
Foto: Hans Jörg Nagel

Präzises Schießen: Sitzend aufgelegt

Zu Hause: Waffe, Optik und Montage prüfen, Lauf entölen. Bei unbekannter Waffe Anschlag und Abzugsverhalten (Pufferpatrone) mehrfach ausprobieren.
Auf dem Stand: Die geladene und gesicherte/entspannte Waffe im Bereich des Vorderschaftes und des Kolbens auf Einschießunterlagen betten. Um einen Prellschuss zu vermeiden, nur gepolsterte Unterlagen verwenden. Der Lauf darf keinen Kontakt mit der Unterlage haben. Zieloptik auf hohe bis höchste Vergrößerungsstufe stellen.
Waffe auf das Ziel vorausrichten.
Entspannte Sitzposition, beide Füße flach auf dem Boden. Oberkörper nur leicht nach vorne geneigt, nur die rechte Brustseite (Rechtshänder) berührt den Schießtisch. Irritationen durch den Herzschlag werden so vermieden. Linkshänder schieben ein Polster zwischen Oberkörper und Tisch.
Die linke Hand (bei Linkshändern die rechte) liegt flach auf dem Tisch. Keine Hand drückt auf Optik, Lauf oder Verschluss – die Treffpunktlage kann sich dadurch verändern. Beide Ellbogen haben sicheren Tischkontakt.
Den Kolben, ohne sich zu verspannen, in die Schulter einziehen. Rückstoß reduzierende Schießweste oder Zwischenlage (Sandsäckchen, Filz, etc.) verwenden. Der Schießkomfort wird erhöht, die Gefahr des „Muckens“ reduziert.
Nach dem Entsichern/Spannen: Ziel aufnehmen. Atmung kontrollieren und beruhigen, maximale Konzentration. Der Zeigefinger nimmt abgewinkelt, direkt von vorne Kontakt mit dem Züngel auf (gegebenenfalls vorher einstechen).
Achtung: Seitlich schräger Zug verändert das Auslösegewicht.Während des Ausatmens den Druck auf das Züngel langsam erhöhen. In einer kurzen Atempause den Schuss lösen. Dabei bewegen sich lediglich die beiden äußeren Zeigefingerglieder, der restliche Körper verharrt wie einbetoniert. „Durch das Feuer schauen“. Den Sitz der Kugel (Abkommen) ohne Blick auf die Scheibe ansagen.

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