Als WILD UND HUND 2004 über die Ergebnisse der Archivforschung von Andreas Gautschi zum Fall Walter Frevert berichtete, war das Entsetzen bei vielen deutschen Jägern groß.
Musste es sein, dass eine Jagdzeitschrift den Verfasser des „Jagdlichen Brauchtums“ und Autor vieler bekannter Bücher als Kriegsverbrecher enttarnte? Es gab Stimmen, die der
Meinung waren, man solle das Erbe dieser Person nicht schänden und sie in Frieden ruhen lassen.
Jetzt wird die Rolle Renz Wallers, dem Gründer des Deutschen Falkenordens, im Dritten Reich beleuchtet (siehe Seite 40). Frevert, Waller,Scherping, Nüsslein – diese Namen und die Zeit, in der sie wirkten, lassen die Enkelgeneration nicht los, gerade weil ihre Schriften, Werke und Organisationen bis ins Heute hineinreichen. Wer waren diese Männer? Wie haben sie sich in dieser deutschen Katastrophe schuldig gemacht? Diese Fragen lassen sich nicht wie Schmeißfliegen vom Tisch scheuchen. Schuld ist eine persönliche Sache. Alle Genannten sind in ihrem Leben an Punkte gekommen, an denen sie wussten und sahen, was um sie herum geschah. Sie entschieden sich, mit den Nazis zu paktieren.
Ich will als Teil der Enkelgeneration nicht richten, aber es hilft sicher auch nicht, darüber zu schweigen. Nur im Schweigen ist es möglich, dass uns diese Geister aus der braunen Vergangenheit immer wieder erscheinen und der Jagd in Deutschland einen Geruch geben, den sie nicht braucht.
Es ist richtig, dass der DJV die Jagd im Dritten Reich und den darin verstrickten Personen im Deutschen Jagd- und Fischereimuseum eine Ausstellung widmen will. Sie soll der
Öffentlichkeit zeigen, wie die Personen und ihr Wirken beispielsweise bei der Verabschiedung des Reichsjagdgesetzes historisch einzuordnen sind. Das ist nicht zuletzt deshalb wichtig, um auch denen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die wider besseres Wissen immer noch behaupten, dass Reichsjagdgesetz und die daran anknüpfenden deutschen Jagdgesetze seien eine Idee der Nazis gewesen, was längst widerlegt ist. Es
ist die Aufgabe eines seriösen Jagdmagazines wie der WILD UND HUND, Fakten für die Aufarbeitung und eine Diskussion zu liefern. „Likes“ bekommt man dafür nicht.