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Vogelhausbesetzer

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Kaum ein Ansitz ohne schwarz-gelbe Störenfriede. Das ist nicht nur unangenehm, sondern auch ärgerlich, wenn man selbst daran schuld ist.

Peter Schmitt

Foto: Red.

Es prasselt an den geschlossenen Plexiglasscheiben der Heide-Kanzel, als würden Tropfen eines Platzregens dagegenpeitschen. Aber es herrschen fast 30 Grad, und weit und breit ist nicht eine Wolke zu sehen. Der Schweiß, der mir von der Stirn rinnt, ist nicht allein der Hitze im Hochsitz geschuldet, und auch nicht der geliehenen Imkerjacke. Eher handelt es sich um Angstschweiß. Denn unzählige aufgebrachte Hornissen versuchen, sich auf mich zu stürzen. Das Plexiglas zwischen uns verspricht zwar momentan noch Schutz, aber irgendwann wollte ich ja eigentlich auch wieder runter von der Kanzel.Zwar hatte mir der befreundete Imker vor wenigen Minuten noch einmal telefonisch bescheinigt, dass Jacke und Spezialhandschuhe „zu 99 %“ sicher seien, aber sein „hoffentlich hast du ­keine eng anliegende Hose an“ kam da natürlich deutlich zu spät.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, in denen uns Wespen die größten Probleme in den Kanzeln bereiteten, ­haben dieses Jahr die Hornissen deutliches Übergewicht. Die Überbleibsel diverser Wespennester im Hochsitz­inneren legen nahe, dass die großen den kleineren Verwandten einfach den Garaus gemacht haben. Allerdings sind die Hornissen nicht in, sondern an den Kanzel-Aufbauten anzutreffen.

Schuld daran sind wir selbst: ­Einerseits aus Naturschutzgründen und andererseits, um gegebenenfalls Randalierern ein schlechtes Gewissen zu machen, hängen an vielen unserer Hochsitze Nist- und Fledermaus-Kästen. Aber erstere werden parallel mit den trockenen Frühjahren und Sommern mittlerweile fast nur noch von Hornissen besetzt.

Handy-Schnappschuss durchs Plexiglas-Kanzelfenster. Nur zögerlich beruhigen sich die Hornissen.
Foto: Peter Schmitt

Die Nester oder deren Bewohner zu entfernen, ist von Rechtswegen natürlich tabu. Eine Kugel auf die Reise zu schicken, wenn 50 cm darunter ein Hornissenvolk haust, ebenfalls, falls man nicht als menschlicher Streuselkuchen abbaumen möchte.

Um zumindest auf eine von fünf gekaperten Kanzeln zur Jagd im Herbst wieder zurückgreifen zu können, wollte ich die zwei voll besetzten Nistkästen abhängen und wenige Meter weiter etwas tiefer an einer ­Eiche wieder aufhängen. Der Plan: Die Einschlupflöcher abkleben, die Kästen umhängen, Klebeband abziehen und im Schutz des Imkeranzuges das Weite suchen. So weit die – zugegeben etwas naive – Theorie.

Aber schon meine Anwesenheit auf der Kanzel ließ das Volk explodieren. Von der Gelassenheit, die Hornissen nachgesagt wird, ist nicht allzu viel übrig. Wespen und Hornissen stechen mit Fortschreiten des Herbstes nämlich deutlich schneller. Das schilderte mir zumindest eine Fachfrau, nachdem ich im Oktober 2018 heftig von Wespen attackiert wurde. Die Gelb-Schwarzen würden merken, dass es langsam, aber sicher dem Ende zugehe, sie würden vermehrt aggressiv reagieren. So bleibt für das kommende Jahr die Lehre: Die Nistkästen kommen weg von den Kanzeln und ab ins ­Revier. Denn das hilft Vögeln, Hornissen, Wespen und uns.

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