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Wespenstich-Was nun?

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Fotos: Tobias Thimm (2), Bildagentur Schilling (l. u.)

AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Sommerzeit ist Wespenzeit, und ein Insektenstich ist ärgerlich und schmerzhaft. Unter welchen Umständen er sogar lebensgefährlich ist und wie man sich im Notfall verhält, hat Tobias Thimm recherchiert.

Autsch! Der Schmerz erinnert an den Kontakt mit einer glühenden Zigarette – mehrmals sticht eine kapitale Wespe mir in den Nacken. Um mich herum brummt und summt es. Immer mehr der gelb-schwarzen Biester verlassen das handballgroße Nest unter dem Sitzbrett der Kanzel. Nichts wie weg hier!
Auf der Leiter erhalte ich weitere schmerzhafte Treffer der aggressiven Hautflügler, denn flink bin ich mit Waffe, Fernglas und Jagdgerödel in drei Metern Höhe nicht wirklich.
Endlich erreiche ich den Wagen und kühle die Stiche mit etwas Wasser aus dem Revierbach. Bis auf mehrere schmerzhafte Schwellungen – einfache lokale Hautreaktionen – ist alles noch mal gut gegangen.
Gefährlich sind Wespenstiche vor allem im Mund- und Rachenraum sowie in den Hals, da die Schleimhäute sehr schnell und stark anschwellen und die Atemwege verengen können. Bei Stichen in diese Regionen sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen. Mit Kühlelementen und Eis kann ein Anschwellen im Ernstfall etwas verzögert werden. Lassen Sie den Patienten nicht allein.
In akuter Lebensgefahr schweben Menschen, die auf Insektengifte allergisch reagieren – das betrifft etwa drei Prozent der Bevölkerung. Besonders tückisch wird es, wenn man nichts von der eigenen Überempfindlichkeit weiß und gestochen wird. Ein Allergietest kann hier Aufschluss geben.
Verschiedene Symptome, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel und Atemnot nach der Giftinjektion, deuten auf eine Allergie hin. Generell sollten aber alle Symptome, die über eine normale Rötung oder Quaddel hinausgehen, sehr ernst genommen werden.
Bei Allergikern können Insektenstiche systemische Reaktionen auslösen, die bis zum anaphylaktischen Schock führen. Dann sollte der Patient umgehend in die Schocklage (Beine hochlagern) gebracht werden. Bei Ohnmacht ist die stabile Seitenlage vorzuziehen und Wiederbelebungsmaßnahmen sind einzuleiten. Ein Schock kündigt sich häufig mit einem Kribbeln oder Brennen in Mund und Rachen oder an Fußsohlen und Handflächen an. Eine ärztliche Notfallbehandlung ist dringend erforderlich, da ein tödlicher Atem-und Kreislaufstillstand droht. Nach dem Absetzen eines Notrufs erreichen Rettungswagen den Rettungspunkt normalerweise in maximal 15 Minuten.

Bei nachgewiesener Insektengiftallergie sollten Betroffene im Revier immer ein Notfallset (schnell wirkende Antihistaminika, Glukocortikoide, Fertigadrenalinspritze) bei sich führen und wissen, wie sie sich selbst die Adrenalininjektion verabreichen können. Langfristig kann über eine medizinische Hypersensibilisierung nachgedacht werden, um einen Schutz gegen das Allergen aufzubauen. Dabei wird das Immunsystem schrittweise an das Gift gewöhnt, wodurch eine allergische Reaktion unterbleibt.

Wespenstich-Was nun?
Da der Patient die Rettungspunkte im Revier nennen konnte, fanden ihn die Rettungskräfte.Foto: Hanns Friedrich

Tipps fürs Revier:
1. Kanzeltüren vorsichtig öffnen, um keine Nester abzureißen.
2. Vor dem Ansitz im Kanzelinneren und unter dem Sitzbrett nach Insektenbauwerken schauen.
3. Allergiker sollten im Revier stets ihr Notfallset (auf Verfallsdatum achten) am Mann tragen und Bereiche ohne Handyempfang meiden.
4. Revierarbeiten immer zu zweit durchführen.
5. Süße Snacks und Getränke draußen vermeiden.
6. Rettungspunkte im Revier kennen und notieren. Eine wertvolle Hilfe bietet auch die kostenlose „Hilfe im Wald“-Rettungsapp. Sie dient dazu, den nächstgelegenen Rettungspunkt zu finden und im Revier somit eine präzise Ortsangabe machen zu können.
7. Falls Sie allein im Wald sind und ein Notfall eingetreten ist, lassen Sie den Lautsprecher des Handys an. Das Personal der Notrufzentralen ist geschult und kann Ihnen in den entscheidenden Minuten Anweisungen geben und lässt Sie nicht im Stich.


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