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WESTFÄLISCHE DACHSBRACKE – RASSE PORTRÄT – kleiner Klassiker

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Wenn von Bracken die Rede ist, denken wir meistens an die hochläufigen Vertreter dieser Gattung. Die Westfälische Dachsbracke ist dagegen weniger bekannt. HARTMUT ROTH stellt den einzigen Vertreter der deutschen Niederlaufhunde vor.

Fotos: Ulf Muuss, Dr. Georg Zerfass
Bundesweit wird 2009 mit etwa 40 Welpen der Westfälischen Dachsbracke gerechnet.           Foto: Dr. Georg Zerfass
Als „Olper Bracke mit Sportfahrwerk“ beschrieb ein Jäger nach einer Drückjagd den dreifarbigen Hund, der ihm fährtenlaut und mit tiefer Nase zwei Stück Rotwild schussgerecht vor die Büchse gebracht hatte. Mit seiner Beschreibung des jagenden Hundes lag er gar nicht so verkehrt. Die Westfälische Dachsbracke wird seit fast 150 Jahren rein gezüchtet. Einzelne Liebhaber dieses Laufhundes hatten um 1870 damit begonnen, bereits vorhandene Rassemerkmale festzuschreiben. Abbildungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen bereits weißbunte Niederlaufhunde in den Zwingern des jagenden Adels, auch wenn es die Bezeichnung „Dachsbracke“ damals noch nicht gab.
Im August 1906 wurde der Westfälisch-Rheinische Dachsbracken-Klub in Hagen/Westfalen gegründet. Zu dieser Zeit hatten sich etwa 150 Mitglieder eingetragen. Sie hatten erkannt, dass die zu der Zeit gezüchteten Niederlaufhunde und Dackel mit ihrem plumpen Körper und meist krummen Läufen den Anforderungen in den Mittelgebirgsrevieren nicht gewachsen waren. Trotzdem sollte die Schulterhöhe von 35 cm nicht überschritten werden, um die Hunde auch noch zur Baujagd verwenden zu können. Selbst zur Otterjagd wurden sie eingesetzt, wozu Wasserfreude und Härte erforderlich waren. Ziel war die Veredelung der weißbunten Westfälischen Dachsbracke, die für ein ruhiges Jagen bürgen sollte, damit sie sich auch für kleine Reviere eignete. Vorgaben also, die heute wieder aktuell sind. In den ersten Jahrzehnten waren die Vorgaben für die Züchter bei weitem nicht so streng wie heute. Sie waren lediglich gehalten, sich an den im Jahre 1900 festgelegten Rassekennzeichen zu orientieren und die Bracken auf Schau-Bewertungen und „Preisjagden“ vorzustellen. Das waren Gesellschaftsjagden, auf denen eine Vielzahl von Richtern die unterschiedlich markierten Hunde bewerteten. Entsprechend den politisch gesteuerten Erfordernissen der damaligen Zeit wurde der Klub 1935 in die „Fachschaft Westfälische Dachsbracke“ umgewandelt. 1936 schlossen sich die Vertreter des Brackenlagers unter der Schirmherrschaft von Prof. Lutz Heck zur Fachschaft „Deutsche Bracken“ zusammen. Diese Interessengemeinschaft hat sich bis heute bewährt.
Nach den großen Rückschlägen in der Brackenzucht während der Kriegs- und Nachkriegsjahre haben passionierte Jäger die Restbestände der Deutschen Bracke und der Westfälischen Dachsbracke in Kleinarbeit zusammengetragen und ein neues Zuchtbuch angelegt. Hier werden seitdem die Würfe erfasst und mit durchlaufenden Zuchtbuchnum-

mern versehen. Zur Zucht zugelassen wurden alle Bracken und Dachsbracken, die keine zuchtausschließenden Mängel hatten, wie zum Beispiel Gebiss- oder Formfehler, Wesensmängel und ähnliches. 1972 wurde eine umfassende Zuchtordnung erlassen. Seitdem darf nur mit Hunden gezüchtet werden, die eine Anlagen- oder Gebrauchsprüfung sowie eine erfolgreiche Formbewertung vorweisen können. Nach verschiedenen Verschärfungen werden heute nur schussfeste Hunde zur Zucht zugelassen, die in den Anlagenfächern wie in der Formbewertung gute Werte (mindestens Note 3) erzielt haben. Erwünscht sind selbstverständlich Nachweise auf Leistungsprüfungen sowie Leistungszeichen. Der Gedanke der Zucht gesunder und leistungsstarker Gebrauchshunde im korrekten Arbeitstyp wird heute vorbildlich umgesetzt. Das Zuchtvolumen der Bracken und Dachsbracken orientiert sich seit jeher am Bedarf. Gezüchtet wurde immer nur so viel, wie auch benötigt wurde.

Ein „handlicher“ Hund, der sich auch leicht mit auf den Ansitz nehmen lässt.
Das Interesse an der Westfälischen Dachsbracke war Ende des vergangenen Jahrhunderts zurückgegangen, wodurch die Zuchtbasis enger wurde. In der Zwischenzeit konnte die Nachfrage durch ein Umdenken in der Zucht und erfolgreiches Auftreten in der Praxis merklich gesteigert werden. Die zunehmenden Schwarzwildbestände und Stöberjagden erhöhten das Interesse zusätzlich. Mit der breiteren Basis verbesserten sich die Zuchtergebnisse. Die Westfälische Dachsbracke ist ein niedriger, mäßig langgestreckter, kräftig gebauter Jagdhund mit edlem Kopf und langer Bürstenrute. Die Schulterhöhe liegt zwischen 30 und 38 cm. Das Haar ist am ganzen Körper, auch am Bauch, sehr dicht und grob. Die Dachsbracke ist meist dreifarbig rot bis gelb mit schwarzem Sattel und den typischen weißen Brackenabzeichen. Seltener finden sich zweifarbige Hunde mit roter bis gelber Grundfärbung sowie weißen Abzeichen. Die „kleine Schwester“ der Olper Bracke ist ein anpassungsfähiger und freundlicher Jagdhund mit feiner Nase und großer Spur- und Fährtenpassion. Im Hause ist sie familientauglich, kinderlieb und ruhig, draußen zeigt sie ihr wahres Temperament mit gutem Finderwillen selbst in wildarmen Revieren. Durch ihr ausgeglichenes Wesen ist sie ein angenehmer und aufmerksamer Pirschbegleiter, der aufgrund seiner Größe und Handlichkeit in jeden Fußraum eines Autos passt und nicht extra den Laderaum belegen muss.

Als typischer Vertreter der Waldgebrauchshunde soll die Westfälische Dachsbracke alles Wild finden und laut vor die Schützen bringen. Sie muss weder apportieren noch im Wasser arbeiten. Die Bracke muss bei der ihr eigenen Passion viel gearbeitet und gefordert werden, da sie sich sonst ihre Arbeit gern selbst besorgt. Die „Gebrauchsanleitung“ zum erfolgreichen Stöbern steht in der Prüfungsordnung. Wenn der Hund so ausgebildet wird, dass er die Anlagen- und Gebrauchsprüfung besteht, ist er in aller Regel brauchbar. Man sollte auf keinen Fall eine Dressur nach herkömmlichem Muster vornehmen. Alle Bracken sind durch Konsequenz, Verständnis und die enge Bindung ihrem Führer zu motivieren. Für ihn tun sie dann alles und kommen nach getaner Arbeit auch wieder zurück. Es sollte nicht Ausbildungsziel sein, den Hund in jeder Lage abrufen zu können, so beruhigend das im Einzelfall sein mag. Selbstverständlich sind Grundgehorsam und das Folgen-Wollen unverzichtbar.

Für die Arbeit vor dem Schuss zeichnet sich die Westfälische Dachsbracke aus durch sicheres und zähes Kleben an der angejagten Fährte, bei ausgeprägtem Finderwillen und ausdauerndem Fährtenlaut. Ihr Haupteinsatz liegt daher bei der Lauten Jagd, also dem Stöbern auf Niederwild sowie zunehmend auf Schalenwild bei Bewegungsjagden. Durch das langsame Tempo wird das Wild weniger beunruhigt und kehrt in aller Regel schneller wieder in seinen Einstand zurück, wobei die tiefläufige Dachsbrackeoft kurze Zeit später fährtenlaut folgt. Der sichere Laut zeichnet den Weg des vor den Hunden ziehenden Wildes akustisch nach. Interessant ist auch die häufig gemachte Beobachtung, dass sich beim Einsatz von fährtenlaut jagenden Hunden immer nur das Stück Wild oder der Familienverband bewegt, der von einem fährtenlauten Hund angejagt wird. Das andere Wild, insbesondere Rehwild, drückt sich nur kurz und lässt die Jagd an sich vorbeiziehen. Bei solchem Verhalten kommt das Wild vor den langsamen, laut jagenden Hunden selten hochflüchtig, verhofft immer wieder und kann so besser angesprochen und beschossen werden.
Das langsame, fährtenlaute Jagen der Dachsbracke erlaubt in aller Regel ein zuverlässiges Ansprechen und eine sichere Schussabgabe auf das anwechselnde Wild. Foto: Gr. Georg Zerfass
Immer wieder wird bei der Frage nach der Rassewahl hervorgehoben, man benötige den Hund „für die Schweißarbeit“. Mal Hand aufs Herz: Wie viele erschwerte Nachsuchen fallen denn im Jahr im Einsatzbereich des Hundes an, und wie viele davon werden von ihm zu bewältigen sein? Durch die feine Nase, gepaart mit ausgeprägtem Fährtenwillen, ihre Ruhe und Ausdauer ist die Westfälische Dachsbracke zu konzentrierter Riemenarbeit besonders befähigt und leistet dabei Beachtliches auf der Schweißfährte. Trotzdem soll sie hier nicht als der bunte, kurzläufige Schweißhund angepriesen werden. Das Leistungsvermögen allein garantiert aber noch nicht das Fortbestehen einer Rasse. Der vom Zuchtverein einzubringende Teil ist – den Vorgaben der Zuchtordnung entsprechend – ein ordentlicher Arbeitstyp, gute Veranlagung und ein familientaugliches Wesen. Die Verantwortung des Züchters endet aber nicht mit der Abgabe der Welpen an geeignete Führer.
Deshalb werden Welpen dieser Rasse nur an aktive Jäger abgegeben, die die Hunde später auf Prüfungen vorstellen: Um die züchterischen Bemühungen zu kontrollieren, muss die Nachzucht beurteilt werden. Dies geschieht auf den Anlagen- und möglichst Leistungsprü-
fungen sowie bei Pfostenschauen (Formbewertung). Wenn dabei Hunde den Zulassungsvorgaben nach der Zuchtordnung entsprechen, sollten die Besitzer auch bereit sein, sich an mindestens einem Wurf zur Erhaltung der Zuchtlinie zu beteiligen. Zur Zeit befassen sich Brackenfreunde in etwa zehn Zwingern mit der Zucht der Westfälischen Dachsbracke. Schon die geringen jährlichen Welpenzahlen lassen erkennen, dass hier ein sehr enger Kontakt und großes Vertrauen der Züchter wie auch der Käufer angesagt ist. Die Zuchtleitung erarbeitet mit den Züchtern gemeinsam die Paarungen, wobei das Ausweiten der Zuchtlinien Priorität haben muss. Der Käufer erwirbt einen Hund, der nach den strengen Vorgaben der Zuchtordnung aus gesunden und leistungsstarken Elterntieren stammt. Alle Welpen sind DNA-erfasst.
Weitere Informationen unter www.deutscher-bracken-club.de

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