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Robust und reißfest

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Schweisshundführer-Ausrüstung:
Egal ob Büchse, Kleidung oder Schweißriemen – auf Nachsuchen wird die Ausrüstung so stark strapaziert, dass sie aus ganz besonderem Holz geschnitzt sein muss.

 

Spezialausrüstung für Hundeführer und Hund, z.B. das „Bodoband“-Signalband und das Brustgeschirr „Artus“, machen die Arbeit sicherer und leichter

Zugewachsene Windwurfflächen, endlose Schwarzdorndickichte, Ginsterflächen mit Brombeere „unterbaut“– das sind die Bühnen, auf denen sich Schweißhundführer regelmäßig wiederfinden, wenn es um die erschwerte Nachsuche auf Schalenwild geht. Die Stücke, die dort gespielt werden, ähneln sich in ihrer Dramaturgie: Das Gespann arbeitet die Krankfährte, es geht durch Dick und Dünn, um dann in der Regel im „Dicken“ zu enden – da, wohin sich krankes Wild bevorzugt zurückzieht. Endet die Nachsuche gar mit einer Hetze, ist es so gut wie sicher, dass der Hund das Wild genau da stellt, wo es am dichtesten ist. Angehen ist häufig unmöglich, also muss man in einem „Schwarzwildtunnel“ herankriechen, auf eine günstige Gelegenheit für den Fangschuss warten und dann… – schießt man vorbei. Erneut geht die Hatz über Berg und Tal, und das kranke Stück stellt sich im nächsten Schwarzdornverhau. Die Ellbogen des Hundeführers sind mit Dornen gespickt, Stirn und Hände so zerkratzt, dass sie fast eine eigene „Schweißfährte“ liefern, Schweiß rinnt aus allen Poren. Und wenn es sich bei einer Sauen-Nachsuche um einen „Hosenflicker“ handelt, ist da immer noch das prickelnde Gefühl im Nacken, dass der Hund das Stück doch nicht binden kann, und es im „Tunnel“ die falsche Richtung einschlägt…

Wenn man nicht mehr ausweichen kann, hilft dann nur noch ein gezielter Schuss aus einer 9,3×62, 8×57 IS oder der .308 Winchester, um gleich die Kaliber zu nennen, die sich in Nachsuchenbüchsen mit ihren kurzen Läufen bewährt haben.

Geschosse:

Beim Fangschuss schwören viele Nachsuchenführer immer noch auf (Militär-)Vollmantelmunition, um den stellenden Hund nicht durch Splitter zu gefährden und nehmen dabei die geringere Wirkung im Vergleich zum Teilmantelgeschoss und eine höhere Ablenkwahrscheinlichkeit – durch die „spitzen“ Militär-Vollmantel – in Kauf. Meines Erachtens sind hier Verbundkern-Geschosse (zum Beispiel Oryx, Swift, Trophy Bonded, TOG), bei denen der Bleikern mit dem Geschossmantel verschweißt ist und die kaum splittern, oder Vollgeschosse, wie das neue Lapua Naturalis, das auch bei Knochentreffern nahezu 100 Prozent Restgewicht behält, besser geeignet. Im Kaliber .308 bietet RWS eine Fangschusslaborierung mit 8,4 Gramm „leichtem“ Hohlspitzgeschoss an, das bei Stücken ab 25 Kilogramm keinen Ausschuss ergeben soll, so RWS.

Systeme:

Wer sich eine spezielle Nachsuchenbüchse zulegen will, hat im Prinzip nur die Wahl zwischen zwei Systemen: Original 98 oder R 93. Der 98er hat sich seit seiner Einführung vor über 100 Jahren bewährt und ist an Zuverlässigkeit und Robustheit kaum zu übertreffen. Die kontrollierte Patronenzuführung (die Patrone wird nach Freigabe vom Magazin sofort von der Auszieherkralle gefasst), der lange breite Auszieher, der auch bei Schmutz zuverlässig funktioniert, und die 180-Grad-Flügelsicherung, die den Schlagbolzen festlegt, machen das System praktisch „pannensicher“. Nachsuchen-98er mit 45 bis 50 Zentimeter Lauflänge und spezieller seitlicher Riemenbügelbefestigung an der Mündung und am Hinterschaft, gibt es von verschiedenen Herstellern (zum Beispiel Frankonia, 799 Euro) oder Büchsenmachern. Nachsuchenführer Hartmut Roth hat sich seine Büchse von Büchsenmachermeister Klaus Mumme speziell anfertigen lassen: Die Waffe hat einen extrem kurzen, 40 Zentimeter langen Lauf, einen Mündungsfeuerdämpfer und ein Handspannschloss, System „Voere“ (alternativ: System „Niesser“), mit dem sich die Waffe geladen, aber entspannt führen lässt (etwa 1 350 Euro, Umbau ab 350 Euro). Da Hartmut Roth seine Büchse mit dem Hinterschaft „nach oben“ auf dem Rücken trägt, ist der hintere, seitliche Riemenbügel dicht an der Schaftkappe angebracht, so dass man mit dem Hinterschaftende nicht so schnell an Ästen oder Ranken hängen bleibt.

Wer eine moderne Konstruktion bevorzugt, für den bietet Blaser die mittlerweile ebenfalls bewährte R 93 in der Ausführung „Offroad-Nachsuche“ an (etwa 1 857 Euro): Robuster Kunststoffschaft, 50er-Lauf, seitliche Riemenbügelbefestigung und eine sehr gute Visierung zum Flüchtigschießen machen den Handspanner kompromisslos nachsuchentauglich. Das von Kritikern immer gern bemängelte Kunststoffkorn hat sich bei einer Testbüchse mit über 60 Einsätzen als „Durchgehwaffe“ bei Drückjagden noch nicht verschlagen.

Noch ein Wort zum Thema Handspanner: Die Handspannung sollte man immer „nur“ als Sicherung (im herkömmlichen Sinne) betrachten. Das wird einem spätestens dann bewusst, wenn sie sich einmal verselbstständigt hat: Als Durchgehschütze bei einer Jagd trug ich meine Handspanner-Büchse in der Hand vor dem Abzugsbügel. In einem Windwurfverhau stolperte ich und konnte mich gerade noch auffangen, indem ich mich im Fallen auf der Waffe abstützte. Dabei blieb der Spannschieber an einem Ast hängen, und die Büchse war ungewollt gespannt, allerdings nur unterladen…

Gewehrriemen:

Hier haben sich etwa fünf Zentimeter breite Modelle bewährt, wie der Niggeloh-Gewehrgurt „orange“, der durch sein elastisches Neopren-Material einen sehr hohen Tragekomfort aufweist und durch eine rutschfeste Gummiarmierung auf der Unterseite sowie Schnellverschlüsse besticht (42,80 Euro). Wer es mag, für den sind die Rucksackgewehrgurte, wie sie SfA (Modell „ Janosch“ 41 Euro) und Niggeloh (47,30 Euro) im Angebot haben, genau das richtige.

Messer:

Wenn der Fangschuss aufgrund des scharf stellenden Hundes nicht möglich ist, benötigt man ein ausreichend großes Messer zum Abfangen. Eine vier bis fünf Zentimeter breite und etwa 20 Zentimeter lange Klinge sind hier ein absolutes Muss, um ein schnelles Verenden des Stückes zu gewährleisten. Ob dabei die Spitze etwas aus der Mitte geschliffen wurde und sie nicht ganz so spitz – sprich „knochengierig“ sein muss – sei dahin gestellt. Viele Jäger setzen erfolgreich preiswerte Messer mit einer langen, schweren, aber spitzen Klinge in Bowie-Form ein. Speziell für Hundeführer gibt es in kompakter Form mit machetenähnlichem Schlagschwerpunkt vorn das „Hubertus-Huntmaster“ von Frankonia mit 16 Zentimeter langer Klinge (195 Euro) und das Puma „Rüdemann II“ mit 17 Zentimeter langer Klinge (399 Euro). Wer es größer mag, kann auf das bewährte Puma „Waidblatt“ (Klingenlänge 22 Zentimeter, 399 Euro) oder den AKAH- „Saufänger“ (Klingenlänge 24 Zentimeter, 130 Euro) zurückgreifen. Preiswerter und auch seinen Zweck erfüllt allerdings auch das „Große Jagdmesser“ von AKAH (Klingenlänge 20 Zentimeter, 64 Euro).

Der Nachteil bei einigen Messern: Bis auf das Hubertus Huntmaster und den AKAH-Saufänger sind bei den erwähnten Modellen das vordere Drittel des Klingenrücken nicht angeschliffen, was das Eindringen durch Schwarte oder Winterdecke unnötig erschweren kann.

Kleidung:

Hier muss man Kompromisse schließen. Einerseits soll sie strapazierfähig und dornenfest sein, andererseits atmungsaktiv und möglichst wasserdicht. Viele Nachsuchenführer behelfen sich mit herkömmlichen Waldarbeiterjacken mit Signalbeschlägen, wobei diese Jacken durch den dünnen Stoff in der Regel recht atmungsaktiv, aber nur bedingt dornenfest sind. Einen guten Kompromiss bieten Jacken und Hosen aus dem High-tech-Material „Flexorain“ an, das wasserdampfdurchlässig, wasserdicht und bedingt schwarzdorngeeignet ist (siehe WuH, 1/2001, Vertrieb SfA, Grube).

Wer es richtig schwarzdornfest haben will, muss auf Cordura beziehungsweise Polyester zurückgreifen. Jacke und Latzhose aus letzterem bietet SfA in Form des Anzuges „Branko“ an (Jacke ab 96 Euro, Hose ab 89 Euro). Waidwerk (Leroi Jagd und Sport) vertreibt die Ranger „Outdoorhose“, eine robuste Jeans aus Moleskin mit einem Aufsatz aus wasserfestem Cordura (79,90 Euro). Sowohl „Branko“ als auch die „Jeans“ sind schwarzdornerprobt, allerdings geht die Dornenfestigkeit letztlich doch zu Lasten der Atmungsaktivität.

Wem letzteres egal ist, aber wer dafür seine Waden und Schienbeine gegen schlagende und beißende Sauen schützen will, kann auf Beinlinge zurückgreifen, die aus einem besonders stoß- und stichfestem Polymergewebe bestehen (270 Euro, SfA). Aus dem gleichen Material sind übrigens die Hundeschutzanzüge, die die besonders gefährdeten Körperteile des Hundes abdecken und vor Schlägen mit dem Gewaff bewahren (siehe WuH 4/2002, ab 215 Euro, SfA).

Stiefel:

Beim Schuhwerk hat der Nachsuchenführer die Wahl zwischen Gummi-, Berg- oder Schaftstiefeln. Gummistiefel eignen sich nur in flachem, relativ einfachem Gelände. Sobald es etwas steiler oder gar bergig wird, sind feste Bergstiefel die erste Wahl, wie sie von mehreren Firmen, zum Beispiel Meindl und Hanwag, angeboten werden. Bei Hundeführern bewährt hat sich der Stiefel „Reck Honved“ mit hohem Schaft, dessen Schnellschnürung im Ristbereich für festen Halt sorgt (ab 295 Euro, Schuh-Keller).

Sonstiges Zubehör:

Mit geeigneten Handschuhen, die zumindest etwas Gefühl im rechten (oder linken Zeigefinger) übrig lassen und dabei gleichzeitig auch bei Nässe einen sicheren Halt der Büchse gewähren sollen, muss man auch mal in Dornen greifen können, ohne dass die Hand danach wie nach einer „Igel-Attacke“ aussieht. Manche Hundeführer nehmen dabei für die eine Hand einen schweren Lederhandschuh mit langen Stulpen und für die Schießhand einen PVC-beschichteten leichteren Handschuh, der eigentlich für Arbeiten im Garten oder mit Chemikalien gedacht ist (Im Baumarkt erhältlich). Isolierte, neonrote Nachsuchen-Handschuhe aus Baumwolle mit PVC-Beschichtung namens „Arktis“ bietet SfA an (18 Euro).

Wem schon einmal im Winter bei Schlack-Schnee ein Kräuter-Mix aus Fichtennadeln und Schnee eiskalt den Nacken heruntergelaufen ist, der will auf eine Kopfbedeckung mit Nackenschutz nicht verzichten. So mancher verlässt sich dabei auf einen Waldarbeiterhelm oder einen faltbaren Südwester. In neonrot bietet SfA die passende Mütze in Baschlik-Form mit Kinnriemen und Nackenschutz an. Die erinnert zwar ein wenig an ein verunglücktes „Capi blanc“ der Fremdenlegion, ist aber beim Durchkriechen von Dickungen enorm praktisch (46 Euro).

Abgerundet wird die Nachsuchenausrüstung durch Schutzbrille, einen Erste-Hilfe-Beutel für Jagd & Forst und eventuell eine Dose mit Fährtenmarkierungsband, um beim Zurückgreifen den letzten Schweiß leichter zu finden (Vertrieb SfA).

Schweißriemen und -halsung:

Die Verbindung zwischen Führer und Hund stellen Halsung und Schweißriemen her. Neben dem klassischen 12-Meter-Schweißriemen aus Leder greifen viele Hundeführer in der Praxis immer mehr zu Nylonriemen, die sich nicht so schnell mit Wasser vollsaugen und bei gleicher Länge leichter im Vergleich zum Lederriemen sind (zum Beispiel von Niggeloh, 27,70 Euro und AKAH, 33,50 Euro). Beim Modell „Brisko“ von SfA ist vor der Schnalle ein 50 Zentimeter langes Ende aus Chromleder in den Riemen integriert, das der Hund einfacher durchbeißen kann, falls er in der Hitze des Gefechtes mit samt dem Riemen „durchgeht“ und irgendwo hängenbleibt (36 Euro). Etwa anderhalb Meter vor dem Ende haben diese Riemen ein aufgenähtes Lederstück („Ledermaus“), so dass der Führer in der Dickung ohne Sicht weiß, wann der Riemen zu Ende ist.

Einen neuartigen Schweißriemen bietet THAV-Import an: Der Riemen besteht aus einer im Querschnitt runden, orangefarbenen Nylonsehne. Durch die kabelähnliche Form leistet der gummierte „Riemen“ besonders wenig Widerstand, wenn er über den Untergrund schleift und verheddert sich nicht so schnell in Gestrüpp. Zudem nimmt er auch kein Wasser auf (ab 32,95 Euro).

Immer mehr Hundeführer kommen von der klassischen Schweißhalsung ab und verwenden für ihren Hund lieber ein Brustgeschirr, da es den Druck des Riemens besser auf den Körper des Schweißhundes verteilt und die Atmung erleichtert. Wer sich für die klassische Schweißhalsung entscheidet, sollte darauf achten, dass die Nieten, mit denen der Wirbel an der Halsung befestigt ist, stark genug sind, da sie ansonsten früher oder später ausreißen – und das meist im ungünstigsten Augenblick.

Die gut verarbeitete Schweißhalsung von Niggeloh hat eine gepolsterte Neopreninnenseite mit einer Federstahleinlage, die hilft, den Druck am Hals des Hundes zu verteilen, so dass auch hier die Atmung bei Zugbelastung nicht behindert wird (34,10 Euro).

Ein praxiserprobtes Brustgeschirr namens „Artus“ bietet SfA an, das aus Nylongurtband besteht und mit Reflexstreifen versehen ist (ab 27 Euro). Um den Halswirbel zu entlasten und den Druck vom Kehlkopf zu nehmen, ist die Schweißhundehalsung nach Semke gedacht, bei der auch eine innenliegende Edelstahleinlage zum Tragen kommt (SfA, 100 Euro). Der Riemen wird dabei automatisch zwischen den Vorderläufen hindurch geführt.

Gut geeignete Messer für den Einsatz auf Nachsuchen: Frankonia „Hubertus-Huntmaster“, AKAH „Saufänger“, Puma „Rüdemann II“, Puma „Waidblatt“, AKAH „Großes Jagdmesser“ (v.l.)

 

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