Drückjagdstände und UVV:
Viele Jäger können es schon nicht mehr hören: Unfallverhütungsvorschriften. „Da passiert schon nix“, heißt es. Aber auch in diesem Jahr gab es bereits schwere Verletzungen und Todesfälle
Der leichte Drückjagdsitz der Eiderheimer Werkstätten ist mit 90 Kilogramm sehr flexibel |
Von Norbert Happ, Markus Wörmann
Er pirschte schon einige Tage auf den roten Bock, vergebens. Endlich bekam Hubert S. (Name von der Redaktion geändert) den Gesuchten zu sehen. In einem Getreideschlag zog dieser seitlich weg. Der Jäger geht bei gutem Wind den Bock an. Die Entfernung ist in Ordnung, Hubert S. geht in Anschlag, drückt ab: Hinter dem Getreidefeld sackt ein Landwirt auf seinem Trecker tödlich getroffen zusammen. Ein Einzelschicksal ganz sicher, aber leider kein Einzelfall.
Doch was hat diese Geschichte mit den Drückjagden im Herbst und Winter zu tun? Nun, vielfach ist das ebenerdige Schießen der Grund für Jagdunfälle. Unübersichtliches Gelände und fehlende Kugelfänge lassen die Schützen oft nur hoffen, dass nichts passiert. Leider hat es sich noch nicht überall herumgesprochen, dass so genannte Drückjagdstände problemlos herzustellen sind.
Gefahrenbereich ist deutlich zu markieren
Dabei eignen sich alle Arten von Hochsitzen, die ein unbehindertes, stehend freihändiges Mitschwingen und Schießen nach allen einsehbaren Seiten zulassen. Gut bewährt haben sich dachlose Hochsitze, Scherenleitern und Podeste. Zur Standoptimierung sollten sie leicht versetzbar sein. Landschaftsgerechter, unauffälliger Einbau dürfte für den Jäger eine Selbstverständlichkeit sein. Ein Annageln an Bäume hat zu unterbleiben. Die Postierung von Hochständen für die Drückjagd in Reih und Glied, so wie man Treibjagdstände am Boden hat, mindert nicht nur den Erfolg. Es erhöht das Sicherheitsrisiko im hohen Maße.
Von einem Drückjagdstand sollte man rundum auf gerechte Entfernung schießen können. Wo das in Ausnahmefällen nicht geht, ist der Gefahrenbereich deutlich zu markieren und dem Schützen anzusagen. Die Drückjagdstände sind zu nummerieren, entsprechend zu kennzeichnen und zu kartieren. Zusammengefasst noch einmal die wichtigsten Grundsätze für einen erfolgversprechenden Stand auf der Jagd:
Drückjagdstände …
• … müssen in einem sicheren Zustand sein.
• … müssen in der Nähe der Fluchtwechsel stehen.
• … dürfen nicht an Erholungseinrichtungen und Wegen stehen.
• … gehören nicht an deckungsarme Flächen und Schneisen.
• … sollen möglichst keine Nachbarstände im Schussfeld haben.
• … mit Schussfeldbegrenzungen müssen Markierungen haben.
• … sollen stehend freihändiges Schießen ermöglichen.
• … sollen Deckung gewähren.
• … sollen für einen längeren Aufenthalt ausreichend komfortabel sein.
• … müssen nummeriert, gekennzeichnet und kartiert sein.
Optische Anpassung an die Umgebung
Viele Konstruktionen für Drückjagdstände haben sich in der Praxis bewährt, und auch einige gute Anbieter tummeln sich auf dem Markt.
Ein Beispiel sind die Werkstätten für Behinderte „Eiderheim“ in der Nähe von Kiel. Der von ihnen hergestellte und vertriebene Drückjagdsitz hat eine Sitzhöhe von etwa 175 Zentimetern und lässt sich bei einer Sitzbrettbreite von 110 Zentimetern bequem auch von zwei Personen nutzen. Die Standfläche ist mit 110×110 Zentimetern großzügig bemessen. Die Brüstungshöhe beträgt 105 Zentimeter. Verwendet wird nach Angaben der Eiderheimer ausschließlich hochwertiges Fichtenholz, das zum Schutz vor Verwitterung mit einer speziellen tannengrünen Holzschutzlasur imprägniert ist und sich somit optisch der Umgebung anpasst. Mit einem Gewicht von zirka 90 Kilogramm dürfte der Ansitz von zwei bis drei Personen zu verstellen sein. Durch die Verwendung von Flügelmuttern ist er auch zügig auf- beziehungsweise abgebaut. 229 Euro für den Bausatz bei Selbstabholung muss der Jäger berappen, wenn er diesen flexibel einzusetzenden Ansitz in seinem Revier haben möchte. Die Anlieferung gegen einen Aufpreis von 60 Euro ist möglich. Die Eiderheimer Werkstätten erreichen Sie unter Tel. 0 43 47/90 70 oder www.eiderheim.de.
Langlebige Kiefernholzstangen
Der zweite Sitz ist eine offene Kanzelkonstruktion von der Firma holz & raum aus Finnentrop im Sauerland. Sie besteht aus halbrunden Kiefernholzstangen, die mit brauner Kesseldruckimprägnierung langlebig gemacht wurden. Der Hersteller gibt gegen Fäulnis eine Garantie von zehn Jahren.
Wahlweise wird der Unterbau in zwei Höhen angeboten: 200 oder 350 Zentimeter. Zuzüglich des Oberbaus erhält man dann eine Sitzhöhe von 245,5 beziehungsweise 395,5 Zentimetern. Der Clou ist aber das Sitzbrett: Es lässt sich bei Bedarf um weitere 3,5 Zentimeter erhöhen, für größere Jäger sicherlich ein zusätzlicher Komfort. Die Grundfläche der offenen Kanzel beträgt 113×113 Zentimeter bei einer Brüstungshöhe von 103,5 Zentimetern. Mit einem Unterbau in der 200-Zentimeter-Variante wiegt der Ansitz 150 Kilogramm, womit sicherlich nicht weniger als vier Leute zum Transport benötigt werden. In dieser Variante sind 208 Euro fällig, mit 350 Zentimeter Unterbau erhöht sich der Preis auf 358 Euro. Bei Verwendung als feste Einrichtung empfiehlt der Hersteller Erdanker (vier Stück für 100 Euro). Zusätzlich bieten die Sauerländer eine Dachkonstruktion für 69 Euro an. Alle Preise sind Abholpreise, eine Lieferung gegen Aufpreis ist aber möglich.
Weitere Informationen erteilt holz & raum unter der Tel. 0 23 95/91 82 0, oder schauen Sie im Internet: www.holzundraum.de.
Die Firma holz & raum gibt gegen Fäulniss eine Garantie von zehn Jahren auf das Kesseldruckimprägnierte Holz |