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Gezielt pirschen

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Zielstöcke selbstgemacht:
Pirsch- oder Zielstöcke sind seit jeher ständige Begleiter des Jägers gewesen. Ist doch eine sichere Gewehrauflage oft schon die halbe Miete für einen guten Schuss. Dabei reicht die Palette vom einfachen Bergstock bis hin zum standfesten Dreibein.

 

Das Dreibein wurde mit einer Auflage aus Schaumgummi ausgestattet

Von Jörg Rahn

Häufig findet man im Gelände keine geeignete Gewehrauflage, insbesondere dann, wenn Wild plötzlich auftaucht. Wie oft begegnet einem bereits auf dem Weg zum Ansitz ein passendes Stück? Der Jäger muss schnell reagieren, wobei für viele ein freihändiger Schuss nicht in Frage kommt. Ebenso wie auf der Pirsch ist dann eine Zielhilfe nötig. Im Gegensatz zum „einläufigen“ Bergstock – auch Pirschstock genannt – bestehen so genannte Zielstöcke aus zwei oder drei Stützen. Während der Bergstock „nur“ das Gewicht der Waffe nach unten auffängt, verhindert eine zweigliedrige Zielhilfe zusätzlich das seitliche Schwanken. Die Krönung der mobilen Gewehrauflagen sind jedoch Dreibeine, die das Gewehr fast vollkommen „ruhig stellen“. Mit zunehmendem Komfort werden die Zielhilfen jedoch im Bau aufwändiger und in der Handhabung schwieriger. Jeder Jäger muss daher selbst entscheiden wieviel „Unterstützung“ er benötigt. Die Geländeverhältnisse sind mitentscheidend, denn ein Dreibein lässt sich nur äußerst schwierig im hügeligem Gelände aufstellen.

Das Anstreichen eines zweibeinigen Zielstockes an Bäumen macht eine dritte Stütze meist überflüssig. Man klappt den Stock auf und lehnt ihn mit einem der oberen kurzen Enden an den Baum. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass der Lauf beziehungsweise der Schaft keinen direkten Kontakt mit dem Stamm hat. Sonst läuft man Gefahr, das Gewehr zu verkanten.

Praktische und einfache Handhabe

Die einfachste Art, einen Zielstock zu bauen, besteht in dem Verbinden zweier Stöcke mit Hilfe eines Gummibandes oder einer anderen elastischen Schnur. Als Stock eignen sich besonders dünne, gerade Nussbaumtriebe oder auch Bambusstangen von zwei bis drei Zentimeter Durchmesser und einer Länge von etwa 160 Zentimetern, die in einer Höhe von zirka 145 Zentimetern zusammengebunden werden. Diese einfache Konstruktion ist beim Führen auf der Pirsch als Zielhilfe natürlich nicht sehr komfortabel, erfüllt aber ihren Zweck.

Praktischer und einfacher in der Handhabung ist der Zielstock aus Holzlatten. Seine optimale Länge ist von der Größe des Jägers abhängig und lässt sich nur durch Ausprobieren ermitteln. Hierzu werden die oberen Enden der beiden Latten mit einem Gummiband zusammengebunden, die unteren auf eine ebene Unterlage gestellt und auf einen Abstand von einem Meter gespreizt. Das Gummiband wird soweit nach unten geschoben, bis die Waffe in passender Höhe angeschlagen werden kann. Bei einer Körpergröße von 180 Zentimetern benötigt man zwei Holzlatten von etwa 160×2,5×1 Zentimetern. Diese fügt man in einer Höhe von 145 Zentimetern durch eine Schraube (3 Zentimeter lang) und eine Mutter zusammen. Zwischen Schraubenkopf und Latte sowie zwischen Mutter und Latte kommt jeweils eine Unterlegscheibe. Die Muttern dürfen nicht zu fest angezogen werden, damit die Latten beweglich bleiben.

Anstelle der Latten kann auch Rundholz Verwendung finden

Damit der Pirschstock einen besseren Halt im Boden findet, sollten die unteren Enden angeschrägt sein. Zu guter Letzt streicht man das helle Holz des Stocks mit dunkler Farbe an. Wer seinen Zielstock aufwerten will, kann die Waffenauflage mit Lederband auskleiden. So liegt der Schaft nicht direkt auf dem Holz des Zielstockes.

Selbstverständlich kann anstelle der Latten auch ein aufgesägtes Rundholz Verwendung finden. Dieses sollte an den Innenseiten der aufgeklappten Schere abgerundet werden, damit der Schaft besser aufliegt und keine Abdrücke von der scharfen Holzkante hinterlassen werden. Aus Rundholz gefertigte Zielstöcke tragen sich angenehmer. Sie müssen aber mindestens einen Durchmesser von 3,5 bis vier Zentimetern aufweisen. Dadurch werden sie natürlich schwerer als Zielstöcke aus Latten.

Damit sich der Stock beim Transport nicht öffnet, kann er im unteren Bereich durch einen Verschluss beispielsweise aus Lederriemen oder einem Klettband fixiert werden. Wenn es bei der Jagd aber einmal schnell gehen muss, hindert die Arretierung beim Aufklappen doch sehr.

Mit dem Anbringen einer zusätzlichen Latte kann der Schießstock in einen Zirkel verwandelt werden, mit dem man Entfernungen messen kann, beispielsweise um Schussentfernungen zu markieren oder den Saatgut- oder Düngerbedarf für die Wildäcker zu ermitteln (Flächengröße). Hierzu misst man auf den unteren Enden der Scheren jeweils 25 Zentimeter ab und klappt den Zielstock soweit auf, dass die beiden Scherenenden exakt 100 Zentimeter auseinander stehen (von Kantholzaußenkante zu -außenkante gemessen). In 25 Zentimeter Höhe (Markierung) verbindet man die beiden Schraubenschenkel mit einer 87 Zentimeter langen Distanzleiste, die die Schenkel fixiert. Damit die Distanzleiste jederzeit entfern werden kann, wird sie mit zwei Schloss-Schrauben und Flügelmuttern befestigt.

Die unteren Enden des Zielstockes sollten anschrägt sein

Ein dreibeiniger Zielstock bietet genau wie ein Fotostativ für die Kamera die optimale Auflage für ein Gewehr. Es liegt äußerst ruhig in der Gabel, und es gibt kein Hin- und Hergewackel mehr. Um die drei Zielstockbeine miteinander verbinden zu können, wird ein Gelenk benötigt. Zwei Möglichkeiten bieten sich hierfür an:

Zur Herstellung der ersten Variante sind fünf Sechskantmuttern (6 mm) aus Kupfer notwendig. Zwei werden plan übereinander mit dem Gewinde nach oben gelegt. Danach legt man je eine Mutter hochkant stehend an jede zweite Kante der waagerecht liegenden Muttern. In die drei senkrecht stehenden dreht man zuvor je eine drei Zentimeter lange und sechs Millimeter starke Schraube, damit die Mutter beim Kaltlöten nicht voll läuft. Anschließend werden die einzelnen Teile miteinander verlötet, wobei die waagerecht liegenden Muttern sich füllen. Nach dem Aushärten können die Zielstockbeine an das Gelenk geschraubt werden. Die zweite Variante besteht aus einer runden Stahlscheibe von drei Zentimetern Durchmesser und einer Stärke von einem Zentimeter. In die Seite der Scheibe bohrt man drei Gewinde von je sechs Millimetern Durchmesser, die den gleichen Abstand zueinander aufweisen. Mit Hilfe von Schrauben werden hier die Zielstockbeine befestigt. Da die Stahlscheibe aus einem Stück besteht, handelt es sich in meinen Augen um das robustere Gelenk.

Als Beine können Bambus- oder Haselnuss-Stöcke sowie runde, maschinell gefertigte Holzstiele verwendet werden. Im letzten Fall wird der Zielstock aus drei etwa 170 Zentimeter langen und zwei Zentimeter dicken Besenstielen gebaut. Die Länge der Stiele kann je nach Größe des Jägers variieren. Vom Ende des jeweiligen Stiels messen wir nun jeweils 15 Zentimeter ab und markieren diese Stelle. Durch die Markierung wird anschließend ein sechs Millimeter starkes Loch gebohrt. Erst eine Unterlegscheibe aufsetzen und dann die Schraube durch das Holz stecken. Auf die austretende Schraube legt man ebenfalls eine Unterlegscheibe und dreht sie dann in das Gelenk. Einer der drei Stiele wird kurz oberhalb des Gelenks abgesägt, so dass nur eine Gabel übrigbleibt.

Damit das Holz des Gewehrschaftes nicht auf dem Holz des Zielstocks liegt, können über die Gabeläste Gummirohre gesteckt oder ihre Innenseiten mit einem Lederband versehen werden. Die unteren Enden des Zielstockes sollten anschrägt sein, damit sie im Boden besser Halt finden. Wer es ganz perfekt machen möchte, kann seinen Zielstock auch mit Edelstahlspitzen besetzen. Sie können bei der Firma Gramlich, Telefon 0 82 53/68 32, Fax. 0 82 53/92 83 32, E-Mail: Gramlich@Online.de bezogen werden (www.gramlich-jagdstoecke.de).

Rechts: Dreibein-Gelenkverbindung aus verlöteten MutternUnten: Stahlscheibe mit eingebohrten Gewinden

 


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