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Rebhuhnforschung: Es war einmal…

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Laut Expertenmeinung sind langfristig hohe und stabile Rebhuhnbesätze in Deutschland und Mitteleuropa allenfalls noch regional zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

In vielen Gemarkungen Deutschlands ist das Rebhuhn bereits ausgestorben. Es gilt, die Restvorkommen zu stabilisieren und in angrenzenden Gebieten „neue“ Populationen zu etablieren

Von Dr. Erika Vauk-Hentzelt

Von Dr. Erika Vauk-Hentzelt

Auf Einladung der Wildtierland GmbH (Träger boco-Stiftung, Hamburg) trafen sich im Herbst 1998 Rebhuhn-Experten aus Deutschland in Fintel (Landkreis Rotenburg/ Wümme). 15 Fachleute aus Wissenschaft und Verwaltung waren zusammengekommen, um eine Zwischenbilanz zum gegenwärtigen Stand der Rebhuhnforschung zu ziehen, den zukünftigen Untersuchungsbedarf zu definieren und Wege zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit aller beteiligten Wissenschaften mit der Landwirtschaft, der Jagd und dem Naturschutz zu finden.

Lage dramatisch – Zukunft ungewiss

Zur Situation der Rebhuhnbesätze in Deutschland und ihren Rückgangsursachen liegen zahlreiche Untersuchungen vor. Alle kommen letztlich zu dem Ergebnis, dass die aktuelle Lage in Deutschland dramatisch und die Zukunft des Rebhuhns ungewiss ist.

Die Ursachen des Rückgangs sind zum Teil bekannt. Vornehmlich werden die Veränderungen in der Landschaft angeführt, insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft, gekennzeichnet durch die Zunahme des Biozideinsatzes, die Vergrößerung der Ackerschläge und anderer Bewirtschaftungseinheiten sowie die Dominanz des Getreideanbaues. Die allgemeine Überdüngung der Lebensräume hat dazu geführt, dass auch Feldraine und Ödländereien ihren Wert als Rebhuhn-Rückzugsgebiete weitgehend eingebüßt haben.

Rebhühner scheinen in ihrem Verhalten recht konservativ und hinsichtlich ihrer ökologischen Flexibilität relativ eng fixiert zu sein, so dass sie den raschen Veränderungen ihrer Lebensräume nicht folgen konnten. Raubwild und Straßenverkehr gehören nach dem Urteil der Experten nicht zu den ursächlichen Rückgangsursachen.

Was bewirken neue Umweltchemikalien?

Hingegen sei davon auszugehen, dass neben den tiefgreifenden Umweltveränderungen eine unüberschaubare Fülle von neuen chemischen Substanzen, sogenannter hormonell wirksamer Umweltchemikalien, bisher noch unbekannte Auswirkungen auf die Gesundheit und Fortpflanzungsfähigkeit der Rebhühner haben. Die boco-Stiftung hat mit den Jagdbehörden Niedersachsens und Schleswig-Holsteins sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein Forschungsprojekt gestartet, das zur Klärung dieser Fragen beitragen soll.

Die Tagungsteilnehmer waren übereinstimmend der Meinung, dass weiterer Forschungsbedarf zu Fragen der Nahrungsbiologie von Rebhühnern besteht, zumal zwischen Anspruch und Angebot eine qualitative und quantitative Lücke zu klaffen scheint. Auch zum Ausmaß und den Ursachen der Kükensterblichkeit ist wenig bekannt. Die Frage, ob und wie Rebhühner auf ökologischen Landbau reagieren, ist bisher unbearbeitet.

Nostalgie und Realität – die Blütezeit ist um Übereinstimmung herrschte ebenfalls in der Ansicht, dass die „hohe Zeit“ der Rebhühner in Mitteleuropa vorbei ist. Sie hatten ihre Blütezeit in der Phase, in der die hiesige Kulturlandschaft, verglichen mit den aktuellen Gegebenheiten, extensiv und schonend bewirtschaftet wurde. Es sei nostalgisch und unrealistisch, diese Verhältnisse großflächig zum Wohle der Rebhühner wieder herrichten und eine „Museumslandschaft“ schaffen zu wollen. Historische Rebhuhndichten werden zukünftig in Mitteleuropa auf großer Fläche nicht mehr zu beobachten sein.

Doch zeigen die Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungen, dass in Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Jagd, rebhuhntaugliche Landschaftsbereiche in begrenztem Maß erhalten und neugeschaffen werden können.

Es bestand Einigkeit darüber, dass man bei Habitatverbesserungen von einer lokalen zu einer großflächigen und langfristigen Planung und Durchführung kommen muss, will man Energie und Geldmittel im Sinne der verbliebenen Rebhuhnbesätze effizient einsetzen. Die Rebhuhnforscher streben an, ähnliche Arbeitstreffen zum Erfahrungs- und Informationsaustausch in regelmäßigen Abständen durchzuführen.



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