REVITALISIERUNG VON HECKEN:
Im Norden heißen sie Knicks, in Westfalen sind es die Wallhecken. In ihrer Funktion unterscheidet sie nichts: Windschutz bieten für die umliegenden Ackerflächen. Als Wildbiotope sollten sie gepflegt werden. Wir stellen die verschiedenen Methoden vor und vergleichen einmal den Arbeitsaufwand.
Von Kornelia Marzini und Werner Kuhn
Während des Winterhalbjahres zeigt sich bei unseren Hecken, ob sie ihrer Funktion als Deckung und Rückzugsfläche für das Wild noch gerecht werden. Besonders bei schmalen veralteten Strukturen lohnt es sich, diese durch Pflegemaßnahmen aufzuwerten.
Die Windschutzhecken-Pflanzungen im Rahmen von Flurbereinigungen der letzten 20 bis 30 Jahre wurden in der Regel nur zwei- bis dreireihig ausgeführt. Das artenreiche Pflanzensortiment setzte sich zum Teil aus standortfremden und zum Teil heckenfremden Gehölzarten zusammen (z. B. Feldulme, Hainbuche, Spitzahorn). Als Ersatz für die in Ackerbaugebieten unbeliebte Schlehe wurde Liguster verstärkt gepflanzt. Durch den hohen und dicht gepflanzten Anteil der baumartigen Gehölze unterliegen die Sträucher im Verlauf der Jahre dem hohen Konkurrenzdruck, wodurch die Hecken von unten her verkahlen. Nach 30 Jahren ist der Nutzen dieser Hecken für die Wildtiere relativ gering, ebenso die Windschutzwirkung im bodennahen Bereich.
Langsame Regeneration
Solche Hecken zu pflegen, ist kostenintensiv: Plenternutzung der Bäume, Stockhieb der Sträucher und Schreddern beziehungsweise Abtransport des übrigen Pflanzenmaterials. Wobei die angewendeten Pflegemaßnahmen für diese Gehölzzusammensetzung nicht optimal sind. Die Hecke regeneriert sich nur langsam, bedingt durch den hohen Baumanteil.
Die in Nord- und Westdeutschland verbreiteten Wall- und Windschutzhecken werden schon seit Jahrhunderten gepflanzt und gepflegt (RÖSER, 1995). Im süddeutschen Raum errichtete man seit den 60er Jahren im Rahmen von Flurbereinigungen solche Hecken. Da sie eine ähnliche Artenzusammensetzung aufweisen, lag es nahe, die in Norddeutschland gängige Pflegemaßnahme des „Knickens“ auch im Fränkischen zu erproben.
Klassische und variierte Methode
Eine an der Basis verkahlte Windschutzhecke sollte Anfang 2002 durch Knicken verdichtet und verjüngt werden, ohne die Standortkontinuität und damit die Attraktivität für die Fauna zu gefährden. Ein Teil der Windschutzhecke ist mit der klassischen und einer variierten Plentermethode bearbeitet worden. Dabei verglich man die Arbeitsabläufe sowie ökonomische Gesichtspunkte mit dem Vorgang des Knickens. Die Auswirkungen der Pflegeeingriffe an der Windschutzhecke wurden nach fünf Monaten, im Juli 2002, bewertet nach der Austriebsfähigkeit, der Dichte und dem optischen Eindruck.
Beim Knicken werden zunächst die überzähligen und unerwünschten Gehölze ausgehauen und die verbleibenden auf einzelne, möglichst vitale Ausschläge reduziert. Biegsame Jungtriebe knickt man knapp über dem Erdboden und biegt sie um, so dass die Basis der Hecke durch den austreibenden gebogenen Trieb wieder dichter wird. Dieser klassische Knickvorgang ist sehr zeit- und arbeitsintensiv und wurde daher von uns variiert.
Attraktiv für Brutvögel
Im Gegensatz zur klassischen Methode ist in diesem Fall keine Selektion der zu knickenden Gehölze und Austriebe vorgenommen worden. Sämtliche im Bestand vorhandenen Gehölze werden auf Kniehöhe fast vollständig durchgesägt. Der obere Teil des Baumes bleibt über einen schmalen Steg, bestehend aus Rinde, Kambium und einem dünnen Streifen Markgewebe, mit der Stammbasis in Verbindung. Die „angeschnittenen“ Hölzer drückt man parallel zum Heckenverlauf um. Besonders hochgewachsene Bäume können als Überhälter stehen bleiben oder als Brennholz verwertet werden.
In der ersten Vegetationsperiode nach dem Knicken treibt sowohl der geknickte Kronenbereich (etwas reduziert) als auch die verbliebene Stammbasis aus. Es bildet sich vom Boden bis auf zwei bis drei Meter Höhe ein dichter, undurchdringlicher Bestand, der die gewünschte Windschutzwirkung sofort wieder erbringt. Gleichzeitig verjüngt – bei richtiger Handhabe – der Knickvorgang erfolgreich den Bestand und sichert zugleich die Standortkontinuität für die Waldfauna besser, als dies beim Stockhieb und der Plenternutzung der Fall ist. Die damit verdichtete Bestandstruktur erhöht die Attraktivität speziell für Brutvögel, die in der Strauchschicht ihre Nester anlegen. Totholz ist im ersten Jahr nicht zu erwarten. Allerdings wird der geknickte Kronenbereich mit den Jahren an Vitalität verlieren, bis er schließlich völlig abstirbt. In diesem Zeitraum übernimmt der Stockausschlag aus der Basis zunehmend die Bestandsfunktion.
Die Methode des Knickens empfiehlt sich für Hecken, die aus Gehölzen mit einer hohen Regenerationsfähigkeit auf Kniehöhe ausgestattet sind. Zu diesen Arten gehören unter anderem Hainbuche, Feldulme, Esche, Weiden, Weißdorn, Birke und Ahorn (siehe Kasten). Sie eignet sich weniger für die typischen Strauchhecken, wie das Schlehen-Liguster-Gebüsch oder das Kreuzdorn-Hartriegel-Gebüsch. Hier ist der Stockhieb die traditionell richtige Methode.
Mangelhafte Landschaftsoptik
Bei der plenterartigen Nutzung werden bis zu 50 Prozent der Einzelstämme aus dem Bestand entnommen, entastet und zu Wert- oder Brennholz verarbeitet. Die verbliebenen Äste werden geschreddert und in den Heckenbestand zurückverfrachtet. Der Vorteil des Plenterns liegt in der dauerhaften Erhaltung der Windschutzfunktion im Gegensatz zum Stockhieb. Diese Methode eignet sich aber nicht für schmale, lineare Gehölzstrukturen, da die Bestände von unten her verkahlen.
Nach dem Plentern und Schreddern ist unser Bestand sehr lückig geworden, die zweireihige Struktur ist während der Vegetationsperiode als durchsichtig zu bewerten, wobei nur 75 Prozent des Bestandes wieder ausgetrieben hat. Die Landschaftsoptik der Hecke ist mangelhaft.
Durchsichtige Hecke
Durch das Einlegen des unverwertbaren Astmaterials in den geplenterten Bestand entsteht eine Totholzkulisse. Wie oben beschrieben, werden auch hier zuerst Einzelgehölze entnommen. Das als Brennholz nutzbare Ast- und Stammmaterial wird aufgearbeitet, der Rest eingelegt.
Aus landschaftsoptischen Gesichtspunkten schneidet diese Variante auch nur ausreichend ab, da die abgestorbenen Kronen im Bestand sichtbar sind. Der Todholzanteil trägt nicht viel zur Dichte bei, die Hecke ist durchsichtig, obwohl die beschnittenen Gehölze vollständig ausgetrieben hatten.
Nacharbeit ist notwendig
Die erprobte Knickmethode ist eine einfache und äußerst praktikable Möglichkeit, bestehende, pflegebedürftige Windschutzhecken kostengünstig und mit geringerem Aufwand faunistisch aufzuwerten. Durch die Einfachheit des Verfahrens ist eine hohe Flächenleistung möglich. Das Nacharbeiten ist bei allen drei Varianten notwendig, hierbei werden in den Weg und angrenzende Grundstücke ragende Äste zurückgeschnitten. Bei großen linearen Strukturen ist es sinnvoll, die Pflegemaßnahmen über einen mehrjährigen Turnus zu verteilen. Das „Heckenbiotop“ verändert sich sukzessive, und das Wild kommt mit den Veränderungen besser zurecht.
Literatur:
Ringler, A.; Rossmann, D. und Steidl, I. (1997): Hecken und Feldgehölze – Landschaftspflegekonzept Bayern, Band II.12. (Alpeninstitut GmbH,
Bremen; Projektleiter A. Ringler. – Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und
Umweltfragen und Bayerischen Akademie für
Naturschutz und Landschaftspflege);
Röser, B. (1995): Saum- und Kleinbiotope:
Ökologische Funktion, wirtschaftliche Bedeutung und Schutzwürdigkeit in Agrarlandschaften,
3. Aufl. – Landsberg/Lech