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Viele Füchse sind … des Hasen Tod

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Im Jagdjahr 2000/2001 sind bundesweit 606 456 Füchse erlegt worden. Sicher eine ansehnliche Strecke – aber immer noch nicht genug! Denn im Gegensatz zu den Meinungen von Theoretikern, sieht Dr. Heinrich Spittler im Rotfuchs den Hauptverantwortlichen für den Rückgang des Feldhasen. Der Niederwildexperte fordert die schärfere Bejagung von Reineke.

 

Dr. Heinrich Spittler

Fast in jedem Revier sind die Hasenstrecken in den letzten 25 Jahren mehr oder weniger stark zurückgegangen. Verantwortlich gemacht werden hierfür in der Regel eine ganze Reihe von Faktoren. Oft wird primär den Pflanzenschutzmitteln die Schuld dafür gegeben. Durch den Einsatz der Insektizide soll es zu Vergiftungen kommen, durch den Einsatz der Herbizide soll dem Hasen die so genannte „Hasenapotheke” genommen werden und durch den Einsatz der Fungizide soll es zu Fruchtbarkeitsstörungen kommen. Daneben wird häufig die Lebensraumverschlechterung genannt, wobei in erster Linie die im Rahmen von Flurbereinigungsverfahren vorgenommene Entfernung von Gräben, Hecken und Feldgehölzen angesprochen wird. Angeführt werden weiterhin die zweifellos hohen Verluste unter den Hasen durch den Straßenverkehr und das Ausmähen. Regelmäßig wird auch der Ernteschock angeführt sowie die angeblich starke Beunruhigung der Reviere. Die eigentliche Ursache wird dagegen in der Regel besonders seitens der „Naturschützer“ verniedlicht und meist sogar bestritten.

Streckenrückgang beim Hasen

Die Hauptursache für den eingetretenen Rückgang der Hasenstrecken ist nämlich die zu hohe Fuchsdichte, die wir uns schon seit einigen Jahren flächendeckend leisten. Zu circa siebzig Prozent ist hierauf der Rückgang zurückzuführen, um eine Faustzahl in den Raum zu stellen. Erstaunlich ist, dass selbst erfahrene Niederwildjäger, die es eigentlich wissen müssten, eine andere Auffassung dazu haben. Sie sehen zwar auch in den Feinden des Hasen einen wesentlichen Grund für seinen Rückgang, setzen jedoch den Akzent vielfach anders. Sie stellen die Raben- und die Greifvögel in den Vordergrund und nicht so sehr den Fuchs.

Unstrittig ist, dass durch die Raben- und Greifvögel in Form von Rabenkrähe und Mäusebussard ein hoher Anteil der Junghasen des ersten Satzes verloren geht. Diese sind aber nicht die Primärursache für den Streckenrückgang beim Hasen, sondern die hohen Verluste, die der Fuchs unter den Junghasen des zweiten und dritten Satzes verursacht.

Der Fuchs jagt überwiegend mit Hilfe seiner Nase. Rabenkrähe und Mäusebussard finden dagegen ihre Beute ausschließlich mit Hilfe ihrer sehr guten Augen. Letztere können daher den Junghasen nur dann gefährlich werden, wenn die Deckung niedrig ist. Dies trifft überwiegend für den ersten Satz zu. Beim zweiten und dritten Satz ist die Deckung dagegen häufig schon so hoch, dass es ihnen dann kaum noch gelingt, einen Junghasen zu schlagen.

Gefahr im Nacken

Für den mit der Nase jagenden Fuchs ist hohe Deckung dagegen kein Hindernis. Er findet auch dann die Junghasen. Besonders kritisch wird es für sie, wenn sie am Abend ihre Sasse verlassen, um Grünäsung aufzunehmen. Dies ist der Fall, wenn sie älter als etwa vier Wochen sind. Bis dahin werden sie überwiegend nur einmal in der Nacht von der Häsin gesäugt.

Dabei hinterlassen sie zwangsläufig eine Spur. Diese auszuarbeiten, wenn sie ein Fuchs kreuzt, ist für ihn kein Problem. Für seine trainierte Nase ist die Junghasenspur duftintensiv genug, um sich bis auf kurze Distanz an den Junghasen heranzuschleichen. Auch das anschließende Einspringen ist für ihn kein Problem. Das gleiche gilt für die Fälle, in denen der Junghase die ihm „im Nacken“ sitzende Gefahr noch rechtzeitig bemerkt und zu flüchten versucht. Bis zum Alter von etwa vierzehn Wochen werden sie dabei von jedem Altfuchs eingeholt. Wer dies einmal beobachtet hat, wird bestätigen können, dass der Fuchs dazu selbst bei einem angehenden Dreiläufer keine hundert Meter benötigt. Da hilft dem Junghasen auch kein Hakenschlagen.

Die Frage, wie viele Junghasen auf diese Weise gerissen werden, bedarf keiner längeren Ausführungen. Dies ist von der Anzahl der im Revier vorhandenen Füchse abhängig. Wenn im Mai, Juni und Juli, in der Zeit also, in der die Junghasen des für die Strecke entscheidenden zweiten und dritten Satzes vorhanden sind, nur ein Fuchs auf 1000 Hektar jagt, dann werden weniger Junghasen, als wenn auf gleicher Fläche in jeder Nacht zehn Füchse jagen.

Die erstgenannte Situation war früher gegeben, die zweite ist heute in fast allen Revieren anzutreffen. Wer das leugnet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ein Ignorant zu sein. Wenn man sich in den Niederwildrevieren so viele Füchse leistet wie in den letzten Jahren und sich vor Augen hält, wie der Fuchs in die Junghasenbesätze eingreift, bedarf es keiner großen Forschungen und Diskussionen über die Ursache des Streckenrückganges beim Hasen. Dann ist es geradezu programmiert, dass die Hasenstrecken in vielen Revieren nur noch einen Bruchteil von früher ausmachen.

Beweise für den starken Negativeinfluss des Fuchses auf den Hasen gibt es sowohl auf lokaler als auch auf regionaler und überregionaler Ebene. So sind zum Beispiel die Hasenstrecken in den Gebieten, in denen in den 50er und 60er Jahren der Fuchsbesatz durch die erste Seuchenwelle der Wildtollwut um siebzig bis achtzig Prozent reduziert wurde, um das Drei- bis Vierfache angestiegen. Weiterhin haben sich die Hasenstrecken zum Beispiel in Schweden in den 80er Jahren ebenfalls um das Dreifache erholt, als der Fuchs durch Räude und Tollwut in dieser Zeit um etwa siebzig Prozent zurückgegangen war.

Alle Maßnahmen der Bejagung anwenden

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang ferner die derzeitige Hasensituation im Raum um St. Pölten (Österreich). Hier gibt es derzeit einen Hasenbesatz, der so hoch ist, wie nie zuvor. Die einzige Erklärung für diese hohen Strecken – circa ein Hase pro Hektar Revierfläche – ist darin zu sehen, dass hier seit Jahren eine intensive Bejagung der Feinde des Hasen erfolgt, und zwar revierübergreifend auf einer Fläche von etwa 5000 Hektar.

Eine intensive Fuchsbejagung wirkt sich aber manchmal bereits auf Revierebene positiv auf die Hasenstrecke aus. So ist in einem kleinen münsterländischen Revier die Hasenstrecke vom Jagdjahr 1989/90 bis 1993/1994 von 55 auf 148 Hasen angestiegen. Dies bedeutet eine Zunahme auf das Dreifache. 148 Hasen auf 300 Hektar Revierfläche entspricht einer Strecke von einem Hasen auf zwei Hektar. Dies ist zwar keine Spitzenstrecke, aber durchaus als gute Strecke zu bezeichnen. Für diesen Streckenanstieg ist keine andere Ursache erkenntlich als die im Jagdjahr 89/90 begonnene intensive Raubwildbejagung. In den meisten Revieren bedarf es im Hinblick auf eine Verbesserung des Hasenbesatzes lediglich einer intensiven Kurzhaltung des Fuchses. Dabei müssen alle Maßnahmen der Fuchsbejagung angewandt werden. Dazu gehört auch der Einsatz von Fallen, und man muss bereits bei den Welpen mit der Bejagung anfangen. Wenn auf 1000 Hektar 50 Füchse jagen, was derzeit keine Seltenheit ist, dann lassen sich 30 davon ohne viel Zeitaufwand mit der Waffe erlegen. 30 Füchse auf 1000 Hektar sind zweifellos eine hohe Strecke.Es bleiben dann aber immer noch 20 (!) übrig. Für eine gute Hasenstrecke ist diese Dichte jedoch bei weitem noch zu hoch. Ziel muss es sein, im Hasenrevier nur noch eine Dichte von einem bis höchstens drei Füchse pro 1000 Hektar im Frühjahr als Stammbesatz zu haben.

Diese Aussage dürfte in weiten Kreisen auf wenig Verständnis stoßen. Wenn man jedoch den früheren guten Hasenstrecken nachtrauert, dann muss man auch die früheren Besatzdichten beim Fuchs wieder einstellen. Sie lagen nämlich in den guten Hasenrevieren bei dieser Zieldichte.

Obwohl der Fuchs eine Wildart ist, auf die man, abgesehen von der Aufzuchtszeit, immer jagen kann und seine Bejagung das verkörpert, was die Jagd eigentlich ausmacht, nämlich Einsatz von Zeit, Können und gewissen Strapazen, verwundert es, dass er immer noch zu wenig bejagt wird.

Flächendeckende Bejagung

Es ist also die derzeitige Vielzahl an Füchsen, die den Zuwachs bei den Junghasen mindert. Wir Jäger sind zu einem großen Teil selbst schuld daran, dass die Strecken beim Hasen geringer geworden sind und er demzufolge auf die Rote Liste gesetzt wurde.

Vielleicht ist das Problem aber auch folgendes: Den Fuchs soll und darf man scharf bejagen. Was man aber darf, macht man oftmals nicht, sondern verlangt lieber nach dem, was man nicht darf. So sehen selbst viele erfahrene Jäger in der Rabenkrähe und den Greifvögeln die größeren Feinde des Hasen. Dabei spielt in gewissem Maße auch Ablenkung eine Rolle. Da die Greife geschont sind, kann man lhnen die Schuld am Rückgang des Hasen geben und steht so als Jäger gut da.

Ziel muss jedoch eine flächendeckende und ständige intensive Bejagung des Fuchses mit allen legalen Möglichkeiten sein, wobei weniger die Jungjäger gefragt sind, sondern vielmehr die erfahrenen Niederwildjäger mit dem sechsten Sinn.

Dieser Fuchs wurde überfahren – in seinem Fang hatte er fünf frisch gerissene Junghasen. Ein kompletter Satz ging verloren, bevor den Räuber selbst sein Schicksal ereilte

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