Sauensicherer Luderplatz:
Wer Raubwild am Luderplatz erlegen möchte, hat es oft nicht leicht. Noch bevor Meister Reineke die ausgebrachten Leckereien gefunden hat, haben sich schon die Sauen am
Luderplatz bedient und der rote Freibeuter geht leer aus.
Wer trotz Sauen und anderer „Mitesser“ das Raubwild ankirren will, muss sich also etwas einfallen lassen.
Statt der Holzpfähle kann man zum Fixieren der Röhre auch Armierungseisen verwenden |
Von Revierjäger Sascha Schmitt
Wenn Gerhard bei der morgendlichen Revierfahrt am Luderplatz „Feldkanzel“ vorbeikommt, ist er jedesmal kurz vor einem Wutausbruch. Statt das Spurbild von Fuchs und Co., findet er ein bombentrichterähnliches Loch, wo einst sein sorgsam glattgeharkter Luderplatz war. Die Mäuseburg ist sanierungsbedürftig und das ausgebrachte Luder ratzeputz weg. Jede Nacht bedienen sich die Schwarzkittel hemmungslos an dem eigentlich für den Fuchs angelegten Luderplatz. Selbstverständlich mussten einige Sauen schon ihre Vorliebe für den Rehwildaufbruch mit dem Leben bezahlen, aber so kann es nicht mehr weiter gehen.Wenn er in diesem Herbst und Winter Raubwildbälge erbeuten will, muss etwas geschehen. Doch nicht nur der Bälge wegen, nein, auch dem Niederwild würde es gut tun, wenn die Räuberdichte im Revier noch weiter zurückgehen würde. Doch solange die Sauen jede Nacht den Luderplatz im wahrsten Sinne des Wortes leerfegen, wird sich kein Raubwild an diese Stelle binden lassen. Doch was tun?
Die Sauen gehen leer aus
Von mehreren Möglichkeiten, das Luder „sauensicher“ auszubringen, hat sich besonders eine in der Praxis bewährt: Die waagerechte Luderröhre. Sie ist relativ schnell angelegt, fällt selbst im Feld dem Unkundigen kaum auf und vor allen Dingen – die Sauen gehen leer aus. Betonrohre und Durchlässe sind dem Raubwild in nahezu jedem Revier bekannt. Deshalb ist es weniger misstrauisch und nimmt die Luderröhre im Vergleich zu gezäunten Luderplätzen oder anderen Bauwerken sehr schnell an. Unzählige Füchse, die aus Beton-Kunstbauen gesprengt oder mit Rohrfallen gefangen wurden, zeugen von der hohen Akzeptanz der grauen Rohre beim Haarraubwild.
Landeigentümer nicht hindern
Doch bevor mit dem Bau begonnen wird, muss ein geeigneter Platz für die Luderröhre erkundet werden. Der klassische Ort für den Luderplatz ist und bleibt die offene Feldflur. Besonders an Bachläufen, Feldgehölzen und in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben lohnt sich die Anlage der Luderröhre. Doch auch auf einer Lichtung im Wald wird sie nicht lange vom Fuchs unentdeckt bleiben. Selbstverständlich darf die Luderröhre nur dort angelegt werden, wo sie den Landeigentümer nicht hindert. Im Zweifelsfall ist deswegen immer bereits vor Baubeginn mit dem Besitzer der Fläche Rücksprache zu halten.
Material sollte in die Landschaft passen
Ein handelsübliches Betonrohr mit 30 Zentimetern Durchmesser und einer Länge von einem Meter bildet das Kernstück der Luderröhre. Das Rohr wird in vernünftiger Schrotschussentfernung (25 Meter) der Hauptwindrichtung entsprechend quer vor die Ansitzeinrichtung gelegt. Beim quer liegenden Rohr bietet der Fuchs nämlich zwangsläufig die volle Breitseite, bevor er in die Röhre schlüpft und ermöglicht dem Jäger so einen sicheren Schuss, egal ob mit Kugel oder Schrot.
Trotz seines hohen Eigengewichts wird das Rohr noch zusätzlich durch vier eingeschlagene Holzpfähle verankert. So ist es selbst dem gröbsten Keiler nicht möglich, die Luderröhre vor sich her zu rollen. Das so verankerte Rohr würde in der Feldflur in diesem Zustand jedoch schon von weitem sichtbar sein. Deshalb ist es sorgfältig zu verblenden. Dazu bietet sich neben Stroh, Gras oder Mutterboden besonders Pferdemist an, der ja Raubwild bekanntlich magisch anzieht. Ob nun damit, Erde oder Gras: Das verwendete Material sollte in jedem Fall in die Landschaft passen. So getarnt, wird die Luderröhre nur noch schwer als jagdliche Einrichtung zu erkennen sein.
Als nächstes wird vor den Einläufen die Grasnarbe auf einer Fläche von einem Quadratmeter entfernt und der Erdboden glattgeharkt. Auf der so entstandenen Spürbahn lässt sich leicht erkennen, welches Raubwild die Luderröhre aufgesucht hat. Noch am Tag der Fertigstellung kann sie beschickt werden. Als Luder eignet sich Aufbruch von wiederkäuendem Schalenwild, Gescheide von Hase und Kanin und Reste aus der Wildkammer. Aus bekannten Gründen haben Teile vom Schwarzwild nichts auf dem Luderplatz verloren. Es empfiehlt sich, das Luder in kleine Brocken zu schneiden und in die Röhre zu geben. So vermeidet man, dass der erste Fuchs sich mit dem kompletten Luder aus dem Staub macht und später erscheinendes Raubwild leer ausgeht. Wer neben dem Fuchs auch Marder und Waschbär gezielt an die Luderröhre locken möchte, kann mit Trockenobst und ein wenig Schokolade, die „Speisekarte“ etwas aufwerten.
Verschmähte Trockenware
Wenn im Oktober noch milde Temperaturen vorherrschen, gibt es jedoch auch in der Luderröhre ein Problem: Fliegen. Binnen kürzester Zeit verwandelt sich die Luderröhre in eine Madenzucht, von der selbst der ansonsten nicht zimperliche Fuchs nichts mehr wissen will. Deshalb ist es ratsam, möglichst nur so viel Luder auszubringen, wie auch in einer Nacht aufgenommen wird. Jeden Tag ein wenig, nützt mehr als einmal die Woche einen kompletten Rehwildaufbruch in die Röhre zu stopfen. Wer wegen den Maden auf Nummer sicher gehen will, sollte in Streifen geschnittenen Rehwild-Pansen trocknen und damit die Luderröhre beschicken. Die Fliegen verschmähen diese „Trockenware“, doch beim Raubwild steht sie hoch im Kurs. Leider ist es nicht mehr erlaubt, das Raubwild mit Hundetrockenfutter anzukirren, denn mit „Frolic“ konnte das ganze Jahr ohne viel Aufwand der Luderplatz beschickt werden.
Die erhoffte Raubwildstrecke wird nicht ausbleiben
Bei der täglichen Kontrolle der Luderröhre wird neben dem Eimer mit Luder immer ein Rechen mitgeführt. Mit ihm wird dann nach dem Beschicken der Röhre die Spürbahn wieder glatt gezogen. Wenn man dann die Luderröhre regelmäßig beschickt und in hellen Nächten genügend Sitzfleisch mitbringt, wird die erhoffte Raubwildstrecke nicht ausbleiben. Und wenn im nächsten Frühjahr der Großteil des Fuchsbesatzes auf dem Spannbrett sitzt, kann sich die bessere Hälfte auf einen schönen und nachhaltig erjagten Pelzmantel freuen, der sie für die einsamen Winternächte entschädigt. Und das Niederwild kann der Aufzuchtszeit wieder gelassener entgegensehen.
Ob nun mit Gras, Stroh oder Pferdemist: Die Röhre muss sorgsam verblendet werden, um sie vor Spaziergängern zu verbergen |