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Hühnerjagd im Hochgebirge

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Sonne, Strand und Meer – das verbinden wohl die meisten mit Kreta, der viertgrößten Insel im Mittelmeer. Für den Jäger aber hat die griechische Insel noch mehr zu bieten: Flugwildjagd vom Feinsten. Dr. Fritz Sieren jagte in den Weißen Bergen auf die pfeilschnellen Chukars, einer Steinhuhn-Unterart.

 

von Dr. Fritz Sieren

Tief in den Weißen Bergen liegt das verschlafene Gebirgsdorf Askifu in einem großen Tal. Der weithin schallende Ruf der Chukarhähne, das Glockengeläut der im Gebirge umherziehenden Ziegen, und die lauten Rufe der Hirten durchbrechen manchmal die paradiesische Stille.

2500 Meter hohe Berge umgeben den weiten Talkessel, der sich nur zu einer Seite hin öffnet, dort, wo die 200 Meter tiefe Imbros-Schlucht zum Libyschen Meer führt.

Kreta, im Mittelmeer auf der Höhe von Nordafrika liegend, bietet mit drei Hochgebirgsmassiven und etlichen Zweieinhalbtausendern einen idealen Lebensraum für die Chukars. Neben diesen Hühnervögeln trifft man vor allem auf Wachteln und ausgewilderte Fasane.

Das Chukarhuhn ist eine Unterart des Steinhuhns. Es kommt auf dem Balkan vor, in den Gebirgen der Ägäis, des Kaukasus, im Himalaya und der Mongolei. Neben den Vorkommen im Hochgebirge leben die Hühner vor allem in hügeligen Halbwüsten. Das Wild ist etwas größer als unser heimisches Rebhuhn, und im Gegensatz zum weißkehligen Steinhuhn besitzt es eine cremeweiße Kehle. Die Ohrdecken sind bei ihm rötlich.

Ich habe meine Flinte und Munition zurechtgelegt, wir wollen Buschieren. Die erfahrene fünfjährige Pointerhündin Daphne und der halbjährige Rüde Bill begleiten Charis, Steiju und mich. Bill soll von der Hündin lernen und sekundieren. Steiju ist unser Hundeführer, der die Pointer dirigiert und Charis der Organisator und der Herr über dieses Jagdgebiet. Ich führe als einziger eine Flinte.

Die Luft riecht nach Salbei und Thymian

Der Aufstieg ist hart, und ich komme gehörig ins Schwitzen. Es geht steil bergauf. Der Fels ist griffig und vom Regen ausgewaschen. Zwischen dem Gestein ducken und krallen sich Steingewächse, verschiedene Zwergsträucher und gelbblühende Ginsterbüsche. Die Luft riecht nach Salbei und Thymian – Mittelmeerduft. Hier und da schimmert roter Bergmohn zwischen den Steinen hervor. Zeit, all die Pracht und die Eindrücke zu genießen, bleibt kaum, zu spannend verläuft die Pirsch.

Daphne steht plötzlich bombenfest vor. Bill sekundiert – ein wundervolles Bild. Die Hündin zieht nach, offenbar rennt das Huhn davon. „Stopp, stopp, stopp!“, ruft Steiju aufgeregt. Der Hund wird zwar langsamer, nicht aber das Wildhuhn. Ich spute mich und haste bergauf, was die Beine hergeben. Atemlos erreiche ich die Pointer und sehe das sich drückende Huhn, das im selben Moment flach vor mir lospurrt. Im Bruchteil einer Sekunde ist es schon fast weg – rasant und blitzschnell. Ich reisse die Zwölfer-Flinte an die Schulter, drücke ab, drücke ein zweites Mal ab und fehle dennoch. Ich habe noch zu lernen. Auch die nächsten beiden Chancen kann ich nicht nutzen.

Freude

Die Chukar-Hühner sind eine jagdliche Herausforderung: Kondition und höchste Konzentration vor dem Schuss sind gefragt. Wenn man gerade keuchend und ausgepumpt Hunde und Vögel erreicht hat, gibt es immer wieder Überraschungen: Mal streicht das Huhn steil über Kopf ab, dann wieder schräg zum Hang und schließlich bergab, dabei manchmal durch Sträucher verdeckt. Ein anderes Mal ist es zu weit, da der Hund es nicht binden kann, und es läuft rasch im Geröll davon, um endlich auf 60 Meter vor mir doch noch aufzufliegen.

„Tschuck-tschuck-tschu-tschuck-tschukor!“, klingen später die Lock- und Sammelrufe aus dem Fels hoch über uns oder tief unten im Tal, bis sich die Hühner wieder gefunden haben.

Ich habe mir keine einfache Jagd gewünscht. Um so größer ist die Freude, wenn ein schwieriger Schuss oder gar eine Dublette gelingt. Oder wenn die Hunde ein waidwund getroffenes Huhn weiter unten im Tal noch fanden.

Bei so einer Nachsuche stoßen die Hunde auf einen Fasan. Der schillernde Vogel streicht spitz von mir weg, und mein hingeworfener Schuss wischt ihn gerade noch aus der Luft – ein prächtiger „Mongolicus“ mit langen Sporen. Auch drei der Chukars sind alte, langsporige Hähne mit leuchtend roten Schnäbeln und Ständern – herrliches Flugwild.
Als ein halbes Dutzend Vögel auf der Strecke liegt, mache ich Schluss. Mein Sohn Malte, der als Begleiter genau wie wir die Pirsch hinter Hunden genossen hat, trägt die Beute über der Schulter und ist richtig stolz. In der Ferne im Tal schwillt das Geläut der Schafsglocken im Rhythmus des Windes an und ab, und in der Tiefe unter uns, wo der Fluss durch die Schlucht rauscht, verliert sich das Licht.

Die farbenprächtigen Chukar-Hühner und der erlegte Fasan

 

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