Entenjagd und –hege:
Die Entenstrecken in Deutschland und Europa sind seit Jahrzehnten stabil oder steigend. Beste Voraussetzungen also für die Jagd am Wasser. Hinzu kommt, dass die Breitschnäbel schon auf einfache Hegemaßnahmen schnell und positiv reagieren.
Von Andreas David
Für die Niederwildjäger unter uns zählt die Entenjagd – vor allem der abendliche Strich der Stockenten – noch immer zum stimmungsvollsten und spannendsten Waidwerk eines jeden Jagdjahres. Doch um am Wasser zum Erfolg zu kommen, sind zahlreiche Dinge zu beachten. Allen voran gilt es, geeignete Gewässer im Revier zu erhalten, neu zu schaffen und zu hegen und auf der Jagd selbst unser eigenes Verhalten auf die spezifischen Eigenheiten, die Sinnesleistungen und Verhaltensweisen der Breitschnäbel abzustimmen.
Es gibt einiges zu beachten
Enten sind auf dem abendlichen Strich vor allem auf der Suche nach Äsung. Hinzu kommt, dass bevorzugt solche Gewässer angeflogen werden, die über die geeignete Nahrung hinaus in möglichst optimaler Weise den Sicherheits- und Komfortansprüchen der Enten entsprechen. Dazu zählt in erster Linie Deckung, was sich unter anderem daran zeigt, dass sich die Enten – außer in dunkler Nacht – vor allem unter überhängender Ufervegetation aufhalten. Dies umso mehr, als dass besonders die relativ flachen Uferbereiche den Stockenten die artspezifische Nahrungsaufnahme beim Gründeln erleichtern. Speziell die Stockente sitzt auch gern im Trockenen auf Erhebungen über der Wasseroberfläche – allerdings überwiegend an ihren Tagesruheplätzen. Es empfiehlt sich, dort wo möglich, so genannte Strömungsbrecher am Fließgewässer zu schaffen, die darüber hinaus aus Sicht der Fließgewässerökologie wichtige Elemente darstellen.
In der abendlichen Dämmerung sollte man versuchen, möglichst gegen den helleren Westhimmel zu schießen. Dem können jedoch einerseits die Gegebenheiten vor Ort entgegenstehen. Andererseits der Wind: Bei unserer vorherrschenden Windrichtung West oder Südwest werden die Enten im Landeanflug im Zweifel aus Ost und Nordost gegen den Wind anstreichen. Solche Überlegungen sollten vor allem bei der Einrichtung fest installierter Schirme mit ins Kalkül gezogen werden. Welche Uferseite? Welche Blick- und Schussrichtung? Nicht gegen hohe Bäume oder Baumreihen gucken und schießen und so weiter.
Am Fluss sollte zumindest auf langen Geraden schon aus Sicherheitsgründen stets nur eine Uferseite abgestellt werden. Apropos Sicherheit: Jagen mehrere Jäger am gleichen Wasser zusammen – egal ob Teich oder Fluss und unabhängig von der Jagdart – sollten flach streichende oder auf dem Wasser sitzende Enten grundsätzlich tabu sein. Kleine, runde Löcher an plötzlich undicht gewordenen Gummistiefeln sind hier noch das geringste Übel.
Und Achtung:
In der abendlichen Dämmerung lassen unsere Fähigkeiten bezüglich des Entfernungsschätzens spürbar nach. Speziell auf der Entenjagd fällt es relativ unerfahrenen Jägern dann sichtlich schwer, einzuschätzen, ob sich die streichende oder vielleicht auch kreisende Ente noch oder schon in einer vertretbaren Schrotschussentfernung bewegt. Bei zunehmender Dämmerung tritt dann oft das gegenteilige Phänomen ein: Die Entfernung wird aufgrund abnehmenden Lichtes überschätzt.
Außer bei den eingangs geschilderten Überlegungen ist der Wind bei der Entenjagd sonst unwichtig. Der Geruchssinn der Enten spielt offenbar bei der Äsungsaufnahme und -suche eine Rolle, ist für die Feindvermeidung und das Fluchtverhalten aber bedeutungslos.
Auf der Suche am Fließgewässer tagsüber empfiehlt es sich, ein Fernglas mitzuführen, und in regelmäßigen Abständen – vor allem nach Kurven – die Uferbereiche „abzuleuchten“. Sieht man die Enten selbst auch oft nicht, so deuten doch häufig kleine Wellen vom Ufer und seinem Bewuchs ausgehend auf die Breitschnäbel hin. Es gilt dann, die Distanz in einiger Entfernung vom Ufer, in jedem Fall aber außerhalb des Sichtbereiches, zu umschlagen, und sich dann in geduckter Haltung dem Ufer zu nähern. Dann zeigt sich, ob es ein Bisam, vielleicht eine Wanderratte, ein Bläss- oder Teichuhn, ein Zwergtaucher oder aber die dann aufstehenden und abstreichenden Enten waren, die die Wellen verursachten. Gleiches gilt natürlich bei der Pirsch an Stillgewässern. Während die Enten vom Fluss in aller Regel zunächst gegen den Wind – sofern vorhanden – versuchen, Luft unter die Schwingen zu bekommen und dann nach einem kurzen Schwenk mit dem Wind pfeilschnell abstreichen, nutzen die Breitschnäbel am baumumstandenen Teich normalerweise bestimmte „Abflugschneisen“. Sind diese bekannt, was bei ortskundigen Jägern wohl stets der Fall ist, kann man dort Stellung beziehen und sich die Enten von einem Mitjäger, einem Gehilfen oder vom Hund zudrücken lassen. Der Schuss auf die noch relativ langsam anfliegenden Enten ist recht leicht und sichert in den meisten Fällen auch Jungjägern oder unerfahrenen Flintenschützen den gewünschten Jagderfolg.
Bekannt gut frequentierte Tagesruheplätze, an denen sich zahlreiche Enten einfinden, lassen sich auch im Rahmen einer kleinen Gesellschaftsjagd bejagen. Der betreffende Flussabschnitt wird in Kette angegangen. Die Zwischenräume zwischen den Schützen richten sich dabei nach den Gegebenheiten vor Ort und der Zahl der Jäger. Beim geduckten Angehen ist auf eiserne Disziplin zu achten. Sich einzeln oder zu früh aufrichtende Jäger schmälern oder gefährden den gemeinschaftlichen Erfolg. Ist der entsprechende Abstand zum Ufer erreicht, richtet sich die Korona auf ein Handzeichen des Jagdleiters auf. Die Enten stehen beim Anblick der Jäger normalerweise schlagartig auf. Dann heißt es anbacken und Ziel erfassen. Wie beim Strich gilt es, sich auf nur eine Ente aus dem eventuell großen Pulk fest zu konzentrieren. Alles andere geht normalerweise daneben. Fällt die erste Ente im Schuss, wird die nächste anvisiert. Ansonsten muss aus Tierschutzgründen auch der zweite Schuss der zuerst beschossenen Ente gelten. Anschließend wird sofort nachgeladen. Einige Enten versuchen nach kurzem Kreisen mitunter sofort wieder an gleicher Stelle einzufallen, andere wiederum streichen nach einer Wende gegen den Wind häufig in etwas Entfernung vom Ufer aber in noch erreichbarer Höhe über den Ort des Geschehens.
Enten setzten auf ihre vermeintliche Unsichtbarkeit
Gerade in Jahren mit reicher Eichelmast üben mit alten Eichen umstandene Teiche eine geradezu magische Anziehungskraft auf die Enten aus. Die Baumfrüchte fallen ab Ende September/Anfang Oktober fast im Minutentakt ins Wasser und bieten den Enten eine gehaltvolle Äsung. Ich habe selbst einen solchen Teich im Revier. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich dort von Jahr zu Jahr – in Abhängigkeit von der Eichelmast – die Strecken ausfallen. Während in Fehlmastjahren die Zahl der erlegten Enten dort gar gegen Null tendiert, füllen in Vollmastjahren schon nach kurzer Zeit zahlreiche Entenbraten die häusliche Kühltruhe. Nach wenigen Kreisen hoch über den Eichen verlieren die Enten schnell an Höhe und schweben dann im Landeanflug – gegen den Himmel gut sichtbar – stets durch eine breite Lücke zwischen den Bäumen mit bereits angewinkelten Schwingen auf den Teich zu.
Kranke Enten schwimmen oder gehen (von Land) in aller Regel ans Ufer und in die Ufervegetation und drücken sich häufig mit dem gesamten Körper unter Wasser, so dass oft nur noch Teile des Kopfes und des Schnabels über der Wasseroberfläche zu sehen sind. Bei Annäherung tauchen sie erneut oder verharren regungslos und setzen auf ihre vermeintliche Unsichtbarkeit. Ein Fangschuss aus entsprechender Entfernung ist dann das Mittel der Wahl. Niemals sollten Enten abgelegt werden, die noch einen Ständer beziehungsweise ein Ruder oder einen Latschen angezogen haben. Auch, wenn sie auf uns längst einen verendeten Eindruck machen. Denn nicht selten watscheln diese Enten plötzlich wieder in Richtung Ufer.
Sie stellen keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum
Bei sämtlichen Jagdarten muss die ausgezeichnete Sehleistung der Enten berücksichtigt werden. Ihre seitliche (laterale) Augenstellung deutet auf eine hasenähnliche Rundumsicht hin. Dabei scheint das Bewegungssehen besonders gut entwickelt zu sein. Schon kleinste Regungen – auch in der Deckung oder beim Anstand in der Dämmerung – reichen aus, um die Enten zum Aufstehen oder Nicht-Einfallen zu bewegen. Gerade beim Abendstrich hört man die Breitschnäbel durch ihre auffälligen Fluggeräusche meist deutlich eher, als man sie sieht. In keinem Fall darf man dann den Kopf hochnehmen und den Himmel nach kreisenden Enten absuchen oder beginnen, in der Jackentasche hektisch nach Patronen zu wühlen.
Bereits im Oktober gesellen sich zu den heimischen Enten Zuzügler aus Nord-, Ost- und Nordosteuropa, deren Zahl im Laufe des Herbstes steigt und die auch einen beträchtlichen Teil der hiesigen Jagdstrecken ausmachen. Ohne an dieser Stelle näher auf die Diskussion über die Jagd auf Zugvögel generell eingehen zu wollen, führt die relativ große Zahl dieser Zu- und Durchzügler doch häufig dazu, dass einige Jäger den Bruterfolg ihrer „Standenten“ im Revier weit überschätzen. Dies vor dem Hintergrund, dass speziell die Stockente vielfach noch immer als Standvogel betrachtet wird, was sie in Teilen ihres Verbreitungsgebietes auch sein kann – aber eben nur in Teilen.
Die Stockente zählt – vergleichbar etwa mit dem Fuchs, der Ringeltaube und dem Steinmarder – sicher zu jenen Wildarten, die keine besonderen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Dennoch liegt das A und O der Entenhege in dem Erhalt, der Verbesserung und Neuschaffung geeigneter Lebensräume, sprich Feuchtgebiete im weitesten Sinne. Durch ihre Fortpflanzungsbiologie und ihr hohes Fortpflanzungspotenzial (r-Strategie) wachsen Entenpopulationen unter günstigen Bedingungen rasch an. Ebenso können eventuelle Rückgänge durch schlechte Umweltverhältnisse in kurzer Zeit wieder ausgeglichen werden.
Zu diesen Voraussetzungen gehören die entsprechenden Lebensraumelemente, gute Äsung, entsprechendes Wetter (was wir nicht beeinflussen können) und eine angepasste Zahl von Beutegreifern. Das wichtigste und absolut unerlässliche Lebensraumelement für die Enten ist das Wasser – obwohl die Schwimm- oder Gründelenten ihre Äsung auch an Land suchen.
Der Begradigungswahn hat ein Ende
Die Balz, die Paarbildung und die Aufzucht der Jungenten jedoch findet bei allen Entenarten auf dem Wasser statt. Durch eine veränderte Gesetzgebung und offenbar fruchtende Aufklärungsarbeit – auch seitens der Jägerschaften – steht der Gewässer- und Feuchtgebietsschutz heute ganz oben auf der Prioritätenliste des behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes. Der Begradigungswahn hat ein Ende, und die leidigen Spuntwände werden nach und nach wieder fortgenommen. Komplette Fluss- und Bachabschnitte werden renaturiert, Moore wiedervernässt und, um der drohenden Verlandung zu entgehen, werden Teiche mit teilweise schwerem Gerät neu ausgebaggert und die notwendige Schichtung wiederhergestellt.
Abgesehen von der Neuschaffung von Teichen und Tümpeln konzentriert sich unsere Aufgabe schwerpunktmäßig auf die fachgerechte und ökologisch passende Gestaltung der Ufer von Fließ- und Stillgewässern. Die Ufergestaltung, Ufergehölzpflanzung und die Ufergehölzpflege sowie der Rückbau verfehlter Maßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt:
– Nadelbäume haben an Ufern nichts zu suchen.
– Weiden, Erlen und Eichen sind geeignete Ufergehölze. Erlen sollten direkt am Fluss- oder Bachufer gepflanzt werden, da ihre Wurzeln unter das Bett greifen.
– Handelt es sich um relativ kleine Stillgewässer, sollte – um eine dauerhafte Beschattung zu vermeiden – nur das Nordufer bepflanzt werden.
– Neue Stillgewässer dürfen nicht durch das Anstauen von Bachläufen geschaffen werden. Ein so genannter Nebenschluss im Sinne einer parallelen „Umleitung“ ist das Mittel der Wahl.
– Bei der Neuschaffung oder Reinigung sollte schweres Gerät in Form eines Baggers nicht gescheut werden. In diesem Fall hilft viel wirklich viel.
– Dem Baggerführer klare Vorgaben machen (Zeichnung) und Abgrenzungen durch eingeschlagene Pfähle markieren. Auf unterschiedliche Wassertiefe sowie Inseln und Landzungen achten. Den Feinschliff – zum Beispiel Steil- oder Flachufer – vor Ort selbst begleiten.
– An Fließgewässern Strömungsbrecher schaffen (trockene Ruhe- und Sonnenplätze). Es kann dafür auch ein Baum ins Wasser gefällt werden.
l Wasserpflanzen brauchen nicht künstlich eingebracht zu werden. Beim Schilf (Phragmites) – so gewollt – ist eine Pflanzung allerdings angebracht. Auch Rohrkolben (Typhia) lässt sich problemlos ansäen.
– „Von außen“ zuwachsende Kleingewässer freischneiden.
– Achtung! Arbeiten an oder in Gewässern sind häufig genehmigungspflichtig.
Kisten und Körbe nicht zu spät ausbringen
Grundsätzlich ist das Aufstellen von Nisthilfen nicht notwendig. Eine Ausnahme macht – dort wo natürliche Bruthöhlen in entsprechenden Altbäumen fehlen – das Aufhängen von Nistkästen für Schellenten. Ansonsten sprechen die Flexibilität bei der Brutplatzwahl – speziell bei der Stockente(!) – und landschaftsästhetische Gründe dagegen. Wer sich aber dieser Hilfe bedienen möchte, sollte beachten, dass die Körbe oder Kisten nicht zu spät ausgebracht werden, da die Enten ihren Nistplatz bereits sehr früh und meist einige Zeit vor Beginn der Eiablage auswählen. Auf das Aussetzen von Enten sollte grundsätzlich verzichtet werden.
Zur Niederwildhege – auch bei den Enten – gehört in den allermeisten Regionen und Lebensräumen unseres Landes eine entsprechende Kontrolle der vorkommenden Beutegreifer. Obwohl zahlreiche ihrer Brutplätze für den Fuchs nicht erreichbar sind, zählt Reineke auch für die Enten und zahlreiche weitere Wasservögel – für die deutlich in der Mehrzahl befindlichen bodenbrütenden Arten allemal – zu den wichtigsten Prädatoren. Doch kann auch die Aaskrähe in erheblichem Maße den Bruterfolg der Breitschnäbel mindern. Hinzu kommen insbesondere die Wanderratte, der Iltis, der Steinmarder und der nach wie vor im Vormarsch befindliche Mink sowie im Küstenbereich die Silber-, Herings- und Mantelmöwe.
Futter ist nicht im Wasser auszubringen
Die Fütterung der Enten sollte oder muss sich auf wirkliche Notzeiten beschränken. Um Gewässerbelastungen durch zusätzlichen Nährstoffeintrag zu vermeiden, ist das Futter – zum Beispiel Weizen – am Ufer beziehungsweise am Land und nicht im Wasser auszubringen. Dass in besonders strengen Wintern mit dauerhaftem Eisgang die Jagd ruhen sollte, bedarf keiner weiteren Erwähnung. Abschließend bleibt zu sagen, dass die Enten glücklicherwiese zu den Niederwildarten zu zählen sind, um die wir uns die wenigsten Sorgen zu machen brauchen.
Enten können sehr gut äugen. Steht der Jäger nicht in optimaler Deckung und bewegt sich noch dazu, streicht der Breitschnabel ab |