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Wölfe testen Grenzen aus

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In der Lüneburger Heide (Niedersachsen) haben vermutlich Wölfe mehr als 50 Nutztiere angegriffen.
Anfang Dezember kam es innerhalb einer Woche zu drei Angriffen auf eine Schafherde im Landkreis Lüneburg. Dabei wurden zwölf Schafe gerissen und 18 weitere zum Teil schwer verletzt.

Wolf
Wölfe reißen immer mehr Nutztiere. (Symbolbild)
Foto: Heinz Lehmann

Die rund 700-köpfige Herde war durch einen Elektrozaun gemäß der offiziellen Empfehlungen des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz geschützt. Auch ein Esel und ein Herdenschutzhund befanden sich bei der Herde.

Ebenfalls sollen Wölfe für den Angriff auf ein Damwildgehege im Landkreis Uelzen verantwortlich sein und sich unter dem zwei Meter hohen Schutzzaun durchgegraben haben. Hier wurden 23 Tiere getötet. Der Zaun soll nicht tief genug eingelassen worden sein.

In beiden Fällen stehen die DNA-Analysen noch aus, doch geht man von Wölfen als Verursacher aus. Beide Fälle scheinen auch das zu belegen, was Mitte November bereits auf einem Wolfssymposium in Loccum geäußert wurde: Hochintelligente Raubtiere wie Wölfe lassen sich von den Schutzmaßnahmen nur bedingt abschrecken und lernen mit der Zeit, diese zu umgehen.

Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) war bei dem geschädigten Schäfer vor Ort. Er stellte klar, dass es im Vergleichszeitraum von September 2015 bis 2016 keine Zunahme von Nutztierrissen gegeben habe. Die Weidetierhalter fordern dagegen eine „tabufreie Debatte“, wie die Weidetierhaltung besonders in den großräumigen Grünlandgebieten des Nordwestens gewährleistet werden kann. Es sei utopisch, diese Flächen alle wolfssicher einzäunen zu wollen.

Seit 2008 wurden nach Angaben des Umweltministeriums landesweit 162 Risse an Nutztieren durch Wölfe bestätigt, davon 47 in 2016. In 72 Fällen war keine Beurteilung möglich. 21.000 Euro hat das Umweltministerium 2016 für Nutztierrisse an Tierhalter überwiesen, für Präventionsmaßnahmen zum Herdenschutz wurden seit November 2014 rund 625.000 Euro bewilligt und knapp 550.000 Euro bereits ausgezahlt. Im Haushaltsplan des Landes sind für 2016/17 jeweils gut 800.000 Euro als Sachausgaben für das Wolfsmanagement eingeplant. mh


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