ANZEIGE

Berners Brett – Ein neues Fangsystem

15606

Wippbrettfalle XXL
Seit gut 30 Jahren beschäftigt sich Revieroberjäger THOMAS BERNER intensiv mit der Fangjagd und kennt daher so ziemlich jeden Fallentyp. Die besten Erfahrungen hat er mit der Wippbrettfalle gemacht. Heute fängt er damit sogar Fuchs, Dachs und Marder.

In Spitzenzeiten hatte ich in Neuseeland etwa 100 Fallen der unterschiedlichsten Art gleichzeitig im Einsatz. Meine Raubwildstrecke betrug im Jahresschnitt rund 700 gefangene Tiere. Das hört sich natürlich gut an, doch ich hatte auch zahlreiche Misserfolge zu verbuchen. Vor allem Totschlagfallen wie Conibear-und Scherenfalle enttäuschten mich immer wieder. Auch mit komplizierten Fangsystemen kam es oft zu Problemen. Ein Fallentyp enttäuschte mich hinsichtlich der Fangerfolge jedoch nie: die Wieselwippbrettfalle. War sie zu, hatte sich ein Tier gefangen – fertig! Da sich auf Grund ihrer Größe nur Wiesel fangen lassen, experimentierte ich Anfang der 90er Jahre mit großen Wippbrettfallen (800 x 100 x 150 mm). Neben dem Großen Wiesel fingen sich nun auch Jung iltisse und junge Steinmarder, hin und wieder Kaninchen und Wanderratten. Für ausgewachsene Iltisse und Steinmarder waren genug. Totalverlust war oft die Folge.
Also wurden die Fallen noch größer und vor allem stabiler gebaut. Das endete damit, dass ich irgendwann eine 2,50 Meter lange und 40 Zentimeter hohe „Wiesel“-Wippbrettfalle zusammenzimmerte – Größe XL sozusagen. Trotz guter Fangerfolge stellte ich jedoch bald fest, dass die Falle durch ihre Größe zu instabil wurde. Und auch die Kosten wuchsen
beträchtlich. Bei zwei, drei Fallen im Revier spielt das vielleicht keine große Rolle. Will
man jedoch Raubwild nachhaltig dezimieren, müssen je nach Reviergröße, ein gutes Dutzend oder mehr Kasten- oder Betonrohrfallen angeschafft und eingebaut werden!
Nach langem Überlegen kam ich auf die Idee, vorhandene Kunstbaue und Durchlässe mit einem System auszustatten, das sich schnell und einfach einbauen lässt, wenig kostet und dennoch sicher fängt. Wieder war ich bei der Wippbrettfalle gelandet. Denn die besteht im Prinzip aus lediglich zwei Teilen: dem Fallenkörper und der Auslöse- bzw. Verschlusseinheit – der Wippe mit Feststeller. Diese Einheit müsste man in vorhandene Rohrsysteme einbauen können, dachte ich und begann mit den ersten Versuchen. Nach einigen Änderungen und ein wenig Feinschliff lag es dann endlich vor mir: ein Wippbrett mit den Maßen XXL, das in ein 300er Betonrohr eingeschoben werden kann und ohne zusätzliche Befestigung auskommt. Damit es vom Wild ohne Argwohn angenommen wird, wurde die Oberfläche der Wippe beschichtet. Schon bald hatte ich die ersten Kaninchen, Marder, Füchse und Dachse gefangen.

Aus einer 15 Millimeter starken Siebdruckplatte wird mit einer Stichsäge die Wippe (LxBxH 1 465 x 290 x 15 mm) für die Betonrohrfalle gesägt. FOTOS: THOMAS BERNER
Da Betonrohre vom Normmaß abweichen können, werden seitlich an der Achse zwei Justierschrauben angebracht.

Bauanleitung
Die Auslöseverschlusseinheit besteht aus drei Bauteilen und ist mit etwas handwerklichem Geschick in etwa 15 Minuten herzustellen. Auch der Preis von 14 Euro ist überschaubar und geht in Ordnung. Für das Wippbrett verwende ich wasserfeste Siebdruckplatten von 15 Millimetern (mm) Stärke, die ich mit der Stichsäge zuschneide (1 465 x 290 x 15 mm (LxBxH)). Anschließend säge ich die Holzachse für die Stellschrauben zurecht. Da Betonrohre im Inneren manchmal um bis zu einem Zentimeter vom Normmaß abweichen, habe ich links und rechts zwei Justierschrauben mit Halbrundkopf in die Holzachse geschraubt, damit man das System an den jeweiligen Durchmesser des Rohrs anpassen kann. Danach befestige ich die Achse mittels zweier V2A-Schrauben an der Wippe. Den Feststeller schraube ich mit sechs V2A–Schrauben an der Unterseite des Wippbretts an. Danach streiche ich mit einem Zahnspachtel Fliesenkleber auf die Oberseite des Wippbretts und streue groben Estrichsand auf den feuchten Kleber.

Exzellente Betonrohrfalle
So einfach lässt sich also aus einem Durchlass oder Kanalgrundrohren eine Rohrfalle beziehungsweise aus einem Kunstbau eine Kesselfalle machen. Meine Lieblingsfalle sieht wie folgt aus: Zwei 300er Rohre werden mit dem Betonfuß nach oben gedreht, die angezeichneten Ecken durch die Maße 600 x 120 mm mit einem 10-mm- Betonbohrer (Diamanttrennscheibe benutzen) je dreimal vorgebohrt und mit einem  Zweihandwinkelschleifer aufgeschnitten. Die entstandenen Öffnungen zur Kontrolle oder zur Entnahme des Wildes werden später mit zwei Randsteinen 1 000 x 250 x 6 verschlossen. Zuletzt bohrt man mit einem 13er Betonbohrer ein Loch in das erste Rohr, um einen Signalstab zur Kontrolle der Falle einführen zu können. Möchte man das „Berner Brett“ in einem Durchlass einsetzen, muss natürlich zuerst ein Ende mit dem beschriebenen Element verschlossen werden. Danach wird das Wippbrett hineingeschoben. Die Kontrolle erfolgt bei einem System ohne obere Öffnung von vorn, bei meinem System mit Sichtfenster, von oben. Zur Entnahme des gefangenen Wildes eignet sich am eine runde Jungfuchsfalle. Diese wird, nachdem das Wippbrett entnommen wurde, vor den Durchlass gestellt. Danach zieht man das gefangene Wild mit Hilfe des Stahlseiles und des
Rohrverschlusses in den Abfangkorb.

Fliesenkleber und grober Estrichsand sorgen dafür, dass Raubwild das Brett ohne Scheu annimmt.
Wippe vor dem Einbau: Gut sind Achse, Feststellelement und Edelstahldraht, der zum Verschlussstück führt, zu erkennen. Fotos: Thomas Berner
Da Betonrohre vom Normmaß abweichen können, werden seitlich an der Achse zwei Justierschrauben angebracht.

Das Auslösegewicht des „Berner Bretts“ beträgt etwa 1 200 Gramm. Möchte man verhindern, dass sich Ratten, Kaninchen oder Steinmarder fangen, sondern nur Dachs, Fuchs und Waschbär die Falle auslösen, verwendet man auf der Feststellerseite ein Gegengewicht von 2,8 Kilogramm. Dazu füllt man einen Gefrierbeutel mit Sand und fixiert ihn mit Montageklebeband an der Unterseite der Siebdruckplatte. Soll die Falle feiner eingestellt werden (unter 1 000 g), bringt man einfach ein entsprechendes Gewicht auf
der Gegenseite an.

Um das Wild später entnehmen zu können, wird das Rohr auf der Oberseite aufgeflext.
Kontrolle leicht gemacht: Hier wurde ein Loch für den hölzernen Signalstab gebohrt.
Blick ins Innere der Betonrohrfalle GRAFIK: STEPHANIE TREUER

ANZEIGE
Aboangebot