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JAGD AUF FELDSAUEN

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Feldsauen

JAGD AUF FELDSAUEN
Raps, Mais und sonstiges Getreide bieten Schwarzkitteln Deckung und Äsung. Für den Pächter kann dies teuer werden. Peter Schmitt hat sich bei gestandenen Feldsau-Jägern umgehört und fasst deren Erfahrungen zusammen.

Der Maisanbau ist vielerorts ausgeufert. Nur selten ist es möglich, in einem Revier alle wildschadensgefährdeten Flächen zu zäunen. Auch das Durchdrücken mit Hunden ist bei den teilweise riesigen Schlägen keine sinnvolle Lösung mehr. Alternativ muss der Jäger per Einzeljagd Strecke machen. Im besten Fall werden die Sauen dadurch vergrämt. Aber wie bekommt man die borstigen„U-Boote“ im Stängelmeer  überhaupt in Sicht? Stecken sie
fest im Mais, ist auch der Ansitz am Schlagrand eher zeitraubend als Gewinn versprechend. Man muss an die Wutzen im Schlag gelangen.

Am besten eignen sich dazu Schussschneisen. In diesem Bereich hat WuH-Autor Dirk Waltmann über Jahre Erfahrungen gesammelt. Seiner Meinung nach sollten  Bejagungsschneisen mindestens zwölf Maisreihen vom Schlagrand entfernt angelegt werden. Liegen sie näher am Rand, werden sie vom Schwarzwild meist im Schweinsgalopp überfallen. Ist der Schlag durch Sauen gefährdet, die von außen einwechseln, sollten die Schneisen auch nicht zu weit im Feldinneren liegen. „Sonst gehen sie bereits im Schlag zu
Schaden, bevor sie auf die Schneise wechseln“, weiß der erfahrene Sauenjäger. Die Effektivität von Jagdschneisen lässt sich dadurch erhöhen, indem man beim Anlegen bekannte Wechsel oder vermehrt geschädigte Stellen aus den Vorjahren berücksichtigt. Bejagungsschneisen können auf zwei Arten angelegt werden. Entweder sie werden schon vor dem Legen mit dem Landwirt eingeplant oder sie werden zur Kolbenreife eingemulcht. Zweiteres zieht die Wutzen zum Brechen auf die Streifen, wo sie sauber angesprochen und erlegt werden können.

Um den Landwirt für solche Vorhaben mit ins Boot zu bekommen, verweist Landwirtschaftsmeister und Greening- Experte Werner Kuhn auf die verschiedenen Fördermöglichkeiten. So können Schussschneisen als Brachen ohne Erzeugung (Nutzungscode 062) oder als Ackerland ohne Erzeugung (Nutzungscode 591) als ökologische Vorrangfläche im Rahmen des Greenings anerkannt werden. Grundvoraussetzung ist, dass die Schneisen mindestens 1 000 Quadratmeter groß sind und digital ins Feldstück eingezeichnet werden müssen. Auch für Schlagränder zwischen Mais und Wald bieten sich Waldrandstreifen an. Die dürfen aber maximal zehn Meter breit sein – nicht gerade viel Platz, um ziehende Sauen anzusprechen und zu erlegen.
Mittlerweile gibt es diverse anerkannte Schussschneisen-Mischungen. „Die erlauben von der Wuchshöhe eine saubere Schussabgabe und kommen nebenbei auch anderen Wild- und Tierarten zugute“, sagt der WuH-Experte mit Blick auf das Niederwild.
Was sowohl Waltmann wie auch Kuhn betonen: Damit die Schneisen vom Schwarzwild gut angenommen werden, dürfen sie nicht offen münden. Das heißt, dass sie zumindest durch das Vorgewende nach außen hin geschlossen sein sollten. Eingeschlagene Malbäume, Suhlen und vergrabenes Luder erhöhen die Anziehungskraft der Schneisen. Diese Maßnahmen sind aber nur dann sinnvoll, wenn die Sauen bereits im Schlag stecken und nicht von außerhalb zusätzlich angelockt würden. Lehnt der Landwirt Schneisen im Schlag ab, bleibt noch die Möglichkeit, mobile Leitern an größeren Schadstellen zu platzieren. Der Nachteil dabei liegt auf der Hand: Um Schäden zu vermeiden, müssen zuvor welche in Kauf genommen werden. Möchte man das nicht, muss man den Sauen im Mais pirschend auf den Leib rücken. Eine Praxis, die Revieroberjäger Ulf Muuß erfolgreich anwendet. Die funktioniert allerdings nur bei Reihensaat und wenig Verunkrautung. Zuerst müssen die Sauen lokalisiert werden. Durch Schadstellen, umgeknickte Maisstängel an den Wechseln oder durch akustisches Bestätigen wird der Aufenthaltsort der Schwarzkittel im Mais grob verortet. In tiefster Gangart nähert man sich quer zur Drillrichtung, sodass man Reihe für
Reihe kontrollieren kann. Ist man nah genug dran, ist beim Schießen aufgrund des geringen Schusswinkels unbedingt auf den Hintergrund (Kugelfang, Rottenmitglieder) zu achten. Kann man auf diese Art eine Wutz strecken, unterstreicht lautes Rufen den Vergrämungseffekt für die anderen Rottenmitglieder zusätzlich.

Wegen seines dichten, undurchsichtigen Wuchses ist Raps nicht nur bei Nachsuchenführern gefürchtet. In der Regel wird kein Jäger seinen Hund in eine solche Falle schicken, um Sauen zu jagen oder zu vertreiben. Ein Anpirschen ist im Raps-Dschungel ebenfalls sinnlos. Revierjagdmeister Erich Kaiser schlägt einen anderen Weg
ein. Im Grunde handelt es sich auch um Schussschneisen, oder besser gesagt um Schusslöcher. „Im Gegensatz zum Mais sind die Sauen hauptsächlich der Deckung wegen im Raps. Von dort aus machen sie ihre Streifzüge zu den gefährdeten Flächen. Sind sie einmal drin und es sind keine anderen Einstände in der Nähe, bekommst Du sie so schnell nicht mehr raus. Deswegen muss man zu ihnen kommen“, sagt der Jagdprofi. Dazu legt er – natürlich nach Absprache mit dem Landwirt – mit dem Freischneider kleine Freiflächen an. „Die dürfen auf keinen Fall zu groß sein, damit sich die Schwarzkittel sicher fühlen. Dann kommen sie auch bei gutem Tageslicht“, weiß er zu berichten. Damit die Sauen auf die Freifläche wechseln, empfiehlt er eigens angelegte Suhlen und eingeschlagene
Malpfosten. „Im Sommer-Raps herrschen hohe Temperaturen. Suhlen in den Schlägen werden hervorragend angenommen. Auch eine Kirrung verfehlt ihren Zweck nicht, denn der Raps dient den Sauen hauptsächlich als Deckung, weniger als Äsung.“ Allerdings sollte man Rapssauen nur dann ankirren, wenn nicht unmittelbar Wald angrenzt. Schließlich will man nicht noch mehr Sauen ins Feld ziehen. Eine tragbare Leiter oder ein Drückjagdbock wird nun so platziert, dass man auf 30 bis 40 Meter Schussdistanz kommt. „Je nach Höhe des Rapses muss man aufgrund der kleinen Fläche die Entfernung oder die Höhe des Sitzes anpassen, um ausreichend Schussfeld zu haben“, ergänzt der Revierjagdmeister. Wie auch bei den Maisschneisen müssen die Rapslöcher geschlossen und in einiger Entfernung zum
Schlagrand angelegt werden, denn die Sauen müssen sich vollkommen sicher fühlen. Dass der Sitz nur bei perfektem Wind bezogen wird, sollte selbstverständlich sein, sonst
bleibt die Lockwirkung über längere Zeiträume aus.

Blick vom Sitz in das geschlossene Rapsloch (r.).

Nur in den wenigsten Fällen nutzt das Schwarzwild Gerste, Weizen oder Hafer als Einstand. Hier wird hauptsächlich gefressen. Je nach Lage zu den Einständen ziehen die Stücke abends oder nachts in die Schläge, hauen sich den Waidsack voll und verschwinden
spätestens am Morgen. Um ihrer habhaft zu werden, bieten sich der Ansitz oder die Pirsch an. Für die Ansitzjagd muss der Jäger die Wechsel oder bevorzugten Aufenthaltsorte im Feld kennen. Lässt es der Abstand zum Einstand der Sauen zu, sollte an den Hauptwechseln am Feldrand Stellung bezogen werden. Zur Milchreife zieht es das Schwarzwild schon bei gutem Büchsenlicht ins Getreide. Allerdings sollte man an solchen Stellen das Ansprechen und Erlegen von ziehendem Wild beherrschen. Weiterhin bieten sich schlagunterbrechende Feldwege für mobile Kanzeln an. Gerne wechseln Sauen an heißen Sommertagen auch aus dem Feld zu Suhlen und Gräben, um sich abzukühlen und wieder zurück. Auch hier lohnt der regelmäßige Ansitz. Sind die Feldgrenzen zu weitläufig und können die Sauen ungehindert einwechseln, sollten kleine, mobile Ansitze an den Schadstellen im Schlag postiert werden. Denn oft suchen die Wutzen tagelang dieselben Ecken auf.

Sind sie aber anderweitig unbemerkt eingewechselt, muss man zu Fuß an sie ran. Die Pirsch entlang der Fahrspuren bietet sich besonders an, da vergleichsweise wenig Geräusche entstehen. „Was man da so liest – Pirsch auf Socken oder in Strumpfhosen wegen des Lärms – vollkommen unnötig. Steht eine Rotte im Fraß, machen die so viel Krach, die merken überhaupt nichts, solange der Wind passt und man in Fraßpausen stehen bleibt“, fasst ein wildschadensgeplagter Leser zusammen, der jährlich mehrere Dutzend Sauen im Getreide erlegt. Die Pirsch durch die Fahrspuren hat aber noch einen
ganz gewichtigen Vorteil: Auch kleinere Sauen sind zu sehen, während im Schlag nur die Köpfe und Rückenlinien der Bachen herausschauen. „Ich mache es in der Regel so, dass
ich in Bewegungsrichtung der Rotte an der nächsten Treckerspur warte. Die erste Gasse nehme ich zum Ansprechen, auf der zweiten fällt der Schuss“, ergänzt der passionierte Sauenjäger. Auch an größeren Schadstellen lassen sie sich besser ansprechen und schießen als im Halmenmeer. Wer einfach auf den Kopf einer starken Sau schießt, nimmt fahrlässig die Erlegung eines führenden Stückes in Kauf.


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