Mit dem Abschuss des Wolfs MT6 am 27. April ist das Thema offensichtlich nicht erledigt: Nach dem Abschuss des zweijährigen Rüden tun sich besonders einige Wolfsbefürworter durch zweifelhafte Aktionen hervor, und es taucht die Frage auf, ob es sich tatsächlich um einen reinrassigen Wolf handelte.
Nach dem Abschuss von MT6 gab es zunächst eine Anzeige gegen Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), der letztlich den „Schießbefehl“ erteilt hatte. Angezeigt hatte ihn die Vorsitzende einer Tierschutzpartei wegen „Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz, sowie gegen das Bundesnaturschutzgesetz und aller in Betracht kommenden Delikte“, wie es in dem Schreiben zur Strafanzeige heißt. Ihrer Meinung nach habe der Wolf ja nichts verbrochen und niemanden gebissen, so dass kein „vernünftiger Grund“ für seine Tötung vorgelegen habe.
Schon während der Jagd auf den Wolf schlugen die Wellen in den sozialen Medien vor allem bei den Wolfsfans hoch. Das gipfelte dann im Mobbing gegen die Familie, deren Hund von dem Wolf attackiert worden war. Außerdem kündigte man die Suche nach dem „Todesschützen“ an, einen – verständlicherweise – anonym bleibenden Polizeibeamten, der vom Umweltministerium zum Abschuss des Wolfes hinzugezogen worden war.
Minister Wenzel, der sich im Heidekreis bei eingefleischten Wolfsbefürwortern zwar über Wolfshunde und Wölfe informiert hatte, ist der mehrfachen Aufforderung des örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Lutz Winkelmann, ihn zu besuchen und mit den Menschen zu sprechen, die unter dem Wolf leiden – Viehhalter, Landbewohner mit kleinen Kindern – bisher nicht nachgekommen. In einem Brief vom 2. Mai fordert Winkelmann Wenzel auf, sich vor die Familie des attackierten Hundes zu stellen und sich vor Ort ein Bild zu machen.
Und es geht weiter: Während das niedersächsische Umweltministerium stets die Vermutung nährte, MT6 und seine Wurfgeschwister seien von Bundeswehrsoldaten gefüttert und an Menschen gewöhnt worden, taucht nun die Frage auf, ob es sich bei MT6 und folglich auch bei seinen Wurfgeschwistern wirklich um reinrassige Wölfe handelt. Eine DNA-Analyse des Wolfs bestätigt dies laut Senckenberg-Institut, doch meinen Fachleute, auf den Fotos des Wolfs in seiner Laufstellung und in seiner Fellfärbung Hinweise erkannt zu haben, die durchaus auf eine Vermischung mit Haushunden hinweisen könnten. Sollte sich dies bestätigen, müsste über den Schutzstatus dieser Hybriden nachgedacht werden, kündigte der FDP-Landtagsabgeordnete Gero Hocker bereits an.
red.