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Damwild Dusel

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Damwild Dusel
Kalb und Alttier am Fuße der Rückegasse Foto: Peter Schmitt

AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Obwohl wir im Kerngebiet liegen, sind Begegnungen mit Damwild in Obertiefenbach rar gesät und kommen dann oft unverhofft.
Peter Schmitt

Ende Januar, Mittagspause. Ich mache mich auf ins wenige Minuten entfernte Testrevier. Es gilt, die Fallen zu beködern und gegebenenfalls eine Kugel-Elster oder -Krähe für einen der Junghunde im Verlag zu erlegen. Also kurz zu Hause angehalten, Gewehr und Munition eingepackt. Aber wie meine Oma immer zu sagen pflegte: „Erst die Arbeit, dann das Spiel“, weshalb ich mich zuerst einmal den Marderbunkern im Wald widmen will, bevor es dem Jagen gilt. Als ich nur wenige Hundert Meter in den verschneiten Winterwald gefahren bin, bemerke ich am Wegrand eine Bewegung 100 Meter vor dem Auto im Stangenholz.
Ein Stück Damkahlwild überfällt gemächlich den Forstweg, und es dauerte einige Zeit, da folgt ein schwächeres, deutlich zügiger. Aber auf der anderen Wegseite verringerte das Kalb das Tempo und folgte mit wippendem Haupt, ähnlich einem Huhn beim Schreiten, dem Alttier. Wirklich gestört haben sie sich am Auto also nicht.

Dort, wo sie den Weg querten, läuft der Hang von der Ringmauer, dem höchsten Bereich des Reviers, in einem Steinbruch aus. Würden sie linker Hand des Steinbruches weiterziehen, wären sie überriegelt und aufgrund des Bewuchses eh nicht zu sehen. Würden sie sich jedoch über dem Steinbruch rechts halten, würden sie hangparallel durch üppige Naturverjüngung ziehen, die regelmäßig von Rückegassen unterbrochen wird.
Eigentlich hatte ich anderes vor, aber auf einen Versuch kann man es ja mal ankommen lassen, morgen ist schließlich auch noch ein Tag. So biege ich an der nächsten Kreuzung anstatt nach rechts nach links ab und passiere somit im rechten Winkel die beschriebenen Rückegassen. Und tatsächlich: Bereits auf der zweiten stehen Alttier und Kalb spitz abgewandt zum Forstweg und ziehen hangwärts. Sie nehmen vom Auto keine Notiz. Ohne das Tempo zu verringern fahre ich weiter und parke etwa 150 Meter entfernt.

Gewehr und Patronen geschnappt, und los geht die Eilpirsch. Ich lade während des Balancierens auf dem Grabenrand des Weges, da der Schotter zu sehr unter den schnellen Schritten knirscht. Durch die Naturverjüngung bin ich gut abgeschirmt und muss bis zur Mündung der anvisierten Rückegasse keine Deckung suchen. Innerlich setze ich eh keine Hoffnung in diese Spontanaktion, denn das Wild ist sicherlich bereits über alle Berge.
Da knackt es. Ich luge vorsichtig in die Rückegasse. Alttier und Kalb stehen tatsächlich noch an derselben Stelle und schlagen im überzuckerten Waldboden nach Bucheckern und Eicheln. Erst jetzt merke ich, dass der Schießstock nach wie vor im Auto liegt. Aber da die Stücke beim Äsen spitz von mir wegziehen, ist eh kein Schuss möglich.

Ich spiele bereits mit dem Gedanken, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen und mich meiner eigentlichen Aufgaben zuzuwenden, da verschwindet das Alttier seitlich in die Buchenrauschen, und das Kalb stellt sich breit. Da auf dem hegeringübergreifenden Abschussplan zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Kalb, aber noch sechs Alttiere frei sind, verzichte ich auf den Schuss, da momentan keine Möglichkeit besteht, ebenfalls das Tier zu bekommen.
Doch das Kalb bleibt auf der Rückegasse, und einige Augenblicke später erscheint das Alttier in einer Lücke zwischen den jungen Bäumchen. Beide können sich gegenseitig nicht eräugen. Ich bin mir sicher, dass das Tier nicht abspringen wird, wenn ich schieße.

Auf etwa 60 bis 70 Meter nehme ich das Kalb ins Visier und lasse fliegen. Leider bricht es mit dem Petsch des Schalldämpfers nicht schlagartig zusammen, zeichnet aber perfekt. Die tiefe Flucht führt genau auf das Alttier zu, das vor Schreck doch abspringt – oder besser gesagt ausweicht. Ich sehe bereits alle Felle davonschwimmen, als offensichtlich wird, dass es nicht zu verstehen scheint, was gerade vor sich geht. Suchend erscheint es etwas oberhalb auf der Rückegasse. Auch die zweite Kugel trifft direkt hinterm Blatt.
Noch bevor die hinzugerufene Hilfe in Form von Chefredakteur Heiko Hornung samt Anhänger eintrifft, finde ich beide Stücke nach kurzer Suche wenige Meter weiter im Bewuchs und lege das Wildkalb sowie das vergleichsweise schwache Alttier zur Strecke.


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