Kurz und markant

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Schon in der Standardausführung ist sie kurz und führig – die Blaser Kipplaufbüchse K 95. Mit 50-Zentimeter-Lauf und in Stutzenschäftung wird sie seit einem Jahr noch kürzer und führiger angeboten. WILD UND HUND testete das Luxusmodell im Kaliber 6,5x57R.

 

Keinen Einfluss: die mündungslange Schäftung erzeugt keine Spannung am Lauf. Die Treffpunktlage blieb immer konstant

Der 1. Mai lag schon 14 Tage zurück, und es wollte und wollte mit einem passenden Bock nicht klappen: Zu weit, zu schnell gepirscht, gut aber zu jung, zu viel Regen – es lief nicht nach meinen Vorstellungen. Die einzige Konstante in dieser Zeit war die Testwaffe, die mich seit Anfang des Jahres bei Ansitz und Pirsch begleitete: der Blaser Kipplaufstutzen K 95 im Kaliber 6,5x57R in der Luxusversion, ausgestattet mit dem kompakten Zeiss VM 2,5–10×50 LA (Preis: 3540 Euro, mit Glas und Sattel-Montage 5425 Euro).

Verblüffend einfache Konstruktion

Trotz strömenden Regens ging ich auch am 15. Tag hinaus, schließlich hatte Kachelmann für den Abend (Wetter-)Besserung versprochen. Noch ehe ich nach 500 Metern den Hochsitz erreichte, war ich allerdings klitschnass. Die Nässe machte dem Stutzen freilich nichts aus: keine hässlichen Wasserflecken verunstalteten das Holz.

Die Metallteile des Stutzens ließen sich vom Regen ebenfalls nicht beeindrucken. Sie sind wie bei allen Blaser-Waffen nicht brüniert, sondern durch das Blaser-Q-Verfahren gegen Rost geschützt. Bei diesem Verfahren wird Stickstoff in die Stahloberfläche eindiffundiert und mit einem matt-schwarzen Finish versehen. Die Laufoberfläche wies auch nach einem halben Jahr ohne Öl nicht den geringsten Rostansatz auf.

Wer bei dem Gedanken an den mündungslangen Vorderschaft der Waffe gleich an die Kapriolen denkt, die durchgehend geschäftete Büchsen schlagen können, der sieht sich beim K 95-Stutzen getäuscht: Blaser teilte einfach den Vorderschaft und umging so Probleme wie schlechte Schussleistung und wandernde Treffpunktlagen durch verzogenes Holz, das am Lauf anliegt. Die Konstruktion dabei ist verblüffend einfach. Der vordere Teil des Schaftes mit der Tropfnase aus Edelholz sitzt spannungsfrei am Lauf. Der hintere Teil des Vorderschaftes kann beim Zerlegen der Waffe wie üblich abgenommen werden. Die Schnittstelle versah man ebenfalls mit einer Tropfnase, die der 2,5-kg-Büchse zusammen mit der zweiten Nase an der Mündung einen gewissen Charme verleihen.

Nach kurzer Flucht verendet

Nachdem Petrus ein Einsehen hatte und es gegen 20 Uhr aufklarte, jagte der aufkommende Wind Nebelfetzen aus dem Tal über die große Waldwiese vor mir. Im hohen Gras wurde plötzlich auf 50 Meter ein Bock hoch und schüttelte sich den Regen aus der Decke. Noch ziemlich grau, rechts ein Knopf, links ein halblauscherhoher Spieß – der passt. Ich drückte den leichtgängigen Schieber der Handspannung nach vorn, und als der Bock breit stand, verstärkte ich langsam den Druck auf den Feinabzug. Bei später gemessenen sechs Newton (etwa 600 Gramm) brach der Schuss. Das 8,2 Gramm schwere CDP-Geschoss ließ den Bock nach kurzer Flucht verenden. Wie sich herausstellte, war die Wildbretzerstörung gering – fünfmarkstückgroßer Ausschuss, kleiner Bluterguss.

Treffpunktlage blieb konstant

Auf die Schussleistung wirkte sich der mündungslange Vorderschaft nicht aus, wie sich später auf dem Schießstand zeigen sollte. Jeweils fünf Schüsse von einer Benchrestauflage mit fünf Laborierungen (siehe Tabelle) ergaben Streukreise zwischen 23 Millimetern (Blaser 8,2-g-CDP) und 52 Millimetern (RWS 6,0-g-TMS: vier Schüsse dabei jedoch mit 39 Millimetern, erst der fünfte Schuss verschlechterte den Streukreis auf 52 Millimeter). Die mittelschweren Geschosse (7,0- bis 8,2-g) brachten dabei die besten Ergebnisse – natürlich kann das von K 95 zu K 95 anders aussehen.

Nahm man das Zielfernrohr und den Vorderschaft nach jedem Schuss ab, vergrößerte sich der Streukreis mit der CDP-Laborierung nur geringfügig auf 31 Millimeter, was aber wohl auf die Schützenstreuung zurückzuführen ist. Die Treffpunktlage blieb hingegen konstant.

Zehn Zentimeter tiefer als im Katalog angegeben

Und die Leistung? Schließlich ist der markante Achtkantlauf der Büchse nur 50 Zentimeter lang. Als Faustregel nennt die DEVA etwa zwei Prozent Geschwindigkeitsverlust pro fünf Zentimeter Laufkürzung bei Standardkalibern. Also maßen wir die vo (Messtechnisch: v2) für jede Laborierung. Dabei zeigte sich, dass die 7,0-g-KS-Laborierung im Vergleich zu den Katalogangaben sogar geringfügig besser abschnitt: gemessene 879 Meter pro Sekunde gegen 870 Meter pro Sekunde aus dem Katalog. Die anderen Laborierungen verloren dagegen gegenüber den Katalogangaben zwischen 43 und 53 Meter pro Sekunde. Praktische Auswirkungen hat das insofern, als sich die GEE (Günstigste Einschieß-Entfernung) und die Treffpunktlage ändern. Nach Berechnungen der DEVA liegen dabei die Schüsse bei der auf die (neue) GEE eingeschossenen Waffe auf 300 Meter im Schnitt etwa zehn Zentimeter tiefer, als in den Katalogen angegeben. Das ist in der Praxis kein Problem, wissen sollte man es aber schon (siehe Tabelle).

Rechtlich interessant: Die schwerste Laborierung mit dem 9,1-g-DK-Geschoss erreichte aus diesem kurzen Lauf nicht die geforderten 2000 Joule auf 100 Meter für Hochwild. Je nach Waffe und Toleranzen kann das aus anderen kurzläufigen Büchsen aber anders aussehen. Es macht zudem deutlich, wie problematisch es ist, den theoretisch ermittelten Energiewert als Kriterium für eine gute Wirkung beim Schuss auf Wild anzunehmen. Auf kürzere und mittlere Distanzen bis 150 Meter dürfte die DK-Laborierung aus diesem Lauf mit der sehr hohen Querschnittsbelastung (= hohes Geschossgewicht im Verhältnis zum Kaliberdurchmesser) und der daraus folgenden guten Tiefenwirkung beispielsweise dem energetisch stärkeren 6,0-g-Teilmantel-Geschoss überlegen sein.

Auf der Kanzel bequem „manövrieren“

Die nur 92 Zentimeter lange und mit dem Zeiss-Glas 3,2 Kilogramm leichte Waffe überzeugte im gesamten Testzeitraum durch ihre Ausgewogenheit und ihre extreme Führigkeit, mit der sie auch in Kanzeln bequem „manövriert“ werden konnte. Für den Bergjäger ein deutliches Plus sind zudem die geringen Packmaße (längstes Teil = Lauf mit Verschlusshaken: 51 Zentimeter). Wer als Repetierer-gewohnter Jäger den K 95-Stutzen ein halbes Jahr auf Pirsch und Ansitz geführt hat, fragt sich unwillkürlich, ob man im Schalenwild-Revier mehr Waffe als diese Kipplaufbüchse braucht –
eigentlich nicht.

Bärenstark: Der Verschlussbock der K95 verdaut auch Magnum-Kaliber. Links ist er aus dem Systemkasten herausgenommen direkt am Hakenstück zu sehen. Angeboten wird der Stutzen wegen des kurzen Laufes aber nur in einigen Standardkalibern bis zur 8×57 IRS

 


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