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Fängt einfach alles

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Die „Ostfriesenfalle“:
Für die Tüftler unter den Fangjägern ist der Bau einer „neuen“
Falle oft nur die Weiterentwicklung einer anderen. Man kann
das Rad schließlich nicht immer neu erfinden. Andre
Westerkamp hat sich bei Berufsjäger Heinrich Jannsen in Aurich eine Betonrohrfalle angesehen: einfach, günstig und erprobt.

 

Von Andre Westerkamp

Bekanntlich haben die Ostfriesen ihre eigene Natur. Man sagt, sie seien zurückhaltend, wortkarg und bisweilen stur. Haben die Norddeutschen aber erst einmal etwas ins Herz geschlossen, sind sie überzeugter denn je davon. So auch von der „Ostfriesenfalle“. Der Name entstammt der Region, in der sie zum größten Teil eingesetzt wird. Wer sie erfunden hat, kann niemand so genau sagen. Es gibt die Ostfriesenfalle einfach. Und so soll sie auch sein: einfach! Natürlich braucht man für den Nachbau etwas handwerkliches Geschick. „Dafür fängt sie hinterher auch fast alles“, schwärmt Berufsjäger Jannsen.

Benötigt werden drei Betonrohre (30 Zentimeter Durchmesser), drei Meter Torstahl (8 mm Durchmesser), zwei Stahlklappen, etwas Kiessand und Schnellzement, zwei Gewindestangen (je 30 cm Länge und 10 mm Durchmesser) sowie Schrauben und Zubehör. Der Bau der Betonrohrfalle benötigt etwa sechs Stunden.

Man beginnt am besten damit, die Öffnungen in die drei Betonröhren zu schneiden. Auf eine große, leistungsstarke Flex wird dafür eine Diamantscheibe montiert. Normale Steinscheiben eignen sich nicht. Das mittlere Rohr bekommt eine 20×20 Zentimeter große Bewirtschaftungsöffnung. Durch sie wird später die Beköderung vorgenommen und der Auslösemechanismus gestellt. Die beiden äußeren Rohre werden mit jeweils 20×30 Zentimeter großen Kontrollöffnungen versehen. Die drei Elemente sauber anzeichnen und herausflexen, da sie noch als Deckel gebraucht werden. Damit diese später nicht durchfallen, sollten sie zumindest an der Längsseite schräg eingeflext werden.

Das gesamte System der Ostfriesenfalle ist innenliegend und daher unempfinglich gegenüber äußeren Einwirkungen. Es besteht im Grunde nur aus den beiden Klappen und dem Gestänge mit Stellholz. Um diese einbauen zu können, müssen Bohrungen gesetzt werden. Gebraucht wird eine Schlagbohrmaschine mit 6, 8 und 10 mm Videa-Bohrern. Es hat sich bewährt, mit den kleineren Ausführungen vorzuarbeiten, da die Betonröhren sehr hart sind. Berufsjäger Heinrich Jannsen beginnt mit dem Einbau der beiden Klappen. Diese sind insgesamt 20 Zentimeter breit und 40 Zentimeter lang, wobei die letzten fünf Zentimeter in einem Winkel von zehn Grad angeschrägt sind. Die Klappen müssen oben und unten abgerundet sein, damit sie das runde Rohr komplett verschließen. In den Winkel hat Jannsen beidseitig zwei runde Halterungen geschweißt. Er passt die Klappen genau ein und führt von außen die Gewindestangen erst durch die Bohrlöcher, danach durch die Halterung der Eisenklappen, bis die Stangen auf beiden Seiten gleichmäßig herausstehen. Mit Schrauben und Unterlegscheiben wird der Schließmechanismus fixiert.

Danach werden die seitlich befindlichen Zwischenräume mit Zement verschmiert, so dass kein Licht mehr einfallen kann, wenn die Klappen geschlossen sind. Der Schnellzement zeigt hier sein Können und ist bereits nach kurzer Zeit fest. Damit er besseren Halt bekommt, werden die Betonrohre innen mit einer Steinscheibe angefräst. Bohrungen sind genauso hilfreich.

Unter die Kontrollschächte in den beiden äußeren Rohren werden Kotgrubengitter eingezogen, damit einem der Fang nicht gleich in die Arme springt. Jeweils eine Bohrung wird dafür an den kurzen Seiten der Öffnung gesetzt. Danach eine Schlossschraube mit Unterlegscheibe von innen nach außen führen und mit einer Mutter sowie Unterlegscheibe festziehen. Die insgesamt sieben Zentimeter langen Schrauben schauen noch ungefähr zwei Zentimeter hervor. Darauf lassen sich sehr praktisch die Haltesicherungen für den Deckel montieren. Durch Flügelschrauben sind diese jederzeit zu öffnen. Die drei Betonelemente sind jetzt soweit vormontiert, dass eigentlich das Gestänge eingesetzt werden könnte. Diese Arbeit geschieht aber erst am vorgesehenen Fangplatz.

Das Gestänge entspricht in etwa dem bekannten Mechanismus gängiger Kastenfallen: Die beiden äußeren Auflagen halten die Klappen hoch, und in der Mitte befindet sich der Auslöser. Allerdings zeigt er bei dieser Falle in dieselbe Richtung. Das Gestänge sieht also wie ein langgezogenes „E“ aus. Unter die mittlere Auflage wird später das Stellholz platziert, um die Falle fängisch zu machen.

Berufsjäger Heinrich Jannsen hat vier Schlossschrauben mit Muttern (10 mm) verschweißt, die das Gestänge im Inneren der Falle halten. Die im Handel erhältlichen Ringschrauben erfüllen den gleich Zweck. Egal für welche Variante man sich entscheidet, wichtig ist, die Halteschrauben vor dem Anschweißen der drei Auflagen auf den etwa 244 Zentimeter langen Rundstahl zu schieben. Beim Zusammenbau der Falle im Revier sollte man zu zweit sein, weiß Jannsen aus Erfahrung. Gerade, wenn das recht lange Gestänge eingebaut wird, hat sich Teamarbeit bewährt. Die vier Halteschrauben werden dazu von innen nach außen durch die vorgebohrten Löcher geführt und verschraubt.

Der Berufsjäger aus Aurich füllt seine „Ostfriesenfallen“ seitlich zu etwa Dreiviertel mit Erde an. Damit keine Feuchtigkeit durch die drei Öffnungen eindringt, schneidet er sich dunkle Teichfolie in passende Teilstücke. Zusätzlich verblendet sie die Falle, etwas Reisig tut sein übriges.

Als Stellholz dient ein zirka 20 Zentimeter langer Ast, der bei der leichtesten Berührung die Klappen freigibt. Waschbären fängt man beispielsweise, indem auf das Stellholz der Köder aufgesteckt wird. Durch das Ziehen am Köder löst die Falle aus. Grundsätzlich verrichtet diese Falle sowohl als Köder- wie auch als einfache Durchlauffalle gute Dienste. Einmal gefangenes Wild kann die Klappen von innen nicht öffnen, da sie ein Eigengewicht von etwa zwei Kilogramm haben. Selbst der Dachs ist nicht in der Lage, sie anzuheben. Die Kosten der Falle sind überschaubar: Etwa zehn Euro kostet je nach Anbieter ein 30er-Betonrohr. Für Gestänge, Klappen, Kotgrubendraht, Zement, Halterungen und Verschraubungen muss man nochmal etwa 20 Euro rechnen. Macht in der Summe eine langlebige Falle für etwa 50 Euro plus Arbeitszeit.

 

 


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