Wer mit der Schonzeitbüchse ins Schwarze trifft, ist mit der dicken Pille noch lange kein Meister. So mancher Jäger kämpft mit dem lästigen Mucken beim Schuss. Die Firma Löffler verspricht nun mit einem speziellen Gewehrriemen Abhilfe.
Gut eingehängt: Beim Schuß mit der großkalibrigen Büchse hat wohl schon jeder von uns gemuckt. Mit dem Löffler-Gewehrriemen soll man das Problem jetzt endlich in den Griff bekommen |
von Michael Schmid
Breit und massig füllt der Keiler das Rund des achtfachen Zielfernrohrs, das Absehen steht ruhig auf dem Blatt, die Waffe liegt bombenfest, der Zeigefinger krümmt sich langsam – der Schuss bricht – und die Sau verschwindet im Dunkel der Nacht.
Die Kontrolle des Anschusses bringt rasch Klarheit, denn im Schein der Taschenlampe prahlt ein kleiner Fichtenstamm mit glattem Durchschuss. Wie konnte das nur passieren? In den meisten Fällen ist die Frage leicht zu beantworten – man hat ganz einfach gemuckt.
Mit einem speziellen Gewehrriemen möchte die Firma Löffler dem Problem zu Leibe rücken und den Rückstoß der Waffe deutlich mindern. Herzstück des von AKAH in bester Sattlerarbeit gefertigten Gewehrriemens ist ein mit Gummi überzogener Metallbügel.
Dieser wird zur Mündung hin von einem normal befestigten Lederriemen gehalten. In Richtung Kolben sitzt er an einer Riemenschlaufe, die wiederum in einen ledernen Kolbenschuh eingearbeitet ist. Dieser wird nun einfach von hinten über den Hinterschaft gezogen.
Hängt man vor dem Schuss den Metallbügel in die Gewehrauflage des Hochsitzes ein und geht mit dem zum Kolben führenden Riemen auf Zug, wird ein Teil der Rückstoßenergie von dem verankerten Haken aufgenommen. Ein von der Firma Löffler in Auftrag gegebenes Gutachten bei der DEVA bescheinigt eine deutlich herabgesetzte Rückstoßbelastung des Schützen.
Bewährungsprobe auf dem Schießstand
Der Rückstoßminderer und die verwendeten Waffen: Krieghoff Bergstutzen Ultra .222 Rem./.30-06, Frankonia Favorit Stutzen 7×64, Blaser R 93 Offroad 9,3×64, Heym SR 30 Keilerbüchse .300 Win. Mag., Krieghoff BBF Teck .308/16 und Mauser 98k 8x57IS.
Um optimale Bedingungen zu schaffen, wurde der Auflagetisch auf der 100-Meter-Bahn mit einem fest verankerten, sechs Zentimeter starken Rundholz quer zur Schussrichtung versehen.
Alle Schützen bestätigten sofort eine deutliche Reduktion des Rückschlags. Selbst eingefleischte „Mucker“ erzielten nach einer Eingewöhnungszeit beachtliche Schussergebnisse.
Entscheidend ist dabei allerdings, dass die Riemenschlaufe im Anschlag bereits gut vorgespannt wird. Bleibt hier noch etwas Luft für eine Rückwärtsbewegung, gibt es nach wie vor einen kräftigen, und in diesem Fall sogar noch unerwarteten Rückschlag.
Da die Anschlaghaltung bei Verwendung des Rückstoßminderers lediglich zur Seitenkorrektur dient und man die Waffe nur ganz leicht in die Schulter zieht, wirkt sich die fehlende Übertragung von Atmung und Puls ebenfalls positiv auf das Schießergebnis aus.
Derzeit ist der nach hinten führende Riemen des Löffler-Rückstoßminderers in der oberen Hälfte des Kolbenschuhs befestigt. So verdeckt er aber je nach Waffe einen Teil des Abzugsbügels und erschwert so die Betätigung des Abzugs. Die probeweise mitgelieferte Ausführung mit tiefer Riemenbefestigung wurde deshalb von allen Schützen favorisiert.
Vor- und Nachteile im Jagdeinsatz
Grundvoraussetzung für den Einsatz beim Ansitz sind passende Hochsitze mit maximal acht Zentimeter starken Rundhölzern oder Bretterbrüstungen als Gewehrauflage.
Vor allem an Kirrungen und Schneisen mit festgelegter Hauptschussrichtung konnte der Rückstoßminderer überzeugen.
Wichtig ist dabei jedoch, dass die Schussabgabe möglichst in einem 90-Grad-Winkel zur Auflage erfolgt, denn andere Winkel bereiten Probleme. So hielt bei trockener Auflage der gummiarmierte Metallbügel spitze Winkel bis zu etwa 50 Grad ohne Verrutschen aus.
Wurde der Winkel jedoch kleiner oder war die Auflage nass, rutschte der Bügel oft schon im Anschlag, spätestens jedoch beim Schuss ab.
Bei Schüssen zur Seite oder nach hinten konnte der Rückstoßminderer bei vielen Hochsitzen gar nicht erst zum Einsatz kommen, weil geeignete Auflagen fehlten oder nicht im gewünschten Abstand vorhanden waren.
Außerdem wäre die Verwendung des Rückstoßminderers dabei oft mit dem Verlust des wichtigen Fixpunktes für den Ellbogen verbunden gewesen. Die Konstruktion mit Lederriemen und gummiertem Metallhaken erwies sich dabei dank umständlicher Handhabung und entsprechender Geräuschkulisse häufig als störend.
Hochsitze mit einem breiten Brettersims sind für den Rückstoßminderer ungeeignet, hier kann man den Metallbügel zwar einhängen, der nach hinten zeigende Teil des Bügels „steht aber auf“ und führt zu einer labilen Schusshaltung. Auch Ansitzleitern mit beweglicher Gewehrauflage sollten aus Stabilitätsgründen gemieden werden.
Der Tragekomfort der Waffe ist gut und für die Ansitzjagd ausreichend. Eine mit dem Löffler-Rückstoßminderer (Gewicht 402 Gramm) ausgestattete Ansitzwaffe nähert sich jedoch schon der Fünf-Kilo-Schallmauer.
Ein schneller Wechsel zum konventionellen Gewehrriemen lässt sich aber durch den auf Maß gefertigten Lederkolbenschuh jederzeit problemlos durchführen.
Übung macht den Meister – und spart Geld
Das rückstoßbedingte Mucken ist in erster Linie ein mentales Problem. Mit intensivem Training bekommt man es jedoch meist schnell und dauerhaft in den Griff. Ein zusätzlicher, positiver Effekt ist die gesteigerte Sicherheit im Umgang mit der Waffe.
Wer allerdings die Jahresschießnadel mit der .22 Hornet und die Trainingseinheiten aus Kostengründen mit der .222 Remington absolviert, wartet vergebens auf Besserung.
Wenn alle Stricke reißen und auch durch intensives Training das lästige Mucken nicht zu beseitigen ist, kann der Löffler-Rückstoßminderer zumindest bei der Ansitzjagd in begrenztem Umfang Abhilfe schaffen. Allerdings muss man dann für seinen Einsatz die Hochsitze passend ausgestalten.
Andere Alternativen wären Kaliberwechsel, im Schulterbereich dämmende Kleidung, Selbstladebüchsen sowie die Optionen Mündungsbremse oder Kickstop.
$(kursiv:Vertrieb über Löffler GmbH & Co. KG,
Im Paulsumpf 12-14, 38518 Gifhorn-Gamsen, Telefon 0 53 71/70 61, Fax 0 53 71/7 13 83. )
Preis: ab 199,50 DM
Unter Spannung: Nur dann nimmt die zum Kolben führende Riemenschlaufe einen Teil der Rückstoßenergie auf |