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Frettchen – liebenswerte Stinker

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Bei der Kaninchenjagd sind Frettchen genauso unverzichtbar wie bei der
Entenjagd der gute Hund. Hier erfahren Sie Tips und Tricks über den Umgang mit den kleinen Jagdhelfern.

 

Der kleine Jäger im Portrait. Die Verwandschaft zum Iltis ist unverkennbar

von Werner Siebern

Hört man Frettchen, so denkt der Jäger an Kaninchen, an spannendes Waidwerk auf graue Flitzer. Was viele Interessenten an diesen Abkömmlingen domestizierter Iltisse sich kaum klar machen ist, dass nicht das ganze Jahr über Saison für die Baujagd auf Kaninchen sein kann. Es gibt auch Jahre, in denen das Frettieren ganz ausfallen muss, weil die Lapuze bereits im Spätsommer von Seuchen dahingerafft wurden. So ist das Frettchen in der überwiegenden Zeit des Jahres mehr Haustier als Jagdhilfstier!

Doch ein Frettchen ist kein Ding, das funktioniert, wenn man es braucht. Das ganze Jahr über benötigt der kleine Jagdhelfer Zuneigung und Pflege. Schon aus diesem Grunde muß man vor der Anschaffung eines Frettchens einige Überlegungen anstellen:

  • Wird die ganze Familie ein Frettchen als Haustier akzeptieren?
  • Ist man bereit, den arteigenen Geruch hinzunehmen?
  • Hat man einen Pflegeplatz für das Frettchen während des eigenen Urlaubs?
  • Findet man täglich eine halbe Stunde Zeit für das Frettchen?
  • Wo findet man den geeigneten Platz für die Unterbringung, im Garten oder in einem geeigneten Raum?
  • Gibt es genug Jagdmöglichkeiten für den Einsatz im Herbst und Winter?

Schon wegen all dieser Voraussetzungen, von denen etliche oft nicht gegeben sind, sollten viele Interessenten auf die Anschaffung eines eigenen Frettchens verzichten – statt dessen lieber die Dienste eines begeisterten Frettchenführers in Anspruch nehmen, der während der Saison in vielen Kaninchenrevieren zu Hause ist.

Kauf

Zwei müssen es schon sein
Grundsätzlich sind Frettchen sehr gesellige und verspielte Tiere. Es ist allemal besser und artgerechter, zwei Frettchen zu halten statt nur eines einzelnen. Auch der spätere Jagdbetrieb profitiert von zwei Frettchen. Am besten vertragen sich Rüde und Fähe.

TIPP: Will man nicht züchten, so lässt man den Rüden vom Tierarzt kastrieren. Ein geeigneter Zeitpunkt ist das Ende des ersten Lebensjahres. Übrigens verringert sich dadurch auch der „Iltisgeruch“ des Rüden.
Eine Entfernung der Stinkdrüsen durch den Tierarzt darf man nicht in Betracht ziehen. Die Frettchen brauchen die Drüsen für ihr körperliches Wohlbefinden, zur Hautpflege und auch für ihre sozialen Kontakte.

Welpen kauft man nur beim gewissenhaften Züchter, der den Tieren nicht nur Nahrung und Auslauf gibt, sondern sich schon frühzeitig mit den „kleinen Stinkmardern“ befasst. Neben anderen guten Züchtern sind in dieser Hinsicht besonders die Falkner hervorzuheben. Sie widmen sich besonders liebevoll der Frettchenzucht.

Bei der Jagd auf Kaninchen eine harmonische Einheit zwischen Hund, Frettchen, Habicht und Mensch zu schaffen, ist schon eine Leistung, für die man viel Einfühlungsvermögen braucht und die man nicht kaufen kann. Sie ist nur mit besonders viel Sachverstand, der nötigen Geduld und Tierliebe zu erreichen.

Haltung und Pflege

Artgerecht ist das Zauberwort
Aber was bedeutet beim Frettchen artgerecht? Anlässlich meiner vielen, stundenlangen Fährtengänge habe ich festgestellt, dass der nahe Verwandte des Frettchens, der Iltis, einen relativ kleinen Lebensraum beansprucht. Er ist kein Langstreckenjäger wie der Steinmarder, sondern er lebt in einem eng abgegrenzten Areal und macht dort auch seine Beute. Intensives Abspüren bei Schneelage ließ das erkennen.

Deswegen hat es der Iltis auch so schwer, sich an die Verhältnisse in der modernen Landwirtschaft anzupassen. Er liebt Vielfalt auf engem Raum, und findet auch nur dort sein Auskommen. So kommt es, dass er heute nur noch wenige Nischen in der Kulturlandschaft besetzt. Im Gegensatz zum Steinmarder ist er ein reiner Kulturflüchter.
Nicht die Nähe des Menschen schreckt den Iltis, aber der Mensch ist es, der ihm großflächig reichstrukturierte Lebensräume genommen hat.

Da die Frettchen, egal ob Albinos oder wildfarbene, unmittelbare Nachfahren der Iltisse sind, hat sich die Standorttreue der Wildform positiv auf die Möglichkeiten zur Haltung als Haustier ausgewirkt – ebenso wie sein Hang zur Geselligkeit. Gerade deshalb sollte man ihn nie in „Einzelhaft“ halten.

Bereits vor hunderten von Jahren wurden Iltisse durch Menschen immer mehr domestiziert. Es finden sich etliche Zeugnisse aus der Geschichte, die belegen, dass Frettchen schon früh bei der Kaninchenjagd eingesetzt wurden.

TIPP: Besonders zu empfehlen ist die Haltung in einem speziellen Frettchenzwinger (siehe Bauanleitung) im Garten. Der Platz, an dem die Anlage aufgestellt wird, sollte nicht der prallen Sonne ausgesetzt und möglichst windgeschützt sein.

Man benötigt eine Schlafhütte und einen Auslauf mit Löseplatz. Die Hütte muss so konstruiert sein, dass die Frettchen sie im Winter mit der eigenen Körperwärme heizen. Es reicht, wenn sie sich bequem darin zusammenrollen können. Wichtig ist die Isolierung zwischen Innenraum und Außenwänden. Vorzugsweise besteht sie aus Stroh und lässt sich deshalb gut auswechseln.

TIPP: Dazu muss das Schlafhaus von oben her zu öffnen und der eigentliche Schlafkorb aus Drahtgeflecht (Casanett) herausnehmbar sein. Ein wenig Stroh gibt man als weiche Unterlage in den Schlafkorb. Zudem kann das Frettchen dann im Winter den kreisrunden, nur etwa acht Zentimeter im Durchmesser großen Eingang von innen mit Stroh verschließen.

Das Stroh im Schlafkorb wird wöchentlich gewechselt, damit es nicht zu fein zerkrümelt und dadurch seine günstigen Eigenschaften verliert.

TIPP: Als Löseplatz kann ein leicht zu reinigender Plastikkanister mit großem Deckel dienen. Er wird neben dem Auslauf platziert und ist ebenfalls durch eine runde Öffnung mit acht Zentimetern Durchmesser zu erreichen.

Man füllt den Boden des Gefäßes mit klumpender Katzenstreu. Die Harnstoffklumpen und die Losung werden täglich mit einer kleinen flachen Schaufel entfernt. So muss die Streu nur etwa wöchentlich erneuert werden. Diese Katzenklos werden von den Frettchen sofort und gern angenommen. Sie sorgen für die nötige Sauberkeit und verhindern Geruchsbildung.

Ernährung

Frisches Fleisch und klares Wasser

In der Natur jagt der Iltis gern Kaninchen und Jungwild, aber auch Vögel, Mäuse, Ratten, Frösche, Lurche und allerhand andere Kleintiere wie Würmer und Insekten stehen auf seiner Speisekarte. Früchte und Eier werden nicht verschmäht.

Diese Vielfalt kann man einem Frettchen natürlich nicht anbieten. Dennoch ist es möglich, durch fertiges Katzen- oder Hundefutter, ab und an auch aus der Dose, eine gesunde Ernährung zu gewährleisten. Leckerbissen zwischendurch sind Innereien von Wild, die bei der Wildverwertung anfallen. Auch überfahrenes Wild kann man so sinnvoll verwerten, solange es noch frisch ist.
Es empfiehlt sich, nach den Jagden zumindest die häufig nicht gewünschten Innereien wie Lunge, Milz und Nieren mitzunehmen und in Zwei-Tages-Portionen einzufrieren.

Zum Trinken muss immer frisches Wasser, das über eine Nagertränke angeboten werden kann, zur Verfügung stehen. Frettchen spielen nämlich mit Wasserschüsseln gern herum und kippen sie um. Auch schwere flachbödige Tonnäpfe sind gut geeignet.

Lange vorbei sind die Zeiten, als Frettchen noch überwiegend mit Weißbrot und Milch ernährt wurden. Zudem glaubte man, dass die Frettchen durch das Verfüttern von frischem Fleisch besonders blutrünstig würden und sich somit häufiger in die Kaninchen verbeißen.
Das ist natürlich völliger Blödsinn, um gleich Unkenntnissen vorzubeugen, die sich vielleicht heute noch in einigen Köpfen festgesetzt haben! Durch diese einseitige Ernährung litten die Frettchen unter Dauerdurchfall, sie waren stumpf im Balg und hatten eine miese Kondition.

TIPP: Um Krankheiten vorzubeugen, sollte auch das Frettchen jährlich vom Tierarzt geimpft werden. Besonders wichtig sind Impfungen gegen Tollwut und Staupe.

Durch die Arbeit in den Kaninchenbauen können sich die Frettchen Parasiten einfangen. Besonders häufig sind das Flöhe und Zecken. Der Zeckenbefall kann derart massiv sein, dass die kleinen Jagdhelfer von heute auf morgen mit hunderten der Plagegeister übersät sind.
Abhilfe erreicht man – auch vorbeugend – durch das Einpudern mit Flohpulver, das auch den Zecken nicht schmeckt.

TIPP: Wer nur gegen Flöhe vorgehen will und dafür natürliche Methoden bevorzugt, sollte es einmal mit getrocknetem Farn im Schlafkasten versuchen. Dieses Mittel wirkt übrigens auch in der Hundehütte.

Zucht

Fast kein Problem

Die Lebensdauer eines Frettchens beträgt etwa fünf bis acht Jahre. Wobei manche Tiere bis zu zwölf Jahren leben können. Da die Zucht von Frettchen ziemlich unproblematisch ist, kommen viele Halter auf die Idee, es einmal zu versuchen.

Die Ranz fällt meist in den März. Bei der Fähe ist der geeignete Deckzeitpunkt unschwer zu erkennen, denn die Schnalle schwillt bis zur fünffachen Größe an. Beim eigentlichen Deckakt geht es oft recht derb und lautstark zur Sache. Lassen Sie sich als Halter davon nicht irritieren. Rüden mit Erfahrung fackeln nicht lange, sondern packen die Fähe im Genick, und es kommt schnell zum Deckakt.
Zu fette Rüden sind normalerweise nicht zum Deckakt in der Lage.

Die Tragzeit beträgt 44 Tage. Die Welpen, meistens vier bis sechs an der Zahl, werden nackt und blind geboren. Schon nach einer Woche öffnen sie die Augen. Wenn sie beginnen, die Wurfkiste zu verlassen, fängt man schon mit dem Zufüttern an, um die Fähe zu entlasten.

Zunächst füttert man den Nachwuchs mit Hundewelpen-Milchpulver, das mit Wasser angerührt wird, später dann fein püriertes Dosenfutter.
Anfangs füttert man viermal täglich. Auch die Fähe hat natürlich einen erhöhten Fraßbedarf. Mit zunehmendem Alter der Welpen kann man die Fütterung auf einmal täglich reduzieren. Besondere Freude kann man den Kleinen machen, wenn man ihnen eine gefangene Maus oder einen toten Kleinvogel reicht.

TIPP: Es sollten nie Futterreste stehen bleiben. Diese locken vor allem im Sommer Fliegen an, und es bildet sich unnötiger Geruch. Wenn nicht umgehend alles aufgefressen wird, sollte man die Futtermenge reduzieren. Zu fette Frettchen werden erstens nicht alt und haben zweitens später keine Ausdauer.

Ausbildung

Handzahm müssen sie sein

Die Ausbildung der Frettchen besteht in erster Linie in der Gewöhnung an die Hand. Bereits mit den Jungtieren muss man sich täglich befassen, um ein Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier aufzubauen.

Dennoch kann es auch beim zahmsten Frettchen einmal passieren, dass es zuschnappt. Dieses Verhalten ist immer durch ein Missverständnis bedingt.
Frettchen sind keineswegs sozial derart hochstehende Tiere wie Hunde. Man sollte es ihnen daher nachsehen, wenn sie einmal zuzwacken. Es ist meist keine böse Absicht.

TIPP: Bei einem solchen Zwischenfall öffnet man dem Frettchen den Fang, indem man beidseitig mit Daumen und Mittelfinger die Kieferäste behutsam auseinander drückt.
Manchmal reicht auch schon ein Anpusten oder ein Anschnippen mit dem Finger auf die Nase. Keineswegs sollte man einfach den betroffenen Finger oder die Hand aus dem Fang ziehen. Statt kleiner punktförmiger Verletzungen hätte man dann einen starken Riss.

Mehr noch als für jeden anderen auch, empfiehlt sich für Frettchenhalter eine Tetanusimpfung.

Wann ereignen sich derartige Missverständnisse? Besonders, wenn die eigenen Hände durch das Versorgen der erlegten Kaninchen blutverschmiert sind, kann es sein, dass das Frettchen es nicht beim Ablecken der Finger belässt, sondern diese mit einem Kaninchen verwechselt.

Übrigens sollte man dem „Frett“ genauso den Fang öffnen, wenn es sich einmal in ein Kaninchen verbissen haben sollte.

TIPP: Nur in absoluten Ausnahmefällen sollte man ein Frettchen mit Hilfe eines erlegten Kaninchens aus dem Bau locken. Unter dem anschließenden „Kampf um die Beute“ könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier leiden.

Frettchen sind keine Spielzeuge. Kleinkinder und Kinder ohne das nötige Einfühlungsvermögen werden vermutlich auch schnell den Spaß verlieren, mit Frettchen umzugehen, denn diese lassen sich wahrhaftig nicht all das gefallen, was manche Hunde bei Kindern erdulden.

Andererseits ist die Haltung von Frettchen für Kinder, die bereits die nötige Reife besitzen – etwa mit zehn Jahren – eine hervorragende Aufgabe, um Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig Freude zu haben.

Auch Futterschleppen sind eine sinnvolle Beschäftigung für Frettchen. Weniger um ihre Nasenleistung zu heben, als vielmehr gezielte Bewegung und Umgang mit dem Menschen zu haben. Für ihren Fleiß werden sie mit Futterbrocken belohnt. Besonders begehrt sind dabei auch Rosinen oder anderes Trockenobst – aber bitte unbehandelt.

TIPP: Die Belohnung sollte es immer aus der Hand direkt aufnehmen, damit es diese als gut erkennt und auch später – während der Jagd – freudig darauf zuläuft.

Lassen Sie Ihre Frettchen auch möglichst häufig frei im Garten oder auf übersichtlichen Feldern laufen. Fitte Jagdhelfer, die nachher nicht so schnell ermüden, sind das Ergebnis. Sie werden sich übrigens wundern, wie schnell die Kleinen sind. Sie werden Ihnen aber nicht weglaufen; denn am nächsten „befahrenen“ Mauseloch fangen sie schon an zu graben.

Ist das Frettchen durch tägliches Spielen und Beschäftigung handzahm geworden, so ist die Ausbildung zur Jagd nur noch eine Formsache. Sicher gibt es Frettchen, die besonders gut jagen, und andere, die es vielleicht nicht so gut können, aber in der Regel liegt das Jagen allen Frettchen im Blut, und sie
lernen es sehr schnell.

TIPP: Schon beim täglichen Füttern sollte man immer dieselben, charakteristischen Laute (Pfiffe, Schnalzen, Mäuseln…) von sich geben, damit die Tierchen lernen, dass der Ton immer mit einem positiven Erlebnis verbunden ist. Diesen Ton benutzt man auch später bei der Jagd, wenn die Frettchen wiederkommen sollen.

Ausrüstung für die Jagd

Schellen

Bei der Jagd benötigt man eine Transportkiste. Heute gibt es ausgezeichnete Katzentransportkäfige aus Kunststoff – im Zoohandel zu erwerben. Sie sind leicht, geräumig und hygienisch. Auch die klassische Ledertasche ist brauchbar, wenn auch gewöhnungsbedürftig.

Der versierte Frettchenführer stellt den Transportkäfig aber selbst z. B. aus Holz und Casanett-Draht her. Neben den Fächern für die beiden Frettchen enthält er auch noch Stauraum für Netze, Schellen und sonstige Utensilien. Er ist zwar schwerer als ein Katzenkäfig, aber so konstruiert, dass man ihn auch als Sitzplatz benutzen kann.

TIPP: Ein kleines Schellenband, welches das Frettchen um den Hals trägt, ist nicht schlecht. Allerdings sollte man das Frettchen vor der Jagd daran gewöhnen. Angst, dass das Frett sich daran festhängt, muss man nicht haben. Die Kaninchen können das Frettchen aber bereits frühzeitig hören, und es kommt nicht so oft zum Direktkontakt zwischen Jäger und Gejagtem.

Der Jagdhelfer mit seinem Glöckchen ist auch für den Jäger viel leichter zu orten, falls es mal durch dichte Dornenbüsche läuft. Man staunt manchmal, wie weit entfernt von der ersten Schliefröhre es wieder auftaucht. Praktisch einsetzbar sind die Glöckchen aber nur bei Sandboden. Bei feuchtem, lehmigem Boden verkleben sie schnell und bimmeln nicht mehr.

Ein Maulkorb ist bei der beschriebenen Haltung nicht erforderlich. Auch der sogenannte Beißring ist überflüssig. Dabei wird der Fang des Tierchens von einem Blechring umschlossen, der von einer Metall-Querstange gehalten wird, die hinter den Fangzähnen quer zum Gebiss durch den Fang geht – ähnlich einer Pferdetrense.
Maulkorb und „Trense“ sollen verhindern, dass das Frettchen sich im Kaninchen verbeißt.

In der Praxis geschieht das bei gesunden Kaninchen aber nur selten. Hängt ein Frettchen „nur“ im Fell und hat der Lapuz noch Fluchtwege offen, so wird der kleine Stinkmarder häufig vom Kaninchen aus dem Bau gezogen.

Sitzt das Kanin jedoch in einer Endröhre und kann nicht springen, dann hilft auch kein Maulkorb. Mit längeren Wartezeiten ist nun zu rechnen. Je erfahrener die Frettchen sind, um so schneller hören sie auf, ein Kaninchen in seiner misslichen Lage zu bedrängen. Wenn es dann ausschlieft, wird es abgenommen. Das Kanin springt oft wenig später aus dem verstänkerten Bau.

Zur Ausrüstung gehören auch Lederhandschuhe, nicht wegen der Bissgefahr, sondern um sich vor Dornen zu schützen. Auch ein Klappspaten und eine Kultursichel (Heppe) sollten dabei sein.

Die Frettchenfalle kommt immer dann zum Einsatz, wenn das Frettchen arg lange im Bau verweilt. Möglicherweise war es bei nicht ausreichender Kondition und hat sich schlafen gelegt. Bis auf eine Röhre werden dann alle anderen mit Wurzeln, Steinen oder Ästen verschlossen. In die offene Röhre kommt die Frettchenfalle. Ein länglicher Drahtkäfig, dessen Klappe sich nach innen öffnet und die hinter dem Frettchen wieder zufällt.
Diese Fallen lassen sich auch ausgezeichnet zum Fangen der Kaninchen einsetzen. Leider sind sie etwas sperrig und nicht so leicht mitzuführen wie Netze.

Hund & Frettchen

Partner – nicht Gegner

In vielen Revieren werden die Kaninchenbesätze nicht besser. Um so wichtiger ist es daher, die befahrenen Kaninchenbaue vorher vom Hund anzeigen zu lassen, um den Frettchen unnötige Wege in leeren Erdhöhlen zu ersparen.

Schon im Sommer muss der Hund deshalb an das Frettchen gewöhnt werden. In aller Regel entwickelt sich zwischen Frettchen und Hund nicht unbedingt eine Zuneigung. Es ist schon als Erfolg und gute Voraussetzung zu werten, wenn beide sich gegenseitig ignorieren.

Selbst der raubwildscharfe, aber gehorsame Hund kann erkennen, dass das Frettchen kein potentieller Feind, sondern ein Rudelmitglied ist. Normalerweise reicht der eigene, intensive Kontakt zum Frettchen sowie die energisch ausgesprochenen Worte: „Schone!“ oder „Aus!“, um dem Hund zu zeigen, dass er diesen „Iltis“ nicht würgen soll.

Hat der Hund bei der Jagd selbst einmal die Rolle des Frettchens erkannt, so wird er seinen Anblick nur noch mit einem bevorstehenden, freudigen Ereignis in Verbindung bringen.

Der unerfahrene Hund wird zunächst an alle Röhren des Baues herangeführt und soll sie bewinden. Falls der Hund in irgendeiner Form Interesse am befahrenen Bau zeigt, muss er der anschließenden Jagd beiwohnen. Das Interesse kann sich auf verschiedene Weise zeigen. Es reicht vom Vorstehen, über Graben mit den Pfoten, bis zum Schiefhalten des Kopfes bei „gespitzten“ Behängen.

Je häufiger der Hund das Zusammenspiel zwischen seiner Arbeit, dem Einsatz des Frettchens und der anschließenden Beute erlebt hat, um so sicherer wird er jeden Bau anzeigen.
Wichtig ist in der Folge auch, Vertrauen zum Hund zu haben und die Bauten, die von ihm ignoriert werden, ebenfalls nicht zu beachten, auch wenn sie noch so frisch befahren aussehen.

Es ist außerordentlich wichtig, dass der Hund Schussruhe besitzt. Vor dem harten Einsatz ist das unbedingt zu üben. Hunde, die das einfach nicht lernen wollen, werden an einen Baum oder einen Anlegehaken gebunden.

Jagdausübung

Mit Geduld und Disziplin

Wer mit vierläufigen Jagdhelfern seiner Passion nachgeht, muss eine gehörige Portion Geduld mitbringen. Das gilt besonders für das Frettieren. Diese Jagdart ist nichts für hektische Naturen, die in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Baue „abgrasen“ wollen.

Ein guter Schütze kann, wenn alles optimal zusammenpasst, mit Hilfe eines erfahrenen Frettchenführers bei entsprechendem Besatz durchaus vierzig oder fünfzig Kaninchen erlegen. Doch das ist die Ausnahme.
Aber auch das Erlegen von fünf oder sechs Karnickeln an einem Nachmittag ist lohnendes Waidwerk und bereitet Freude wie kaum eine andere Jagdart auf Niederwild.

Wegen seiner hohen Effektivität ist das Frettieren überall dort gefordert, wo Kaninchen zum Problemwild wurden und merklich in den Besatz eingegriffen werden muss. Deiche und Böschungen, aber auch Friedhöfe oder Golfanlagen sind hier an erster Stelle zu nennen.

Frettieren ist keine Gesellschaftsjagd. Eine Jagdgruppe sollte nur aus einem Frettchenführer und möglichst zwei, höchstens vier Jägern bestehen. Bei noch mehr Schützen wird es gefährlich; denn die grauen Flitzer sind schnell und unberechenbar. Sie lassen einem nicht viel Zeit zum Überlegen und verleiten zu unüberlegten Schüssen. Deshalb sind Disziplin und Standruhe oberstes Gebot.
Manchmal ist der Bewuchs an Kaninchenbauen so dicht, dass man es nicht bemerken würde, wenn ein Mitjäger entgegen der Absprache seinen Platz verlässt. Auch deshalb verbieten sich Schüsse auf den Bau.

Wird an Hecken gejagt, so postiert sich der signalfarben gekleidete Frettchenführer in der Hecke auf dem Bau. Die Schützen stehen in etwa fünfzehn Metern Entfernung beidseitig der Hecke. Dabei haben sie den Frettchenführer genau zwischen sich.

Nach links und rechts kann geschossen werden. Bei vier Schützen schießt nur einer jeweils nach links oder nach rechts, wobei die Schützen dann Rücken an Rücken stehen.

Im Wald wird anders verfahren. Frettchenführer und Schützen stehen möglichst auf dem Bau, ohne vorher herumzutrampeln oder lautstarke Unterhaltungen zu führen. Man steht mit den Rücken zueinander und kann in verschiedene Richtungen schießen, ohne die Mitjäger zu gefährden.

TIPP: Bei der Jagd auf frettierte Kaninchen sind Streupatronen eine große Hilfe. Auf den meist kurzen Schussentfernungen sind sie auch wildbretschonender.

Vor allem bei Frostwetter ist schon bald nach dem Schliefen des Frettchens das Poltern unter der Erde zu hören und zu spüren: Hund und Jäger bekommen dann dieses herrlich kribbelnde Gefühl im Bauch.

Der Hund wird erst zum Apportieren geschickt, wenn die Frettchen wieder in der Transportkiste sind, es sei denn, ein Kaninchen ist krankgeschossen. In dem Fall muss der frettchengewöhnte „Harras“ ganz schnell zum Einsatz kommen, damit das Kaninchen nicht krank den nächsten Bau annimmt.

Es ist unbedingt zu vermeiden, das Frettchen in einen Bau schliefen zu lassen, in dem zuvor ein krankgeschossenes Kaninchen verschwand. Kranke Karnickel springen meistens nicht mehr. Sie werden vom Frettchen gestellt. Manchmal folgt dann eine gute Mahlzeit und ein ausgedehntes Mittagsschläfchen. Lange Wartezeiten wären die Folge.

Beim Frettieren empfiehlt es sich auch, rechtzeitig vor der Dämmerung die Jagd zu beenden; denn am späten Nachmittag springen die Lapuze schlechter und die Gefahr, dass man beim Warten auf ein Frettchen von der Dunkelheit überrascht wird, lässt sich so vermeiden.

Aus Sicherheitsgründen oder im befriedeten Bezirk verbietet sich oft der Einsatz der Flinte. Dann wird mit Netzen oder Drahtfallen frettiert.

Gerade bei der Jagd mit Netzen ist der Hund besonders wichtig. Es macht eine Menge Arbeit, die Röhren eines mit Dornen zugewachsenen Baues freizuschneiden und die Netze fachgerecht zu platzieren. Wenn dann kein Kaninchen im Bau steckt, war alle Mühe umsonst. Die schon beschriebenen Drahtröhrenfallen sind da schon etwas einfacher anzusetzen.

Die Netze arbeiten nach dem Prinzip eines Turnbeutelverschlusses. Sie lassen sich durch eine Kordel im Saum zuziehen. Oberhalb der Röhre wird die Kordel mit einem Drahthering festgesteckt, die Netzöffnung über die Röhre und der untere Teil der Öffnung in die Röhre gelegt, so dass das Kaninchen drüber laufen muss. Kaninchen sausen oft mit viel Schwung in das Netz.

Durch heftiges Strampeln mit den kräftigen Hinterläufen versuchen sie, sich zu befreien, was fast immer dann gelingt, wenn die Fänger nicht sofort zur Stelle sind. Nach der fachgerechten Tötung durch einen Handkantenschlag ins Genick wird das Netz wieder aufgehängt, solange noch Kaninchen im Bau sind. Häufig springen mehrere Kaninchen aus ein und derselben Röhre.

Richtiges Frettierwetter

Wann springen die Lapuze?

Bei pulvrigem Altschnee und sonnig-frostigem Wetter ist wohl jedes zweite Kaninchen über der Erde anzutreffen. Dies gilt wohl auch, wenn es die ganze Nacht geregnet hat und es erst gegen Morgen trocken wurde. Dann rücken die Lapuze erst morgens zum Äsen aus und schieben sich danach außerhalb des Baus ein. Viele Kanin nehmen auch dann den Bau nicht an, wenn sie nachts vom Regen überrascht werden.

Diese beschriebenen Witterungen sind trotzdem nicht ungünstig zum Frettieren. Zum einen stecken immer noch 50 Prozent der Kaninchen, die dann auch gut springen, und zum anderen kann ein Vorstehhund die andere Hälfte vor die Flinten bringen.
Wirklich ungünstig sind dagegen stürmisches Wetter oder sehr hoher Schnee, weil die Lapuze dann sehr ungern den Bau verlassen und vom Frettchen gestellt werden.

Welches sind nun aber die Tage, an denen man Strecke machen kann? Die besten Voraussetzungen bietet – und das ist kein Jägerlatein – schönstes Winterwetter.

Es muss nur nachts bis in den Morgen hinein die erste Neue gegeben haben. Dann sind alle Kaninchen (und die Füchse) im Bau, und sie springen meist auf der Sonnenseite. Ähnlich erfolgreich sind Frettierjagden bei bedecktem, diesigem Wetter, bei tauendem Schnee und bei Nieselregen.

Muss man beim Frettieren generell schon leise sein, so gilt dies insbesondere an frostigen Tagen. Dann werden die Kaninchen anscheinend schon durch die Schritte der sich nähernden Jäger alarmiert.

Die Beute

Abnehmende Besätze

Leider sind die Besätze der Kaninchen vielerorts zusammengebrochen. Die Gründe sind bekannt und sicher nicht in zu starker Bejagung zu suchen. Wo die grauen Flitzer vorkommen, sollte man sie nach wie vor nachhaltig bejagen: Zu hohe Besätze sind der Brutkasten für Seuchen.

Die Saison beginnt bereits Ende September und erreicht dann im Januar und Februar ihren Höhepunkt, wenn andere Wildarten bereits Schonzeit haben. Ab Ende Februar ist aber schon mit Jungkaninchen zu rechnen, und nun darf nicht mehr frettiert werden.

Mit Schrot zur Strecke gekommene Kaninchen können leicht verderben, weil die Schrote Magen und Darm verletzen. Wenn man die Kaninchen nicht ausweidet, bilden sich im Bauchraum Gase und Verschmutzungen, die zwangsläufig die Fleischuntersuchung notwendig machen würden – ganz abgesehen einmal von dem entstehenden Gestank, der die eigentlich schmackhaften Langohren bereits am nächsten Tag in Abfall verwandeln kann.
Darum versorgt man zwischendurch, nach jedem Bau, die erlegten Kaninchen.

TIPP: Darum werden alle erlegten Kaninchen sofort nach dem Ausdrücken ausgeweidet.

Wer einmal dem Reiz des Frettierens erlegen ist, der will es nicht mehr missen. Es ist, neben der Falknerei und Hundearbeit, ein bestechendes Beispiel für die jagdliche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier.

Frettchen-Doppelzwinger

 


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