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Holz gegen Stahl

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Kanzeln in der Praxis:
Die Unterbauten der Kanzeln könnten verschiedener nicht sein: imprägniertes Holz und verzinktes Stahlblech. WILD UND HUND hat zwei Hochsitze getestet.

 

Von Markus Wörmann

Beide Kanzeln stehen jetzt ein knappes Dreivierteljahr im WuH-Testrevier. Bei der Auswahl war uns vor allem die Höhe wichtig, um im kupierten Gelände genügend Sicht und Kugelfang zu haben. Mit einer Podesthöhe von 5,50 Meter erreicht die Kanzel der Firma A. Naumann, Sägewerk und Zimmerei, wohl die Spitze dessen, was mit einem Holzunterbau machbar ist. Plus Aufbau sitzt der Jäger dann bei etwa sechs Metern.

Der Kanzelaufbau (Typ 1 aus dem aktuellen Sortiment) hat einen Grundriss von 125×130 Zentimetern im Außenmaß. Die Plattform vor dem Eingang besitzt eine ausreichende Tiefe von 65 Zentimetern, wobei die Brüstung aus verlängerten Brettern der Kanzelwände besteht – ein zusätzlicher Stabilitätsfaktor. Insgesamt ist die geschlossene Kanzel sehr stabil. Selbst bei Wind zeigt sie keine Neigungstoleranz. Dabei wurde sie an erhöhter Stelle errichtet, wo es auch schon mal richtig „zieht“. Um kein Risiko einzugehen, haben wir uns für verzinkte Erdanker entschieden, die vom Hersteller Naumann mitgeliefert wurden. Unterbau und Leiter bestehen aus geschälten Kiefernstangen, die im Erdbereich dauerhaft imprägniert sind. Der Kanzelbauer scheut sich daher nicht, zehn Jahre Garantie gegen Verwitterung auf die tragenden Teile zu geben. Auch die Imprägnierung des Aufbaus kann sich sehen lassen. Werden doch ausschließlich Mittel verwendet, die auch für Spielplätze zugelassen sind.

Ausstattung„sehr gut“

Das Innere der Kanzel darf man ruhig als komfortabel bezeichnen: Teppichverkleidung rundum zur Geräuschdämmung, eine gepolsterte und versetzbare Sitzbank sowie Acrylfenster und Blendläden. Ein Wehrmutstropfen ist die fehlende Rückenlehne.

Die Kanzel mit Unterbau und Leiter kostet 710 Euro, die Teppichauskleidung 125 Euro. Plus vier Flachstahlanker für 72 Euro ergeben einen Gesamtpreis von 907 Euro. Dies scheint hoch – aber Qualität hat nun mal ihren Preis.

Neue Wege geht die Krauss GmbH, Metallbau: Ein Unterbau mit 4,50 Meter Podesthöhe komplett aus Stahlblech soll die Haltbarkeit weit über eine Pachtperiode hinaus sicherstellen. Dabei ist das Prinzip einfach und erprobt. In der Wirtschaft kennt man solche Steck- und Schraubsysteme bei der Konstruktion von Hochregallägern. Das verzinkte und braun lackierte Stahlblech ist praktisch unverwüstlich. Aber auch der problemlose Auf- und Abbau bringt Vorteile.

Bergiges Gelände ist kein Problem

Da die Querstreben alle fünf Zentimeter versetzbar sind, kann man die Kanzel in unebenen Gelände gut ausnivellieren, ohne eine Seite eingraben zu müssen. Der Gitterrost des Vorbaus und die Leiter bleiben bei jeder Wetterlage rutschfest.

Trotz der Verschraubungen ist das Stahlgerüst gegenüber einer vergleichbaren Holzkonstruktion „lauter“. Die Kanzel ohne metallische Resonanzen zu besteigen, war nicht möglich. Abhilfe schufen Gummimatten überall dort, wo sich Metall berührte. Der Kanzelaufbau misst in der Grundfläche 125×118 Zentimeter. Er hat nach allen vier Seiten Öffnungen, allerdings ohne Fensterscheiben oder Blenden. Zur Innenausstattung gehört ein fest installierter Sitz mit bequemer Rückenlehne. Die dafür verwendeten vier Zentimeter starken Bretter lassen kein „Ächzen“ des Sitzes bei Bewegung zu. Allerdings sollte der Fußboden nachträglich gedämmt werden. Ein Ablage, die in geschwungener Linie aus der Ecke hervorgeht, ist ebenso formschön wie praktisch – nicht zuletzt aufgrund ihrer Einbuchtung für den Gewehrlauf. Die Waffe steht so immer direkt vor dem Jäger.

Insgesamt ist es ein Hochsitz, der nicht wie ein Wohnzimmer daherkommt, sondern durch schlichte Robustheit besticht. Die Investitionskosten von 1 402 Euro (Einzelpreise: Untergestell 779, Kanzel 638, Leiter 232 Euro) müssen auf die zu erwartende Lebensdauer der Kanzel umgerechnet werden, womit sich der Preis sehen lassen kann.

 

 


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