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Dreiste Vögel

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Bejagung von Elster und Rabenkrähe

Rabenvögel sind schlau:
Spaziert man mit Wanderstock oder Regenschirm durchs Revier, begegnen einem die „Schwarzen“ zuhauf. Hat man eine Flinte dabei, ist keine „Krähenseele“ mehr am Himmel – oder nur in sicherer Entfernung. Wildmeister Peter Engel verrät Tricks, wie man an Rabenkrähe und Elster herankommt, ohne sich als Vogelscheuche verkleiden zu müssen.

 

Von Peter Engel

Grundbedingung für eine erfolgreiche Bejagung von Elster und Rabenkrähe ist die größtmögliche Unsichtbarkeit des Jägers! Die sehr schlauen, lernfähigen Vögel verfügen über einen hervorragenden Gesichtssinn. Man könnte meinen, sie hätten auf jeder Feder ein Auge. Deshalb soll die alte Jägerweisheit: „Sitz mit Licht – sitz im Schatten“ noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden.

Durch die lange Vollschonung der Rabenvögel haben sich diese Nahrungsopportunisten sehr stark vermehrt – mit allen, dem aufmerksamen Naturbeobachter bekannten negativen Auswirkungen auf die freilebende Tierwelt. Scheinbar sind aber auch die bekannten Bejagungsarten auf Rabenkrähe und Elster, zumindest bei der jüngeren Jägergeneration, in Vergessenheit geraten. Denn in Folge der EU–Vogelrichtlinie von 1979 wurden alle Rabenvögel durch deutsche Behörden 1986 unter den „besonderen Schutz“ der Bundesartenschutzverordnung gestellt. Einzig zum Schutz der heimischen Tierwelt oder zur Abwendung erheblicher landwirtschaftlicher Schäden können einzelne Bundesländer Ausnahmen genehmigen.

In den meisten Ländern ist heute das Erlegen von Rabenkrähe, Elster und zum Teil Eichelhäher außerhalb der Brut- und Aufzuchtszeit unter Berücksichtigung von Auflagen wieder möglich. Hessen und Rheinland-Pfalz erklärten die ersten beiden Arten sogar zum jagdbaren Wild. Bekämpfungsmaßnahmen, wie sie in den 50er, 60er und 70er Jahren noch durchgeführt wurden, zum Beispiel durch Auslegen von Gifteiern, Ausschießen der Horste, Schießen aus dem Auto oder Fang in Drahtfallen sind heute Geschichte.

Magische Anziehungskraft

Bedingt durch die orale Immunisierung der Füchse und deren gewaltige Zunahme in den letzten Jahren, kommt der versierte Niederwildheger nicht umhin, in der Nähe winterfester, geschlossener Kanzeln Luderplätze anzulegen. Diese Stellen können auch zur Bejagung der Rabenvögel benutzt werden. Zum Beispiel ein überfahrener Hase oder auch ein Kaninchen, möglichst mit der hellen Bauchseite nach oben, offen ausgelegt kann eine magische Anziehungskraft entfalten. Wer mit der Flinte jagt, sollte eine Schussentfernung von maximal 25 Metern nicht überschreiten. Effektiver, weil weniger laut, ist jedoch der Schuss mit der Kleinkaliberbüchse im Kaliber .22 lfB oder .22 Mag., letztere insbesondere wenn auch mit Füchsen noch gerechnet werden kann. Die besten Zeiten für den Ansitz am Luderplatz sind die Morgendämmerung und die frühen Vormittagsstunden, wenn Rabenkrähe und Co. nach dem Abbaumen Hunger haben. Doch auch später sind noch Erfolge möglich. Eventuell erlegte Vögel sollten ruhig bis zur Beendigung des Ansitzes liegen bleiben. Diese Art der Ansitzjagd ist aber auch durchaus zum Beispiel aus Schwarzdornhecken, Feldscheunen, Melkständen etc. durchfürbar; überall dort, wo eine gute Deckungsmöglichkeit für den Jäger vorhanden ist.

Es wird grundsätzlich nur nach oben gegen den Himmel geschossen

Die Bejagung an den Schlafplätzen ist eine weitere, sehr effektive Variante – insbesondere bei Elstern. Während der abendlichen Revierkontrolle wird man sehr schnell feststellen, welche Hecken und Feldgehölze bevorzugt von den diebischen Vögeln als Nächtigungsplätze aufgesucht werden. Das „massenhaft“ unter den Schlafbäumen zu findende typische Gekälk zeigt dem versierten Jäger, wo er seinen Stand einzurichten hat. In guter Schrotschussentfernung kann ein kleiner Schirm verblendet mit Reisig oder Tarnnetz aufgestellt werden. Allerdings ohne große Baumaßnahmen an der Örtlichkeit vorzunehmen – Rabenvögel sind bekanntlich schlau und reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen. Ein deckungspendender dichter Ligusterstrauch oder ähnliches Buschwerk tut es auch. Sinnvoll ist jedoch die Anlage eines Pirschsteiges zu einem oder auch mehreren Ständen, um bei der Bejagung variabel zu sein. Ebenso sollten der oder die Stände markiert sein beispielsweise mit Signalspray. Denn am erfolgreichsten ist die Jagd, wenn der oder die Stände erst in der späten Dämmerung aufgesucht werden, also die Elstern bereits aufgebaumt haben. Das lautlose Anpirschen verhindert, dass die Elstern schon beim Angehen abstreichen. Es gilt der Grundsatz: Lieber die Stände fünf Minuten zu spät, als zehn Minuten zu früh beziehen. Das Geheimnis liegt nämlich darin, dass Elstern bei beginnender Dunkelheit nicht mehr abstreichen, sondern in den Feldgehölzen hin und her streichen. Der Jäger hat damit die Möglichkeit, häufiger zu Schuss zu kommen. Da in der Regel auf kurze Entfernungen geschossen wird, eignen sich Subsonic–Patronen (schallgemindert) mit Streukreuz ganz hervorragend. Die beste Jahreszeit für diese Jagdart ist der Spätherbst und Winter, wenn Bäume und Sträucher laublos sind. Es wird grundsätzlich nur nach oben gegen den Himmel geschossen, insbesondere wenn mehrere Schützen die Stände beziehen.

Sollte man ausnahmsweise den oder die Stände einmal zu früh besetzt haben, weil man es mal wieder nicht abwarten konnte, ist es sinnvoll, die ersten „Heimkehrer“ erst einmal aufbaumen zu lassen und nicht gleich Dampf zu machen. Mit ihrem „Bettgeflüster“ werden andere Artgenossen angelockt. Die Schusszeit bei dieser Jagdart beträgt etwa 20 Minuten bis maximal eine halbe Stunde. Danach ist es meist zu dunkel, um noch gezielte Schüsse abzugeben. Diese Zeit reicht aber aus, um ordentlich Strecke machen zu können und ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Denn es ist verboten Flugwild zur Nachtzeit zu bejagen (BJG, § 19).

Für eventuelle Nachsuchen muss natürlich ein brauchbarer Jagdhund, der Rabenvögel sicher apportiert, zur Verfügung stehen. Ebenso ist eine Taschenlampe Pflicht. Diese Bejagungsart kann man natürlich nicht jede Woche durchführen sondern maximal ein Mal im Monat. Rabenvögel sind sehr lernfähig!

Üben

Eine Treibjagd auf Elstern ist nicht etwa eine Treibjagd im üblichen Sinne. Vielmehr ist das gemeinsame, revierübergreifende Jagen mehrerer Waidgenossen gemeint. Wir kennen erprobte Beispiele wie Fuchsjagdwochen und Taubentage. Der Erfolg dieser Jagdart liegt darin, dass die Rabenvögel auf großer Fläche gleichzeitig von vielen Jägern bejagt werden und nicht so leicht in „Ruhezonen“ ausweichen können. Bei diesen Aktionen sollten auch eventuell vorhandene Mülldeponien, Maisfelder und Sonnenblumenfelder bejagt werden, die in unserer heutigen Kulturlandschaft bedeutende Nahrungsquellen für die Rabenvögel darstellen.

Auf einen Kassettenrekorder mit den Krähen- oder Elsternlockrufen auf Tonband können wir Jäger getrost verzichten. Wer diese jagdlichen Krücken benötigt, sollte besser seine Flinte an den Nagel hängen. Dennoch will ich die Lockjagd kurz beschreiben, da auch damit begrenzte aber dadurch um so schönere Jagderfolge möglich sind.

Bei den Rabenkrähen kennen wir drei Rufarten, nämlich den Warnruf, der als wiederholtes, hastiges „Kra-äh“ zu hören ist und bei Gefahr, zum Beispiel „wenn der ansitzende Jäger eräugt wurde“, ausgestoßen wird. Die Betonung liegt auf der letzten Silbe. Der Rast- oder Gesellschaftsruf klingt wie ein langgezogenes „Kra-a-ah“ und ist häufig von einer einzenen Krähe, die sich irgendwo auf einem Baum niedergelassen hat, zu hören. Der Ruf ist wahrscheinlich als Auffoderung gegenüber anderen Artgenossen nach Gesellschaft zu deuten, denn häufig streichen auf diesen Ruf weitere Krähen herbei.

Ähnlich dem oben genannten Rast- und Gesellschaftsruf klingt der Hilferuf mit dem wesentlichen Unterschied, dass bei dem zu vernehmenden „Kra-a-ah“ die Betonung auf dem mittleren „a“ liegt. Die Laute müssen rasch hintereinander wiedergegeben werden und lassen sich mit einiger Übung bald den handelsüblichen Krähenlockern „entlocken“. Für die Bejagung am wichtigsten sind der Gesellschafts- und der Hilferuf. Beide Lockrufe sollten allerdings sparsam und nur bei absolut guter Deckung angewendet werden.

Das typische Schäckern der Elster lässt sich auch mittels einer mit fünf bis sechs Streichhölzern gefüllten Schachtel aus Weichholz, nicht so gut aus Pappe, erzeugen, indem die Streichholzschachtel rythmisch in der Hand hin- und hergeschüttelt wird. Auch hiermit sind durchaus jagdliche Erfolge in Feldgehölzen oder an Hecken möglich, ebenso auch mittels der Hasen- oder der Kaninchenklage auf der Hand. Bei diesen beiden Lockrufen sollte man sein Augenmerk allerdings nicht nur auf die Baumwipfel konzentrieren, sondern auch auf den Boden, um den eventuell zustehenden Fuchs nicht zu verpassen!
„Es lockt jedoch nur, wer Musik im Ohr mit Hand und Mund das Wild hervor!“ Also: Üben, üben, üben!

Erfolgreiche Hüttenjagd

Unter „Hüttenjagd“ wurde früher im allgemeinen die Jagd mit dem lebenden Uhu als Lockvogel aus einer getarnten Erdhütte heraus verstanden. Diese Jagdart ist fast total in Vergessenheit geraten, da die Verwendung einer lebenden Großeule als Lockvogel verboten ist. Das Prinzip beruht auf der Eigenart der Greif- und Rabenvögel, auf den Uhu als Feind und Nahrungskonkurrenten zu „hassen“. Das heißt, sie stoßen zum Schein auf ihn herab und bedrängen laut krächzend den Eulenvogel.

Die Zeiten mit dem lebenden „Auf“ als Lockvogel zu jagen sind vorbei. Trotzdem kann man aber die Hüttenjagd auf Rabenvögel auch heute noch durchführen. Hierzu kann eine handelsübliche Uhu-Kunststoffattrappe verwendet werden. Sie sollte allerdings auch wie ein Vogel aussehen! Und Vögel haben bekanntlich Federn auf dem Körper. Deshalb habe ich meinen Kunststoff-Uhu mit Federn von Fasanenhennen, Stockenten, überfahrenen Bussarden oder mit Mauserfedern von einem Uhu beklebt. Wenn diesem „Vogel“ dann noch mittels eines batteriebetriebenen Motors „Leben“ eingehaucht wird, kann die Hüttenjagd wieder erfolgreich durchgeführt werden.

Von Aaskrähen getötetes Kaninchen. So ganz harmlos sind diese „Singvögel“ ja wohl doch nicht!

 


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