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Eine schnelle Bude

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Die Sauen haben ausgerechnet da gebrochen, wo ihnen von keiner Ansitzeinrichtung aus beizukommen ist? Jetzt braucht es dort einen mobilen Sitz. Die Redaktion hatte eine Idee.

Heiko Hornung

Foto: Heiko Hornung

Da stand er nun, der Anhänger, der uns so viele Jahre im WuH-Testrevier treue Dienste geleistet hatte. „Den bringen wir so nicht mehr durch den TÜV“, meinte der Kfz-Monteur und wies darauf hin, dass es sich nicht mehr lohnen würde, ihn zu reparieren. Oft leicht überladen, wurden auf ihm Stangen, Kanzelteile, Betonrohre, Fallen, Brennholz und allerlei Wild transportiert. Irgendwann war der Rahmen über den Stoßdämpfern durchgerostet. Der Boden brach über dem rechten Stoßdämpfer. Zunächst meinte ich, den Rahmen noch schweißen lassen zu können, erntete dafür aber nur den mitleidigen Blick meines Werkstattmeisters. Das Reviergefährt war in die Jahre gekommen und wurde abgemeldet. Seitdem stand es zur Entsorgung am Reviermagazin.

Schon früh hatte ich die Idee, auf diesen ausrangierten Anhänger einen Kanzelaufbau zu montieren, der von einer alten Testkanzel noch übrig war und für den keiner mehr richtig Verwendung gefunden hatte. Doch trotz vieler Pläne fehlte immer etwas an Material oder die Zeit, was den Bau verzögerte.

Im Frühjahr erfuhr ich in einem Gespräch mit einem Landwirt, dass er einen Schlosser zur Hand habe, der solche Aufträge für Jäger schon öfter umgesetzt habe. Wenig später hatte ich mit dem alten Anhänger und dem Aufbau in der Nachbargemeinde in dessen Schlosserei einen Termin. Er
betrachtete die Bauteile, murmelte etwas vor sich hin und meinte schließlich lakonisch, dass er das hinbringe.

Sechs Wochen später kam die kurze Meldung: Fertig. Zur Verstärkung des Rahmens hatte er über die noch intakten Rahmenteile 12-x-12-cm-Balken auf dem Boden verschraubt, somit den Stoßdämpfer wieder in seine alte Position gebracht, auf diese Balken einen 120 cm hohen Unterboden mit 6er-Kanthölzern aufgebaut und massiv verstrebt. Darauf setzte er den alten Kanzelaufbau. Über die Heckklappe steigt man über eine Leiter in die Kanzel auf. An jeder Ecke des Anhängers sind Stützen angebracht, die ihn fixieren, sobald er an seinem Standort in die Waage gebracht wurde. Er steht dann so stabil, dass man problemlos und wackelfrei aufbaumen kann. Austariert wird das Konstrukt durch das Stützrad an der Deichsel und Unterlegkeile. Wir werden dazu noch einen Wagenheber und Unterlegplatten für die Reifen besorgen.

Eine wackelfreie und stabile Konstruktion.
Foto: Heiko Hornung
Sobald der Hänger mittels Stützrad an der Deichsel oder per Wagenheber in die Waage gebracht wurde, werden die Stützen abgesenkt und fixieren die Kanzel.
Foto: Heiko Hornung

Da der Aufbau doch recht kopflastig ist, kann die Kanzel vermutlich an sehr windexponierten Stellen leicht kippen. Wir werden daher an den Ecken noch Stahlseile anbringen, die mit starken Erdankern verhindern sollen, dass er umfällt.
Es gibt im Revier immer eine Ecke, wo es auf die Schnelle und für kurze Zeit unter Umständen mal eine Ansitzeinrichtung braucht, auf der man auch nicht wie auf dem Präsentierteller gegen den Himmel leuchtet, bspw. an einem Schad-acker im Sommer, auf einer Fahrgasse oder bei einer Pflanzung.

Fürs Erste steht der Anhänger an einem schmalen Wiesenstreifen in Dorfnähe, den sich die Sauen beim vergangenen Neumond ausgesucht hatten, um dort einen Wühlacker anzulegen. Ein Landwirt hat sich bereit erklärt, ihn für uns als Baubude mit seinem Trecker bei Bedarf zu versetzen, womit auch die Frage der Zulassung geklärt wäre (siehe hierzu WuH 4/2016, S. 74, Der Baubudentrick). Die Kanzel gilt damit als fahrbare Behelfsunterkunft, die wegen ihrer relativ seltenen Benutzung im Straßenverkehr zulassungsfrei ist. Damit darf man nur 25 km/h fahren, was man mit Schildern hinten und an der Seite kenntlich machen muss. Die Zulassung als Baubude erteilt das Straßenverkehrsamt auf Antrag. Haftpflichtversichert sind solche Fahrzeuge dann über das ziehende Kraftfahrzeug. Sie tragen deshalb ein sogenanntes Wiederholungskennzeichen – also das gleiche Nummernschild wie das Zugfahrzeug, nur ohne Stempel.


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