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Angebunden – AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER

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angebunden

Als angebunden bezeichnen Jäger mit Augenzwinkern gern ein sehr standorttreues Stück. Aber leider hat es ein Bock wörtlich genommen. Peter Schmitt

Mitte Juni und frisch gemähte Wiesen – eine Kombination, die den passionierten Raubwildjäger auch morgens zu unchristlichen Zeiten ins Revier zieht. Denn irgendwo müssten mittlerweile auch Jungfüchse der zuvor nicht entdeckten Gehecke auftauchen.
Auf einem kleinen, alten Drückjagdbock in der Nähe der Grenzholz-Kanzel hatte es gestern morgen auch geklappt. Da ich an selber Stelle noch weitere junge Rotröcke vermute, schäle ich mich den folgenden Tag wieder um drei Uhr aus dem Bett. Aber mit der  aufkommenden Dämmerung dreht derRevierpraxisWind. Er pendelt sich dermaßen   ungünstig ein, dass, obwohl es erst hell wird, kein Erfolg mehr zu erwarten ist. Die Anziehungskraft der Matratze lässt mich die Jungfuchs-Unternehmung abbrechen. Ab geht es über einen Teerweg Richtung Obertiefenbach.

Keine 200 Metern vom Ortsrand entfernt, liegt, von zwei Wegen eingeschlossen, eine kleine Pferdekoppel mit bauchhohem Bewuchs. Sie grenzt an eine frisch gemähte Wiese. Schon auf große Entfernung sehe ich dort zwei rote Wildkörper. Rehe. Eins davon deutlich geringer als das andere. „Schmalreh oder Jährling“, denke ich, lasse das Auto ausrollen und betrachte mir die Stücke auf etwa 150 Meter mit dem Glas. Ein körperlich schwacher Jährling und ein Mehrjähriger stehen dort beieinander. Da tritt ein dritter Bock aus
der Pferdekoppel – wild plätzend. In der Pferdeweide zeigt sich noch ein vierter, ebenfalls mehrjährig, der im Halbkreis mit gesenktem Haupt um den plätzenden seine Runden zieht.

Während sich der Jährling immer weiter von den Kontrahenten entfernt, kesseln die zwei alten den dritten ein, der immer noch sein wildes Gehabe aufführt. Aber irgendetwas scheint mit ihm nicht zu stimmen. Immer wieder stemmt er sich wie ein störrischer Esel
gegen einen unsichtbaren Widersacher, dreht, mit der Kraft auf die Keulen verlagert,
wilde Halbkreise.

Ich fummle das Gewehr aus dem Futteral und tausche die achtfache Vergrößerung des Fernglases gegen die zwölffache des Zielfernrohres. Nun kann ich im hohen Gras erkennen, dass sich der so ungestüm verhaltende Bock mit seinem Gehörn in der unteren,  abgerissenen Koppel-Litze verfangen hat. Die anderen Mehrjährigen deuten die Befreiungsversuche wohl als Territorialgehabe und umrunden ihn missmutig mit Drohgebärden. Jetzt ist guter Rat teuer. Redaktionsintern beginnt die Jagd auf Mehrjährige erst mit der Blattzeit. Ein Befreiungsversuch würde aber wohl schmerzlich in die Hose gehen, da der Verzurrte die Litze aus den Halterungen gerissen, etwa 25 Meter Spiel
und augenscheinlich noch ordentlich Kraft hat. Also abwarten und beobachten. Vielleicht schafft er es ja, sich zu befreien.

Zwischendurch montiere ich das Zweibein an den Vorderschaft der Waffe und robbe den Teerweg entlang. Gedeckt durch den Randbewuchs komme ich bis auf etwa 100 Meter ungesehen heran und beobachte das Schauspiel weiterhin.Nach etwa 20 Minuten zerrt der
Bock immer noch an der Litze, legt aber mittlerweile entkräftet Pausen ein. Vom Dorf her höre ich Stimmen. Beobachter mit mehr oder weniger sinnvollen Ratschlägen möchte ich in
dieser Situation nicht um mich haben. Die Entscheidung ist endgültig. Als er auf die gemähte Wiese tritt, bricht er mit einem Blattschuss zusammen. Die Nebenbuhler können den Schalldämpfer-Schuss nicht zuordnen. Während einer ins tiefe Gras zieht, lässt der
andere seine Aggressionen am mittlerweile weiter weggezogenen Jährling aus und treibt ihn mir auf 100 Meter vor die Büchse. Als er verhofft, nutze ich die Chance, um den körperlich schwachen ebenfalls zu erlegen.

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