Tobias Thimm
Kinderwaldtag – Fast 40 Kinder, deren Eltern und naturverbundene Anwohner kamen Ende September zum Walderlebnistag des CDU-Ortsverbands in unser Revier. Darunter war auch ein ganz besonderer Gast.
Fleißig bestimmten die jungen Besucher die heimischen Wildarten. Fotos: Tobias Thimm
„Das ist ein Damschmaltier, war ja einfach“, ruft der sechsjährige Thomas und schiebt dabei seine leicht verrutschte Nickelbrille zurück. Etwas überrascht wandere ich
mit dem Zeigestock zum nächsten Wildbild. 20 Stück habe ich bereits frühmorgens an der Außenwand der Grillhütte befestigt. Die Kinder sitzen vor mir auf Bierbänken und sind
eifrig dabei, die Arten zu bestimmen. „Luchs, Luchs, Luchs“, schreit die Schar beim nächsten Foto. Nur einer murmelt etwas von „Puma“. Es ist erstaunlich, wie viel die Kleinen wissen und mit welchem Interesse der Lehrstunde gefolgt wird, die ich eigentlich als informativen Einstieg in den Kinderwaldtag vorbereitet hatte.
Neben Fell- und Balgstücken bietet die Rollende Waldschule auch unterschiedliche Holzarten zum Anfassen.
Am Malbaum: Zwei Jungs suchen nach Borsten.
Wenige Meter weiter steht die Rollende Waldschule, ein grüner Transporter mit aufklappbaren Seitenwänden. Die Mitarbeiter, die allerhand Präparate, Abwurfstangen, Bälge und Holzarten aufgebaut haben, sind bestens vorbereitet, als die Kindermassen heranstürmen. Begeistert wird das Angebot angenommen.
Besonders der ausgestopfte Rotrock wird gestreichelt. Nach einem Stück Kuchen und einer kurzen Ansprache des Event-Organisators Kai Brand, dem 1. Vorsitzenden des Ortsverbands, dürfen die Besucher eine Tour wählen. Entweder geht es mit Förster Stockenhoven zum Waldbegang oder mit dem Jäger, also mir. Der Revierleiter soll eher Bestände und Bäume erklären, und ich will etwas von Wild und Waidwerk vermitteln. Glücklicherweise teilen sich die Anwesenden recht gleichmäßig auf. Nur „Frechdachs“ darf nicht mit. Nur „Frechdachs“ liegt unterm Tisch und schläft. Die wildbiologischen Kenntnisse der Vier- bis Neunjährigen sind hervorragend. Ob es daran liegt, dass wir uns hier in einer eher ländlichen Gegend befinden? Von lila Kühen erzählt heute zumindest keiner der jungen Besucher.
Erste Station meines Rundgangs ist eine Leiter. Während ich die Funktion der jagdlichen Einrichtung erkläre, erklimmen sie bereits mehrere Kinder unter Aufsicht ihrer Eltern. Weiter gehts zur Suhle. Hier fasziniert vor allem der nahe Malbaum. Einige Kinder „helfen“ den Sauen, indem sie, zur Freude der Eltern, zusätzlichen Lehm anbringen.
Ein absolutes Highlight für die Kinder war das Frettchen „Frechdachs“.
Obstbäume, Fährten, Wildäcker – es gibt unterwegs viel zu sehen. Meinen Namen hat sich keiner gemerkt. Für alle bin ich nur der „Herr Jäger“. Plötzlich bleibt der Zug hinter mir abrupt stehen. Ein Raunen geht durch die Reihen. Die Augen weit aufgerissen zeigen einige Kinderfinger aufgeregt in ein Wiesental. Ich kann nichts Spektakuläres entdecken, bis ich den Spiegel einer Ricke am Bestandesrand verschwinden sehe. „Haben sie das mit dem Reh vorbereitet, Herr Jäger?“, fragt mich die fünfjährige Louisa. Gerne hätte ich ja gesagt.
Zurück an der Hütte gibt es Wildwürstchen vom Grill und kalte Fanta für die erschöpften Wanderer. Der einstündige Reviergang war vielleicht doch etwas lang. Endlich darf auch
„Frechdachs“ aus seiner Kiste. Jeder will das Frettchen mal auf den Arm nehmen. Berührungsängste vor dem kleinen Raubtier mit dem lustigen Namen gibt es nicht. Unser Nachwuchs scheint sich nicht ganz so weit von der Natur entfernt zu haben, wie wir manchmal glauben. Und vielleicht wurde in dem einen oder anderen jungen Herzen ein bisschen grüne Passion geweckt.