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Das 1. Kapitel

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Ende September 2018 machte Marketing-Mitarbeiterin Anne Strefler ihren Jagdschein. Im Mai 2019 ging es für sie in Obertiefenbach auf das erste Stück.

Anne Strefler

Foto: Johannes Ruttmann

16. Mai. Endlich findet sich Zeit, anzusitzen. Da es für mich ein besonderes Vorhaben ist – schließlich wäre es mein erstes Stück überhaupt – erklärt sich mein Bürokollege, Marketingleiter ­Johannes Ruttmann, bereit, mich dabei zu begleiten. Und nicht nur das: Schon die Tage zuvor versuchte er, ein passendes Reh zu bestätigen. Hilfe bekamen wir von Volontär Richard Günzel, der am Wildacker gleich drei Jährlinge in Anblick bekam, von denen zwei den internen Abschussvorgaben entsprachen. Er schoss einen, verzichtete aber auf die Dublette und war sich sicher, dass sich ein Ansitz dort für uns lohnen würde.

Um etwa 18.30 Uhr geht es für uns auf die Kanzel. Sie steht gut gedeckt von Eichen und Kirschbäumen in einem Feldgehölz. Vor ihr liegt ein Wild­acker, eingerahmt von zwei Getreidefeldern. Alle drei Schläge grenzen an den Waldteil des Reviers. Von dort wird der vermutlich Jährling kommen, sollte er tatsächlich erscheinen.

Der Jährling zieht linker Hand des Wildackers auf das Getreide. Genug Zeit, um sauber anzusprechen.
Foto. Anne Strefler

Minute um Minute verstreicht. Die anfängliche Aufregung ist bald etwas abgeklungen. Über eine Stunde vergeht, da steht plötzlich ein Stück Rehwild am Waldrand links von uns. Nach mehrmaligem Sichern zieht es hinaus aufs Feld. Genug Zeit für Johannes und mich, um in Ruhe anzusprechen: Jährling, Spießer, unterlauscherhoch und, wie Johannes versichert, auch nicht stark im Wildbret. Der passt!
Ich greife zur Waffe. Mit einem Kopfnicken bestätigt Johannes meine Entscheidung. Mein Herz pocht vor Aufregung bis zum Hals. Vorsichtig gehe ich in Anschlag und beobachte die Situation noch eine ganze Weile – bloß nichts riskieren oder überhasten. Im Zeitraffer geht mir noch einmal so ziemlich alles durch den Kopf, was ich in der Jagdscheinausbildung zum Schuss auf Wild gelernt habe.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ich bin innerlich bereit. Trotzdem gedulde ich mich, bis der Jährling perfekt steht. Ich atme einige Male tief durch, nehme eine stabile Position ein und entsichere die Waffe. Der Finger liegt ruhig am Abzug. Kurz darauf schieße ich.
Der Bock macht nur wenige Fluchten, schlegelt kurz, dann kehrt Ruhe ein. Alles lief so, wie ich es mir für mein erstes Stück gewünscht hatte. Trotzdem, oder genau deswegen, war es ein unglaubliches Erlebnis mit Emotionen, die mir ganz sicher für immer in Erinnerung bleiben werden.


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