VAGABUNDIERENDES DAMWILD
„Damwild ist unstet“, beklagen viele Jäger. Aber stimmt das überhaupt? Dr. Egbert Gleich räumt mit diesem und weiteren Gerüchten über die Hirschart mit der gepunkteten Sommerdecke auf.
Es besteht somit ein erheblicher Unterschied zwischen dem, was der Jäger wahrnimmt und dem, was uns wissenschaftliche Studien verraten. Ursache dafür dürfte unter anderem sein, dass die Aktivitätsspitzen des tagaktiven Damwildes nicht in die Hauptansitzzeit der meisten Jäger fallen. Folglich: Das Wild ist immer noch im gleichen Areal. Aber der Jäger versucht es in einem Zeitraum zu beobachten, in dem es nicht mehr aktiv ist. In unserer Telemetriestudie wird der Beweis für die sprichwörtliche Standorttreue dieser Wildart sehr anschaulich erbracht. Alle 17 besen derten Stücke bewegten sich über ein Gesamtstreifgebiet von 14848 ha. Dabei befanden sich 99,8 % aller verwertbaren Messpunkte auf einer wesentlich konzentrierten Fläche von 7 217 ha. Ausreißer nach Norden und Osten wurden durch mehrtägige Expeditionen zweier Hirsche erzeugt. Nachdem die Messdaten (siehe Seite 26) ausgewertet wurden, war klar ersichtlich, dass die saisonalen Streifgebiete fast identisch liegen und sich nur geringfügig in ihrer Dimension unterscheiden. Bei beiden Stücken ist eine Erweiterung in der Brunft erkennbar. Der Hirsch „DW_H_2057_CM“ machte an einem Tag in der Brunft eine Expedition auf einen südlich von seinem Hauptstreifgebiet gelegenen Brunftplatz. Danach kehrte er in sein Hauptstreifgebiet zurück und nutzte den Brunftplatz inmitten seines Streifgebietes. Ebenso sind die Ausreißer beim Alttier „T_2076_X“ zu beurteilen. In den zwei Brunften des Beobachtungszeitraumes ist dieses Tier je einen Tag zum Beschlag auf den nächstgelegenen Brunftplatz gewechselt. Nicht alle Studien der jüngeren Vergangenheit ermitteln derartige saisonale Übereinstimmungen. NrrZE ET AL. 2003, Fimpel 2010 UND STIER ET AL. 2010 fanden Einstandsverschiebungen insbesondere bei den Hirschen.