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Entwicklungsphasen unserer Jagdhunde richtig nutzen

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von Joachim Orbach

(Clarence Pfaffenberger, Verhaltensforscher)
Gesicherte Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung sind für die Hundezucht und Hundeführung bedeutend. Den Grundstein für die Nutzanwendung der Ethologie im Jagdgebrauchshundewesen legte der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) als er 1975 Arbeiten eines wissenschaftlichen Ausschusses publizierte. In diesen fanden Erkenntnisse von Nobelpreisträgern, wie dem russischen Physiologen Iwan Petrowitsch Pawlow, dem Ethologen Konrad Lorenz sowie dem bekanntesten kynologischen Verhaltensforscher, Eberhard Trumler Berücksichtigung. Zur Einführung der Welpen- und Junghundekurse im Jagdgebrauchshundewesen trugen im Wesentlichen der Begründer der Prägungsspieltage, Heinz Weidt, und der Ehrenpräsident des JGHV, Heinrich Uhde, bei.


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(Foto: Dieter Lippert)

Vegetative Phase


Die ersten beiden Lebenswochen werden als vegetative Phase bezeichnet, da die Welpen hier noch völlig taub und blind sind. Das heißt, dass das Säugen quasi automatisch gesteuert wird.


Übergangsphase

Die Übergangsphase liegt in der dritten Lebenswoche. Die Welpen öffnen zum ersten Mal ihre Augen, und auch der akustische Sinn erwacht. Die erste instinktgesteuerte Kontaktaufnahme zu den Wurfgeschwistern erfolgt.

 


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(Foto: Horst Niesters)

Prägungsphase

In der vierten bis achten Lebenswoche erwachen die Lernfreude und der Nachahmungstrieb bei den Welpen. Der Züchter ist nun besonders gefragt, denn nun werden die Grundlagen des Wesens gelegt. Alles, was in dieser Zeit geprägt beziehungsweise nicht geprägt wird, bleibt in der Verhaltensweise eines Hundes erhalten. Erwünscht wird eine innerartliche Sozialisierung, eine allgemeine Prägung auf den Menschen, eine Selbstsicherheit gegenüber der Umwelt, Kontaktfreudigkeit, ein starker Spiel- und Lerntrieb.
In der Obhut der Hündin und des Züchters werden die Welpen auf den Mensch und die Umwelt geprägt. Wichtig dabei ist der Kontakt zu anderen Menschen als dem Züchter. Auch reichlich Auslauf, Erkundungstouren sowie Spielmöglichkeiten müssen gegeben sein.

 


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(Foto: Ulf Muuß)

Sozialisierungsphase

 

Auch in der Phase von der achten bis 13./14. Lebenswoche ist das Spielen mit Artgenossen und dem Menschen sehr wichtig. Der Welpe wird möglichst neuen Sinnesreizen und Eindrücken ausgesetzt, darf aber nicht überbelastet werden.

Empfehlenswert ist die Teilnahme an einem Welpen- und Junghundekurs für Jagdhunde. Zucht- und Jagdgebrauchshundvereine bieten solche Kurse entsprechend auf die Altersabschnitte der Welpen und Junghunde abgestimmt an, wobei auch die Rasse und deren Verwendungszweck berücksichtigt werden. Der Altmeister Dr. Carl Tabel schlägt für Abrichtelehrgänge vor, dass der Kursleiter einen entsprechenden Kursplan erstellen sollte. Dies dürfte auch als Leitfaden für einen Welpen- und Junghundekurs sinnvoll sein. Der Kursleiter sollte aber auch über Kenntnisse der Verhaltensforschung verfügen.

 


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(Foto: Joachim Orbach)
Mit der Übernahme des Welpen zu seinem neuen Besitzer beginnt nicht nur die Beziehungs- sondern auch die artgerechte Erziehungsarbeit.
Eine artgerechte Disziplinierung, Autoritätsaufbau und strikte Einhaltung von Regeln und Tabus sind zu beachten. Vermieden werden sollte das sture Drillen auf Einzelhandlungen.
Der Welpe wird nun auch schrittweise mit dem Jagdbetrieb konfrontiert, zum Beispiel mittels Beutefangspielen an der Reizangel, Futterschleppen oder Übungen an einem Rohrstück für Erdhunde.
Wird die Sozialisierungsphase vom Hundeführer nicht richtig genutzt, sind Unsicherheit, ein übersteigertes Aggressionsverhalten, Verlassenheitsangst, Hemmungen des Lern- und Spielverhaltens und mangelnde Führigkeit programmiert.

 


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(Foto: Ulf Muuß)

Rangordnungsphase

Ab der 14. bis 20. Lebenswoche wird die Rangordnung festgelegt. Der Begriff Rangordnung besagt zunächst, dass es innerhalb einer Gruppe rangmäßig höher und niedriger stehende Individuen gibt, wobei sich aus der jeweiligen Ranghöhe des Einzelnen eine gewisse Ordnung ergibt.
Das erzieherische Spiel mit einer gewissen Konsequenz bleibt natürlich auch in dieser Phase das elementare Erziehungselement. Hier werden die Voraussetzungen zur Akzeptanz des Hundeführers als Rudelchef und zur Gefolgschaftstreue geschaffen.
Die Führigkeit zeigt sich ausschließlich in der Zusammenarbeit mit dem Hundeführer. Der Hund ist bereit, dem von ihm anerkannten Meuteführer „Mensch“ ohne Zwangseinwirkung zu dienen.

 


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(Foto: KHB)

Rudelordnungsphase

Ist der Welpe 20 bis 28 Wochen alt, ist die Zeit des Lernens in der Praxis, die über das simulierte Spiel hinausgeht, gekommen. Gerade jetzt ist streng darauf zu achten, dass der Hund Gefolgschaftstreue und Unterordnung als normalen Lebenszuschnitt begreift.

Pubertätsphase

Von der 28. bis 36. Lebenswoche beginnt ein neuer Lebensabschnitt.  In dieser Phase wird die Geduld des Hundeführers auf eine harte Probe gestellt. Alles bisher erlernte scheint der Hund auf einmal vergessen zu haben. Werden die Regeln, wie Konsequenz, artgerechte Disziplinierung und Tabuisierung, eingehalten, so wird diese Phase – genau wie bei menschlichen Jugendlichen – schnell ohne Schaden für ein späteres friedfertiges Miteinander überstanden.

Nach 10 Monaten sollte die Erziehung abgeschlossen sein und die eigentliche Abrichtung des Jagdhundes intensiviert werden. Mit spätestens 30 Monaten ist diese abgeschlossen. Der Hund sollte nun zuverlässig und belastbar sein.

 

 


TIPP:
Wenn Welpen- und Junghundekurse mit entsprechenden Hausaufgaben für Jagdhunde angeboten werden, sollte man diese von der Sozialisierungsphase bis zur Pubertätsphase nutzen. Diese Kurse bieten mit einem entsprechenden Kursplan gegenüber einem einmaligen Welpen-Spieltag doch größere Vorteile, wie beispielsweise innere Ausgewogenheit und Nutzung der frühen angewölften Lernfähigkeit.
Auch bei richtiger Anwendung der Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung dürfen wir nicht verkennen, dass es auch Hunde mit angewölften Mängeln geben kann.

 

 

 


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