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Heimlicher Höhenflug

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Per Zufall stellte ich vor sechs Jahren die Anwesenheit eines Waschbärs in Obertiefenbach fest und fing ihn mit einer Kastenfalle. Seitdem steigen die Fangzahlen stetig.

Peter Schmitt

Ein Waschbär hat sich in einer Kofferfalle gefangen
Jährlingsrüde in einer Kofferfalle.
Foto: Peter Schmitt

2014. Per Wildkamera überprüfe ich den von mir favorisierten Fangplatz in einem Fichtenstangenholz direkt an einem Bachlauf. Neben Marder, Wildkatze und Fuchs zeigte sich damals kurz ein weiterer Räuber. Auf lediglich einem Bild waren die Keulen und die geringelte Rute eines Waschbärs zu sehen.

Um es vorwegzunehmen: Es war und wäre die einzige Bestätigung eines Waschbärs im Testrevier – gäbe es nicht die Fangjagd. Niemals kam einer in Anblick, nie wurde einer gespürt. Trotzdem fangen wir mittlerweile jedes Jagdjahr zweistellig. In dieser Saison sind wir am 7. September bei 10 Stück. Wohlgemerkt, die Saison startet in Rheinland-Pfalz am 1. August!
Besonders auffällig, aber deckungsgleich mit den Erfahrungen vieler ­Fallensteller: Es fangen sich fast ausschließlich Rüden. In Obertiefenbach kommt hochgerechnet eine Fähe auf etwa 25 Rüden. Alle Fähen fingen sich im August, waren führend und mussten wieder freigelassen werden. Dabei wäre es wichtig und wünschenswert, vor allem die Zuwachsträger zu entnehmen.

Sommer und Frühherbst sind die beste ­Waschbär-Fangzeit. Zum Winter hin nehmen die Erfolge stark ab.
Foto: Peter Schmitt

Über die Jahre hat sich ganz klar gezeigt: Die Waschbären fangen sich bei uns fast ausschließlich in der Nähe von Wasser. Ausnahmen gab es lediglich zweimal in Form von Jungbären, die in Waldinseln am Rand der Feldflur in die Falle tappten.
Waschbären sind dankbare Beute für den Fangjäger. Kein heimisches Raubwild geht so leicht in die Falle wie die Nordamerikaner. Das Gerät zum ­gezielten Bärenfang spielt eine untergeordnete Rolle. Solange die Falle tierschutzkonform und groß genug ist, wird es mit den Kleinbären klappen. Eine der zwei ­erfolgreichsten Stellen im Testrevier ist das eingangs beschriebene Fichtenstangenholz. Eine 2-m-Holzkastenfalle brachte dort zuverlässig Maskenträger. Als sie das Zeitliche gesegnet hatte, wurde sie durch eine Kofferfalle ersetzt. Ein Unterschied bei den Fangzahlen ist nicht festzustellen, außer dass zuvor vorkommende „Beifänge“ von Fuchs und Marder in der Kofferfalle ausbleiben.

Was die Köderwahl angeht, um einerseits gezielt Waschbären anzusprechen, aber auch jede andere Raubwildart zu betören, gibt es für mich nur eine Wahl: Räucherfisch. Glücklicherweise existiert unweit des Verlags ein kleiner Fischladen. Der Betreiber ist froh, wenn die Reste aus seiner Auslage noch einen Zweck erfüllen und nicht in den Müll wandern müssen. Zehn Minuten Small­talk bei einem Fischbrötchen und ein paar Euro Trinkgeld tun da nicht weh. Eine preiswerte und ähnlich gute Alternative sind übrigens Ölsardinen aus dem Supermarkt.

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