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Im Mittelalter ist ein Markt

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AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Wer Erlöse aus der heimischen Jagd erzielen will, denkt zuerst an Wildbretvermarktung.
Doch das Wild bietet noch mehr. Die Redaktion suchte ganz neue Wege, um die Strecke aus dem Testrevier zu versilbern. Sie reiste dazu ins Mittelalter.
Heiko Hornung

Aufzug der Arnsteiner Jäger mit Beute und Beizvögeln auf den Katzenelnbogener Ritterspielen Fotos: Peter Schmitt

„Das gibts nicht!“ Die Kollegen staunten, als ich von meinem erfolgreichen Verkauf von Fuchsbälgen auf einem kleinen Mittelaltermarkt im Kloster Arnstein (Rhein- Lahn-Kreis) berichtete. Seit einigen Jahren findet in den historischen Klostermauern an der Lahn alle zwei Jahre ein Mittelaltermarkt statt, zu dem auch ein Jägerlager gehört. Dort wurden von Anfang an auch Produkte aus der Jagd, wie Bälge, Amulette, Anhänger aus Trophäen, Unterkiefer oder getrocknete Flugwildschwingen, angeboten. Das größte Mittelalter- Spektakel der Region findet Anfang Juni in Katzenelnbogen statt. An zwei Tagen schlendern
rund 40 000 Besucher über Markt und Turnierplatz. Hier sollte der redaktionelle  Selbstversuch stattfinden: Was und wie viel lässt sich aus dem Revier auf so einem
Markt unter die Leute bringen? Seitdem sammelten, präparierten und trockneten Peter
Schmitt und Tobias Thimm, sodass im Juni ein schönes Sortiment beisammen war. Traditionell wird alles Raubwild im Winter gestreift. Die Gerberei Birke aus Mettingen
hatte die weißgegerbte Rauchware aus der vergangenen Saison auch rechtzeitig zum Fest fertig.

Im Mittelalter ist ein Markt

Im Lager der Arnsteiner Jäger gab es am 10. und 11. Juni nicht nur Beizvögel, Hunde, Frettchen, Hörner, historische Waffen und mittelalterlich gewandete Jäger zu bewundern. Zwei Tische boten Beute aus dem heimischen Revier, wie Jäger sie vielleicht auch vor 1000 Jahren anboten. Die Besucher streichelten herrlich gegerbte Winterfüchse, Marderbälge und Dachsschwarten. Es strahlten die Raubwildschädel von Fuchs, Dachs, Marder und Rabenkrähen vom Tisch. Getrocknete Krähenschwingen und Ständer, Fangzähne vom Raubwild, Amulette aus Federn, Hundeplätzchen aus Aufbruch, Abwurfstangen sowie getrocknete Rehläufe waren nur einige der Waren, die im Jägerlager angeboten wurden und guten Absatz fanden. Das teuerste Produkt war ein in der Falle gefangener Fuchs für 45 Euro, die Schwinge einer Krähe oder einen getrockneten Ständer gab es für einen Euro. Ein schöner Nebeneffekt: Bei jedem Teil entspann sich ein Gespräch über Wild, Jagd und Jäger. Den Besuchern wurde klar, dass hier echte Jäger am Werk waren, und so  selbstverständlich ein Jäger im Mittelalter war, so selbstverständlich war er plötzlich in der Gegenwart. Ein Stück Kultur, das Techniken und Wissen über die Natur seit Tausenden
Jahren von Mund zu Mund gibt und wach hält.

Wenn Graf Ludwig von Arnstein mit seinem Jagdgefolge auf den Turnierplatz trat und über die Beizjagd, die Jagd am Vogelherd oder über die Jagd mit Hunden vor den Besuchern sprach, dann war es nicht nur der Wandel des Waidwerks, der die Besucher staunend lauschen ließ. Den Zuhörern wurde klar, dass die Jagd und das Jagdrecht Dinge
sind, die uns heute noch betreffen. Und es wurde deutlich, dass Jäger Menschen sind, die sich in der Natur auskennen und das seit vielen Hunderten von Jahren. Öffentlichkeitsarbeit
muss auch mal unorthodoxe Wege gehen. Als zwei Tage vergangen waren und das Lager abgebaut wurde, kam es zum Kassensturz. Die Fuchsbälge waren nahezu vollständig veräußert. Auch die Krähenprodukte und Schädel waren weg. In der Kasse blieben rund  1.200 Euro Umsatz. Ein ordentliches Geld, wenn man bedenkt, dass hier Sachen verkauft wurden, die von den meisten Jägern im Wald verklappt werden. Vielleicht eine Idee,
wenn es auch in Ihrer Nähe einen Mittelaltermarkt gibt. Die Zeitreise dorthin lohnt sich.

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