ANZEIGE

„Wir wollen jetzt anfangen“

3385


 

Interview mit Josef Schröer

Im Dezember 2011 haben vier Jägerschaften im Nordwesten Deutschlands den „Biotopfonds Emsland/Grafschaft Bentheim e.V.“ gegründet. Mit viel Engagement und Geld machen Jäger so Naturschutzpolitik im Sinne von Wild, Jagd und Artenvielfalt.

250_mh_Schröer_5
Josef Schröer. Foto: Markus Hölzel
WuH: Herr Schröer, Sie haben im Dezember 2011 den Biotopfonds Emsland/Grafschaft Bentheim gegründet. Was ist der Biotopfonds?
Josef Schröer: Der Biotopfonds wurde von den drei Jägerschaften Aschendorf-Hümmling, Meppen und Lingen im Landkreis Emsland und der Kreisjägerschaft Grafschaft Bentheim, also ganz im Nordwesten der Republik, gegründet. Ziel ist es, die Anliegen des Naturschutzes in der Feldflur weiter voranzubringen. Die Hasenstrecken sind bei uns um 30 Prozent, die Fasanenstrecken um 60 Prozent zurückgegangen. Das Rebhuhn bejagen wir auf freiwilliger Basis schon gar nicht mehr. Hier müssen wir gegensteuern.
Josef Schröer: Konkret führen wir Maßnahmen im Rahmen von Projekten durch (siehe unten). Im Rahmen unseres wichtigsten Projekts „RüSa“ wollen wir Rückzugs- und Saumflächen für zwei Jahre aus der Produktion nehmen. Die sind als Brut- und Setzflächen ganz wichtig. Wenn Sie keine unbewirtschafteten Rückzugsflächen im April und Mai mehr haben, kommt nichts mehr hoch. Und wir zahlen dafür, und zwar immerhin 500 Euro pro Hektar. Auch bei der Prädatorenbejagung sind wir der Auffassung, dass man hier mehr tun kann, um den Reproduktionserfolg von Bodenbrütern und anderen Wildtieren zu verbessern.
WuH: Wie kommen Sie an die Flächen, die Sie für die Stilllegung brauchen?
Josef Schröer: Restflächen sind da, man muss sie nur finden. In meinem Heimathegering hatten wir bei einer Gesamtfläche von rund 10000 Hektar in zwei Tagen schon 25 Hektar zusammen. Für uns gilt: Jeder Quadratmeter zählt. Dabei ist der Anfangserfolg durchaus ermutigend: Allein für das Projekt RüSa haben wir bereits 100 000 Euro akquiriert.
WuH: Engagement ist zwar wichtig, reicht aber allein nicht aus. Woher kommt das Geld für Ihre Aktivitäten?
Josef Schröer: Bei unseren Projekten müssen 15 Prozent des Geldes als Eigenleistungen aus den Revieren kommen. Das Hauptaufkommen sind Spenden von Privatpersonen, Stiftungen und der regionalen Wirtschaft.
Außerdem haben wir Anträge auf Mittel aus der Jagdabgabe und andere Förderanträge gestellt. Mit Jägergeld allein lassen sich diese Maßnahmen auf Dauer allerdings nicht finanzieren. Für drei Jahre haben wir schon Zusagen über 60 000 Euro aus  EU-Töpfen.
WuH: Stichwort Region: Wie unterstützen die beiden Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim Ihr Engagement?
Josef Schröer: Wir haben auch Förderanträge an die Landkreise und die Naturschutzstiftungen der Landkreise gestellt und einen Rückfluss der Jagdsteuer beantragt. Hier tut man sich sehr schwer, zügig eine Entscheidung zu treffen.

Vita Josef Schröer

Josef Schröer, Jahrgang 1967, ist Landwirt und bewirtschaftet seinen eigenen Betrieb (Ackerbau und Schweinemast) in Lingen-Mundersum, Landkreis Emsland. Seit 2008 ist Schröer Vizepräsident der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) und Vorsitzender des LJN-Niederwildausschusses. Er ist Hauptinitiator des Biotopfonds Emsland/Grafschaft Bentheim e.V. und dessen Vorsitzender. Schröer hat den Jagdschein seit 1984 und ist seit 2005 Revierpächter. Auch zwei seiner drei Söhne gehen bereits zur Jagd.


Das Maßnahmenpaket des Biotopfonds der Jägerschaften Emsland -Grafschaft Bentheim e. V.

 

  • Rückzugs- und Saumflächen (RüSa)
  • Einjährige Blühstreifen
  • Prädatorenmanagement
  • Verhinderung des Mähtods
  • Nisthilfen
  • Strukturelemente (Schaffung von Gewässern, Streuobstwiesen, Hegebüschen)
  • Extensive Grünlandpflege
  • Zwischenfruchtanbau
  • Wegeseitenräume/Gewässerrandstreifen
  • Wildunfallvermeidung

 

 

ANZEIGE

ANZEIGE
Aboangebot