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Kampf gegen Windmühlen

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Landauf, landab hört man von wahren Sauenschwemmen. Auch in Obertiefenbach haben wir ein sehr starkes Sauenjahr – schlecht, wenn auch die Maisschläge zahlreich sind.

Peter Schmitt

Der aktuelle Schaden durch Sauen im Mais im WuH-Testrevier.
Foto: Peter Schmitt

Gemeinsam mit dem Landwirt stehe ich im Maisfeld an der Langen Linie. Der von zwei dicht bewachsenen, tiefen Gräben eingerahmte Schlag, der zudem an einer weiteren Seite ­Dickungs- und Waldanschluss hat, sieht übel aus. Richtig übel. Mehrere Löcher, in denen man problemlos einen Kleinbus wenden könnte, ohne auch nur einen Maisstängel dabei zu beschädigen, erstrecken sich vor uns. Die Pflanzen liegen nämlich bereits vertrocknet am Boden, die Kolben fehlen, sind ab- oder angefressen. In anderen Bereichen können wir ohne Probleme 40, 50 m weit durch den Mais sehen, da maximal noch die Hälfte, meist deutlich weniger Pflanzen stehen. ­Allein in diesem Feld wird die Rechnung saftig werden. Zum Glück hat zumindest an diesem Problemschlag das Trauerspiel ein vorzeitiges Ende. Er sowie weitere stark gebeutelte Maisfelder in dem umliegenden Revieren werden vom Landwirt quasi „notgeschlachtet“, um wenigstens noch eine halbwegs lohnende Ernte einzufahren, damit für das Vieh bis ins Frühjahr ausreichend Futter vorhanden ist. Denn durch die Trockenheit waren auch 2019 nicht die gewohnten Silage-Schnitte im Grünland möglich bzw. nur wenig ergiebig, und der Mais soll der Garant sein, ohne Futterzukauf über die Runden zu kommen.

An anderer Stelle konnten wir uns mit Elektrozaun helfen. Ein spezielles Weidezaungerät für Netzstrom sichert einen dorfnahen Maisschlag, von dem wir zuerst dachten, er wäre aufgrund seiner Lage nicht gefährdet. Wir wurden eines Besseren belehrt, konnten aber durch die Litzen Schlimmeres verhindern.
Ein sehr großes Maisfeld wird von den Wutzen kaum heimgesucht. Wir erklären uns das mit einer angrenzenden großen Baustelle, die ­einer neu zu legenden Gasleitung gilt. Anscheinend schmeckt den Sauen diese unbekannte Situation nicht. Und so haben sie sich auf zwei kleinere sowie den großen Schlag an der Langen Linie eingeschossen.

Neben Sauen kamen auch mehrere Dachse am Maisschlag zur Strecke.
Foto: Peter Schmitt

Natürlich sehen wir nicht einfach zu, wie die Sauen den Landwirten und uns die Haare vom Kopf fressen. Eine nachträglich angelegte Schussschneise sollte uns bei der Schadensabwehr an der Langen Linie helfen. Aber die Wildschweine zeigen sich sehr störungsresistent. So erwischte ich eine kopfstarke Rotte beim Einwechseln in den Maisschlag. Zum Glück hielten sich die Stücke noch in den ersten Maisreihen auf, und ich konnte einen halbstarken Überläufer strecken.
Aber anstatt dass die Rotte flüchtete oder Ähnliches, fraßen sie einfach weiter – leider ohne dass sich eine weitere saubere Schussmöglichkeit ergab. Auch das Aufbrechen mit Aufblendlicht und laufendem Motor beeindruckte die Rotte nicht. Also versuchte ich es auf eine andere Art: Mit dem Geländewagen fuhr ich auf der Schneise mitten in den Schlag, etwa 50 m von den Sauen entfernt. Hupen, Aufblendlicht und laute Musik veranlassten sie nur zu einer kurzen Fraßunterbrechung, und weiter ging das Geschmatze. Auch der Versuch, die Wildschweine anzugehen und zu vertreiben, misslang, weil die Stücke einfach auswichen und kurz ­darauf ­wieder im Gebräch standen.

Maisdieb erwischt. Frischlinge in Spanferkel-Stärke sind dieses Jahr leider nicht die Regel. Etliche Bachen führen auch im Spätsommer und Herbst gestreifte.
Foto: Peter Schmitt

Zu allem Überfluss hatten sich aber gleich mehrere kopfstarke Rotten, Überläuferbanden oder auch einzelne Bachen mit Frischlingen den Mais als Schnellrestaurant auserkoren. Hätten die Reviernachbarn nicht dasselbe behauptet, hätte man meinen können, sämtliche Schwarzkittel der Region hätten sich bei uns versammelt. Zu ­allem Überfluss hatte nahezu jede Rotte neben Frischlingen in Spanferkel-Größe auch gestreifte Frösche dabei. Die nächste Welle steht also bereits in den Startlöchern.

Insgesamt haben wir in einer guten Woche vier Sauen und drei Dachse ­allein von einem am Schlagrand postierten Drückjagdbock erlegt. Weitere kamen unweit davon oder an den kleineren Maisfeldern zur Strecke. Geholfen hat es – wie geschildert – nur wenig. Was bleibt, ist ein zuvor nicht zu erwartendes Loch in der Wildkasse sowie die Gewissheit, dass es dieses Jagdjahr den Sauen gewaltig an den Kragen gehen muss, wollen wir im Frühjahr bei den Wiesenschäden nicht wieder kräftig bluten.

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