AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER
Sowohl unsere Leser Bea und Wolfgang Dersch sowie die Redaktion rechneten mit harmlosen Routineeinsätzen. Aber beide endeten beim Tierarzt.
Peter Schmitt
„Ich möchte gerne einmal die andere Seite der Kitz-Rettung vorstellen“, schrieb uns eine WuH-Leserin im Juni. Ihr zwei Jahre alter Deutscher Jagdterrier „Huber“ begleitete Bea und Wolfgang Dersch wie immer bei der Kitzsuche vor der Mahd. „Dann hat es ihn erwischt!“, schreibt uns die Jägerin. Was war passiert? Beim Absuchen der Wiese hatten sich etwa 50 Grassamen samt Grannen in den Augen von „Huber“ festgesetzt. Nur die Hälfte konnten die Halter vorsichtig selbst entfernen. Den Rest musste der Tierarzt besorgen – unter Narkose. „Die Lider und Hornhäute sind verletzt und brauchen in der nächsten Zeit einige Pflege.“ In der Redaktion war uns ein solcher Fall bis dato noch nicht unter die Augen gekommen. Doch das sollte sich schneller ändern, als gedacht. Einen Tag nachdem uns die E-Mail der Derschs erreichte, meldete sich einer unserer Landwirte: Die Heumahd auf seinen Flächen stand bevor. Der Lohnunternehmer hatte die Aktion nach vorn verlegt, sodass ein Aufstellen von Scheuchen nicht mehr möglich war. Aufgrund des Wochenendes konnten sich auch nur wenige Redaktionsmitglieder an der Kitzsuche beteiligen. So verstärkte Jungjägerin Alexandra Holz mit ihren Teckeln „Finn“ und „Carl-Hubertus“ das Team. Die stundenlange Suche im brusthohen Gras war jedoch ergebnislos. Mehrere Rehe hatten aber währenddessen das Grünland verlassen. Wahrscheinlich waren die Kitze schon mobil genug, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Dafür zeigten die zwei Teckel nach Ende der Suchaktion ein merkwürdiges Verhalten. Immer wieder fuhren sie sich mit der Pfote über die Augen. Vor allem „Finn“ schob sich zudem mit dem Kopf über den Boden. Während „Carl-Hubertus“ zumindest noch kurzzeitig seine Augen öffnen konnte, schien das bei „Finn“ nicht mehr möglich.
Ein Blick hinter die mit den Fingern vorsichtig geöffneten, tiefroten Lider zeigte den Grund für das auffällige Verhalten der Vierläufer. Etliche Grassamen samt Grannen hatten sich in den Lidtaschen und auf dem Auge angesammelt. Ein vorsichtiges Spülen mit stillem Wasser brachte nur einen geringen Erfolg, beim Versuch, die Hunde von deren Pein zu befreien. So landeten die zwei Kurzhaarteckel bei der Tierärztin. Während „Carl-Hubertus“ die Samen bei Bewusstsein entfernt werden konnten, musste „Finn“ ebenso wie Leser-Hund „Huber“ narkotisiert werden, um alle Fremdkörper aus der sensiblen Augenregion entfernen zu können. Jedoch waren die Lider und die Hornhaut schon in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine längere Behandlungsphase mit Augentropfen und Kontrollbesuchen bei der Tierärztin war nötig. „Kommen Samen und Grannen in die Augen, hat das fast immer eine Bindehautentzündung zur Folge. Oft schwellen die Augen völlig zu, und die Hunde reiben sie sich ständig mit der Pfote oder den Kopf auf dem Boden. Das kann eine Hornhautentzündung verursachen. Werden die Fremdkörper nicht schnellstmöglich entfernt, kann das Tier im schlimmsten Fall erblinden“, verrät uns ein Tieratzt auf Nachfrage. Sollte Ihrem Hund Ähnliches passieren, sollten Sie es nicht auf die leichte Schulter nehmen!