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LOCKBILD de luxe

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Im Winter, wenn die Graugänse schon mehrfach bejagt wurden, sind sie besonders misstrauisch. Gute Voraussetzungen für WuH-Experte Alexander Busch und seine Mitjäger, die Anziehungskraft neuer Attrappen aus Dänemark zu testen. Peter Schmitt

Foto: Alexander Busch

Der Anruf seines Jagdfreunds Sören hatte Alexander gerade noch rechtzeitig am Abend erreicht. Er schwärmte von etlichen Graugänsen, die auf dem Grünland einfallen würden. Während der halben Stunde, die er dort beobachtete, seien immer weitere hinzugekommen. „Ich vertraue wenigen Menschen, wenn es um das Aufklären bei der Gänsejagd geht, aber Sören gehört dazu“, meinte Alexander zuversichtlich. Sören musste nicht lange reden, um ihn von seinem Plan, am nächsten Morgen auf Gänse rauszugehen, zu überzeugen. Schnell waren die nötigen Absprachen getroffen und auch Jagdfreund Sven sowie zwei weitere Schützen in Alarmbereitschaft versetzt.

„Die Graugansjagd erfordert penible Vorbereitungen, perfekte Tarnung und ein möglichst realistisches Lockbild, soll das Unterfangen von Erfolg gekrönt sein“, weiß Lockjagd-Profi Alexander. Am nächsten Morgen sollte fast ausschließlich mit beflockten, sehr realistischen „DK WAI“-Lockgänsen, die in Dänemark gefertigt werden, gejagt werden. Denn die Graugänse sind im Winter besonders vorsichtig und misstrauisch, da sie zuvor schon mehrfach bejagt wurden.

Treffpunkt nach einer kurzen Nacht um fünf Uhr vor der Viehweide, an der es gelten soll. Aufgrund dichten Nebels beträgt die Sichtweite nur etwa 30 Meter. Für die Jagd am Strich sind solche Voraussetzungen optimal, da die Grauen wegen mangelnder Sicht eher tief streichen. „Für die Lockjagd ist starker Nebel schlecht. Das Lockbild ist für die Gänse nur auf kürzeste Distanz zu sehen und die Grauen für den Jäger ebenfalls. Hoffentlich bleibt es nicht den ganzen Morgen so“, sagt Alexander beim Ausräumen der dänischen Decoys.

Die Autos sind zum Bersten voll mit Ganzkörper- und Halbschalenattrappen sowie anderer Ausrüstung wie den Gänseliegen. Das Aufbauen geht im eingespielten Team schnell voran. Jeder kennt jeden Handgriff. Und so befinden sich die Jäger wenig später in den getarnten Liegen und warten auf den ersten Anflug.

Es wird langsam hell. Keine Gans ist zu sehen oder zu hören. Sören beginnt langsam, unruhig zu werden. Weitere Zeit verstreicht, ohne dass sich eine von den Grauen am Himmel blicken lässt. Alexander nutzt die Zeit, um etwas kostbaren Schlaf in seiner Liege nachzuholen.

Eine spezielle Halterung sorgt für äsende Bewegungen der Attrappen. Foto: Alexander Busch
Oben: „DK WAI“-Lockgänse im Vergleich zu einer „FUD“ (Mitte). Unten: Eine der beflockten Attrappen neben einer erlegten Graugans – stimmt bis ins Detail. Foto: Alexander Busch
Auf einer Viehweide wird das Lockbild errichtet. Jedoch ist der starke Nebel keine gute Voraussetzung für die Gänse-Lockjagd. Foto: Alexander Busch

Unsanft reißt ihn ein unterdrücktes „Gänse, Gänse“ aus seinen Träumen. Sven hat den ersten Flug am Himmel akustisch orten können. Sofort sind alle hellwach. Die Hände umfassen fest die Schäfte der Selbstladeflinten, die Zeigefinger gleiten in Richtung Sicherungen. Um die Jäger herum eine dichte Nebelwand. Sie hören aber bereits die Fluggeräusche der großen Grauen.

Jeden Moment müssten sie auftauchen. Unendlich langsam vergeht die Zeit. Die Spannung steigt ins Unermessliche. „Der Moment der perfekten Schussabgabe ist enorm wichtig. Einer gibt das Kommando. Schließlich geht es nicht darum, dass einer Beute macht, sondern die Gruppe eine möglichst hohe Gesamtstrecke erzielt. Das funktioniert nur, wenn man perfekt zusammenarbeitet und keiner einen Alleingang unternimmt“, hatte der Lockjagd-Profi am Morgen noch einmal angemahnt. Plötzlich taucht der Flug aus dem Nebel auf und streicht über das Lockbild. „Warten, warten“, flüstert Alexander leise. Alle sind wie erstarrt. Es vergehen erneut Sekunden, die wie Minuten erscheinen. Die Milchsuppe hat die Gänse wieder verschluckt. Da tauchen sie plötzlich von vorne auf und wollen zum Landen ansetzen. Jetzt heißt es beeilen, sonst sitzen die Gänse gleich im Lockbild. „Drei, zwei, eins …“, alle Liegen klappen gleichzeitig auf, und wenige Sekunden später klatschen alle acht anstreichenden Gänse zu Boden.

Mehrere Graugänse gehen getroffen zu Boden. Foto: Alexander Busch

Was für ein Start! Das Einsammeln erfolgt solidarisch durch sämtliche Vier- und Zweibeiner, damit alles wieder möglichst schnell klar für den nächsten Anflug ist. Sofort werden die Flinten nachgeladen. Heute wird mit 35 und 32 Gramm Vorlage jeweils in Nr. 6 (2,7 Millimeter) gejagt. „Wir schwören auf eher feinere Schrote. Deckung geht vor Durchschlagskraft. Entscheidend ist, sich bei der Gänsejagd auf eine Entfernung von allerhöchstens 40 Meter – besser weniger – zu beschränken“, erklärt der erfahrene Flugwildjäger.

Sauber apportiert der Hund eine erlegte Pfeifente. Foto: Alexander Busch
Vier der fünf Jäger an ihrer Strecke: 49 Graugänse und zwei Pfeifenten. Foto: Alexander Busch
Die teuren Lockgänse sollten pfleglich behandelt werden, will man lange Freude an ihnen haben. Foto: Alexander Busch

Allmählich lichtet sich der Nebel. Überraschend tauchen zwei Pfeifenten auf, die reaktionsschnell von zwei Mitjägern erlegt werden. Wahrlich exzellente Schüsse auf die schnellen Überflieger! Kaum sind sie in der Liege verstaut, kündigen sich bereits die nächsten Gänse an. Leider sind es jedoch Saatgänse, die in Niedersachsen nicht mehr bejagt werden dürfen. „Aus Nachhaltigkeitsgründen ergibt die Sperrung der Saat- und Blässgänse überhaupt keinen Sinn. Die Besätze sind stabil beziehungsweise steigen seit Jahrzehnten an, und die Schäden in der Landwirtschaft sind immens. Aber offensichtlich sind einige Politiker der Meinung, man solle besser Mast- als Wildgänse essen. Diese ‚Logik‘ verschließt sich mir“, sagt Alexander später mit einem Kopfschütteln.

Verführerisch umkreisen die Saatgänse das Lockbild und wollen sich zu ihren „grauen Verwandten“ gesellen. Die Jäger genießen den Anblick und wünschen ihnen wenig später eine gute Weiterreise, als am Horizont die nächsten Graugänse auftauchen.

Der Wind spielt mit den Lockgänsen. Eine spezielle Halterung bei den Vollkörperattrappen sorgt für völlig realistische Bewegungen, die denen äsender Gänse entsprechen. Die Grauen drehen direkt ein und haben bereits die Landeklappen ausgefahren, als sie die Schrote ereilen.

Es bleibt keine Zeit, die Erlegten zu bergen, da bereits der nächste Flug in Sichtweite ist. Liegen schließen und nachladen gehen ineinander über. Spätestens jetzt hat alle das Gänsefieber befallen. Keiner bewegt sich, alle warten auf das Kommando. Die Liegen öffnen sich, und kurze Zeit später „ploppen“ erneut stramme Graugänse auf die Erde. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Zwischendurch muss die immer mehr werdende Beute zu einem etwa 200 Meter entfernten Graben gebracht werden. In den Liegen wird es einfach zu eng. Auf dem Rückweg kommen die Gespräche auf die unglaublich realistischen Lockvögel. Wenn man es nicht wüsste, würde man auf die Entfernung kaum erkennen, dass es sich dabei um Attrappen handelt.

Der Anflug will nicht enden. Immer wieder stehen auch große Flüge von Bläss- und Saatgänsen zu. Eine einzelne Graugans lassen die Jäger einfallen, um die Attraktivität des Lockbildes zu prüfen. Sie setzt sich etwa 20 Meter vor die Attrappen und beginnt, sich zu putzen. Ein herrlicher Anblick! Gegen elf Uhr ebbt der Anflug ab, und die Waidmänner beschließen, die Jagd zu beenden. Schließlich muss das Wild ja auch noch versorgt werden. Es liegen 49 Graugänse und zwei Pfeifenten zur Strecke. Was für ein Morgen!

Alexanders Jagdfreund und Revierinhaber Knut Peters wartet freudig auf seinem Hof. Er strahlt über beide Ohren, als er von der guten Strecke hört. „Als Biolandwirt mit Weidewirtschaft leidet er stark unter den massiven Schäden der Wildgänse“, weiß Alexander.

Das Versorgen erfolgt gemeinsam. Die Jagdfreunde haben entschieden, alle Gänse komplett zu rupfen. Schließlich ist Winterzeit Gänsebratenzeit, und nichts geht über eine richtig zubereitete Wildgans! Dass auf dem Biohof Rupfmaschinen und professionelle Versorgungseinrichtungen vorhanden sind, erleichtert das Vorhaben immens.

Alexander und seine Mitjäger sehen sich nach der Jagd in ihren Erfahrungen der vergangenen Saison mit den beflockten „DK WAI“-Lockgänsen be-stätigt. „Es sind sicherlich derzeit die teuersten bei uns erhältlichen Gänseattrappen, aber was die Wirkung betrifft, definitiv auch die wirksamsten. Insbesondere wenn die Jagd den schlauen und lernfähigen Graugänsen im Winter gilt“, resümiert Alexander. Was die Waidmänner nicht überzeugt hat, ist die Angabe des Herstellers, dass die mitgelieferte Tasche mit einem Extra- Steckkopf ebenfalls als Lockgans eingesetzt werden könne. Diese sehe deutlich unrealistischer aus als die normalen Attrappen. Aus diesem Grund verwenden die Profis sie auch nicht. „Die beflockten Lockvögel erfordern eine sehr schonende Behandlung. Jede Verschmutzung sollte möglichst vermieden werden und der Transport immer in der zugehörigen Tasche erfolgen. Lässt man nicht höchste Sorgfalt walten, vergeht schnell die Freude an den hervorragenden Lockvögeln“, ergänzt einer der Mitjäger. Bei den Attrappen der ersten Generation seien zudem einige Steckköpfe sehr schwergängig. Das ist besonders ärgerlich, wenn man spät dran ist und wertvolle Zeit beim Zusammenstecken verliert. Hier hat der Hersteller aber mittlerweile nachgebessert. Und so freuen sich alle auf den nächsten Einsatz ihres „Lockbildes de luxe“.

„DK WAI“-Lockgänse;
Preis: sechs Vollkörper oder zwölf Halbschalen je 254,90 Euro;
Bezug: hubertus-fieldsports.de

Bei großen Strecken sparen Rupfmaschinen viel Zeit. Foto: Alexander Busch

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