Hecken sind in vielen Feldrevieren leider Mangelware geworden. Warum das so ist, welche wichtigen Aufgaben sie erfüllen und warum und wie man neue Knicks anlegt, um den Offenlandarten zu helfen, zeigt WuH-Lebensraumexperte Werner Kuhn.
(Foto: Klaus Schneider)
Hecken sind wertvolle Bestandteile der Kulturlandschaft. Sie wirken sich positiv auf das Kleinklima aus, indem sie den Wind bremsen, die Verdunstung mindern, die Taubildung fördern und die Temperatur ausgleichen. Sie verhindern Wind- sowie Wassererosion, somit Stoffeinträge in benachbarte Flächen. Zudem sind sie Nahrungsbiotop, Ruhestätte, Winterquartier sowie lebensnotwendiger Brut- und Aufzuchtplatz für viele Arten des Offenlandes. Zusammen mit den begleitenden Säumen sind Hecken, auch Knicks genannt, unverzichtbar, um Biotope zu vernetzen.
Die Artenvielfalt von Hecken ist ca. 3,5-mal größer als die in Wäldern. Besonders vielgestaltige Knicks können bis zu 7 000 verschiedene Tierarten – meist Insekten – beherbergen. Es gibt wohl kaum ein Biotop, das das Zusammenspiel der verschiedenen Lebewesen besser verkörpert.
Säume sind ein wichtiger Bestandteil der intakten Hecke, fehlen aber leider all zu oft. (Fotos: Werner Kuhn)
Knicks dienten früher der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Sie waren ein kostenloses Mittel, um Vieh einzuzäunen, aber auch Landwehren zum Schutz vor Überfällen. Die Früchte dienten Mensch und Tier als Nahrungsquelle. Hecken waren aber auch Kräuterapotheke mit wichtigen Heilpflanzen und Brennholzlieferant.
Aufgrund ihres Flächenbedarfs wurden sie jedoch bald zum Dorn im Auge der Landwirtschaft. Bereits Friedrich Wilhelm III. hat 1805 in Westfalen ein Dekret erlassen, das befahl, Hecken zu roden, um die Ertragsleistung von Ackerflächen zu steigern. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie als große Hindernisse angesehen, da sie der zunehmenden Mechanisierung in der Landwirtschaft im Weg standen.
Neben der Ertragsminderung durch Schattenwurf und der Konkurrenz um Nährstoffe sowie Wasser befürchtete man, dass Hecken Brutstätten für Schadinsekten, Pilzkrankheiten und Unkrautherde seien. So gab es damals die Anweisung, Berberitzen zwingend zu roden, da sie der Zwischenwirt für den Getreideschwarzrostpilz seien.
Bild aus dem Niederwildrevier des Autors: Hecken sind landschaftsbildende Elemente, die zudem Biotope vernetzen.
Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass zu dieser Zeit Nahrungsmittel sehr knapp waren und es vorrangig war, die Bevölkerung zu versorgen. Mittlerweile weisen zahlreiche Untersuchungen auf den ökologischen Wert und die positive Bedeutung der Hecke für Ackerlandschaften hin.
Hecken haben Bestandsschutz.Das heißt: Sind sie etabliert, besteht Rodungsverbot! Das hat Neuanlagen – trotz finanzieller Förderung in verschiedenen Agrarumwelt- und Naturschutzprogrammen – erheblich beeinträchtigt. Nüchtern finanziell betrachtet führen Heckenpflanzungen auf privater Fläche zur Entwertung des eigenen Grundes. Trotzdem gibt es genügend Möglichkeiten, neue Hecken zu pflanzen, bspw. aus privater Initiative, weil einem der Lebensraum Feldflur einfach wichtig ist, im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen oder wenn Eingrünungen von Bauwerken in der freien Landschaft erfolgen sollen.
Fast jedes Revier bietet Rest- und Kleinstflächen, die sich in Abstimmung mit dem Eigentümer für einzelne Gruppenpflanzungen mit Sträuchern anbieten. Die bilden dann zwar nicht unbedingt das größte Niederwildbiotop. Es zeigt aber deutlich, dass die Jäger ihren Hegeauftrag sehr ernst nehmen und bereit sind, Engagement für den Lebensraum Feldflur zu übernehmen.
Wer im regen Austausch mit der Kommune ist, kann sich frühzeitig in die Planung und Konzeption von Ausgleichsmaßnahmen einbringen und so neben der häufig üblichen Streuobstwiese eine Heckenpflanzung erwirken.
Naturnahe Knicks können aufgrund ihrer Struktur in Nieder-, Hoch- und Baumhecken unterteilt werden. Die Niederhecke setzt sich aus Gehölzen, wie Brom-, Himbeere und Wildrosen, zusammen. Sie erreicht eine Höhe von 2 bis 3 m. In Hochhecken stehen im Innenteil bis zu 5 m hohe Sträucher, wie Weiß- und Schwarzdorn oder Haselnuss, die im Randbereich wieder von niedrigeren Sträuchern eingerahmt sind. Baumhecken verbinden die beiden vorgenannten Elemente mit im Zentrum stehenden Bäumen, wie Feldahorn, Hainbuche und Eichen, die z. B. über Hähersaat eingetragen wurden. Diese Form entsteht entweder durch bewusste Anlage, meist aber durch mangelnde Pflegeeingriffe.
Mulchbretter schützen gesetzte Pflanzen vor Konkurrenzdruck z. B. durch Gräser.
Vor einer Neugründung muss man sich darüber im Klaren sein, welche Heckenform das Ziel sein soll. Oft wird nach dem Schema „viel hilft viel“ vorgegangen, also dass viele Pflanzenarten ein Garant für eine spätere Vielfalt seien. Dann wird ein bunter Mix aus Sträuchern und Bäumen gepflanzt, ohne sich über die Entwicklung in den Folgejahren Gedanken zu machen. Gerade in Revieren, in denen Wiesenbrüter und Restbestände von Rebhühnern leben, haben Baumartige aber nichts verloren! Sie bilden zukünftige Ansitzwarten für Greife und müssten in absehbarer Zeit eh herausgesägt werden.
Auch Rebhühner suchen Schutz in Hecken. Deshalb sollten darin keine Ansitzwarten für Greife vorhanden sein.
Linear angelegt sind Hecken wertvolle Bausteine im Biotopverbundsystem, denn gerade dann werden sie ihrer Aufgabe weit besser gerecht als Einzelelemente in der freien Landschaft. In Verbindung mit bspw. Blühflächen, Brachen und Gewässern kann ein Netz in der Landschaft entstehen, das unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten als Wanderweg zur Ausbreitung dient.
Letztendlich entscheidet die zur Verfügung stehende Fläche darüber, wie eine Hecke gestaltet werden kann. Grundsätzlich sollte aber ein gehölzumfassender Kräutersaum eingeplant werden. Der dient nicht nur als Pufferstreifen, er leistet auch einen hohen ökologischen Beitrag für die sich erst noch zu entwickelnde Gehölzkulisse. Die Saumzone besteht aus ein- und mehrjährigen krautigen Pflanzen und Gräsern.
Wegen der stärkeren Sonneneinstrahlung beherbergt die Südseite andere Pflanzen als die schattigere Nordseite. Wenn es Zuschnitt und Größe hergeben, sollten Fehlstellen, Lesesteinhaufen und Wurzelstöcke sowie Stammstücke als Einzelelemente eingeplant werden. Durch Einbuchtungen wird der positive Randlinieneffekt weiter gesteigert.
Heckenpflanzen werden im Abstand von ca. 1,5 m zueinander und in Artengruppen gesetzt.
Neue Hecken entstehen meist aus Pflanzung, können aber auch durch natürliche Sukzession entstehen. Dieser Prozess beginnt, sobald man Pflegemaßnahmen, wie Bodenbearbeitung oder Mahd, einstellt. Durch Samenanflug oder über Vögel etablieren sich die ersten Pflanzenpioniere. Es entwickeln sich die im Naturraum vorkommenden Strauch- und Baumarten. Dieser Prozess braucht viel Geduld, und das Ergebnis entspricht oft nicht den Erwartungen. Deshalb ist diese Methode nur bei hoher Flächenverfügbarkeit eine Option.
Besteht die Möglichkeit, sich bereits zu Beginn der Planungsphase einzubringen, orientiert man sich an den für den Naturraum typischen Heckenstrukturen und deren Artenzusammensetzung. Lineare Ausführungen sollten mindestens 3-, besser 5-reihig bei einem Abstand von ca. 1,5 m von Strauch zu Strauch angelegt werden. Ein Pflanzplan hilft bei der richtigen Pflanzgutbestellung. Dabei sollte unbedingt auf regionale und gebietsheimische Herkünfte geachtet werden. Das hilft nicht nur den umliegenden Baumschulen, die ihre Jungpflanzen aus Samen von zertifizierten, regionalen Ausgangsbeständen gewinnen, sondern primär dem Erhalt der genetischen Vielfalt.
Solche Pflanzen sind weit besser an das Klima ihres Herkunftsstandortes angepasst. Das ist bei der phänologischen Entwicklung im Zusammenspiel mit der Fauna ein wichtiges Kriterium und wirkt zudem der Florenverfälschung entgegen.
Gerade im Winter fehlt es an Deckung im Offenland. Knicks schaffen Abhilfe.
Bei der Neuanlage sollte man tunlichst darauf achten, dass immer in Artengruppen mit mindestens 3, besser 5 Exemplaren gepflanzt wird. Die einzelnen Arten entwickeln sich unterschiedlich, und diese Maßnahme reduziert mittelfristig einen Rückgang der Vielfalt.
Wird mit Weidenstecklingen gearbeitet, sollten unbedingt nur Strauchweiden wie bspw. die Purpurweide verwendet werden, sonst ist der Heckencharakter schnell Geschichte.
Nach dem Pflanzen im zeitigen Frühjahr oder Herbst sollte prinzipiell – auch wenn Regen angekündigt ist – ein Wässergang eingeplant werden. So wird ein deutlich höherer Anwuchserfolg erzielt. Für eine gute Entwicklung der kleinen Sträucher muss in den ersten Jahren entweder ausgegrast werden,oder die Gras- und Krautvegetation wird durch einmulchen von Stroh oder ähnlichem Material unterdrückt. Eine Strohabdeckung ist zwar auch wegen der geringeren Nährstofffixierung sehr hilfreich, fördert aber Mäuse, die an den Gehölzen zu schaden gehen können.
Der Fachhandel bietet spezielle Mulchscheiben aus Pappe an, die für die Zeit der Jugendentwicklung eine ausreichend unterdrückende Wirkung auf die Begleitflora haben. Alternativ kann man mit unbelastetem Holz, etwa aus Sägewerksabfällen, sogenannte Mulchbretter herstellen. Sie müssen nicht unbedingt eingesägt werden. Es reicht bereits aus, sie am Wurzelhals anzulegen. Bei der Planung ist nicht zu vergessen, ob Einzelschutz oder eine Zäunung gegen Wildverbiss notwendig ist.
Aus einer Pflanzung wird nicht von heute auf morgen eine vitale, ökologisch leistungsfähige Hecke. Sie braucht ein Mindestmaß an Pflege, und man sollte immer ein Auge auf sie haben. Heute schaue ich auf Knicks, die ich vor über 35 Jahren gepflanzt habe, und ich durfte ihre wunderbare Wirkung auf die Tierwelt meiner Heimat in jeder Phase der Entwicklung erleben. Heute werden sie von der nachfolgenden Generation gepflegt, aber auch sukzessive umgebaut – zum Wohle der Offenlandarten in unserem Revier.