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RASSEPORTRÄT WESTFALENTERRIER – Die Mischung macht´s

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40 Jahre ist es her, dass Manfred Rüter aus Dorsten in Westfalen eine Vision hatte: Einen deutschen Terrier, der mit Sinn und Verstand jagt. Adina Lietz spürte dieser jungen Rasse
im Westen der Republik nach.

Rasseporträt Westfallenterrier

Dem Hundeführer zugewandt mit hohem, intelligent eingesetztem jagdlichen Potenzial – so sollte der Westfalenterrier sein. Familienfreundlich, sozial verträglich mit anderen Hunden
und mit einem schönen Erscheinungsbild. Um diese Ziele zu erreichen, wagte Manfred Rüter einen Zuchtversuch und kreuzte 1970 nach intensiver Auseinandersetzung mit der Vererbungslehre Deutsche Jagdterrier mit Lakeland-Terriern. Rüter führte jahrelang Deutsche Jagdterrier, doch teilweise störte ihn das Wesen dieser Hunde bei der jagdlichen Ausbildung und im Jagdgebrauch. Auch sah er die genetisch verankerte Linsenluxation (Verlagerung der Augenlinse) als problematisch an. Immer stärker und immer exakter entwickelte er die Vision des Hundes, den er züchten wollte. Ihm war klar, dass dies nur durch die Einkreuzung anderer Terrierrassen gelingen würde. Das Hauptaugenmerk bei der Auswahl der Stammhunde lag daher auf Eigenschaften wie Führigkeit und sozialem Verhalten.
Jagdliche Passion brachte insbesondere der Deutsche Jagdterrier zur Genüge mit. Nicht nur das Wesen und die Leistung sollten verbessert werden – die neue Rasse sollte sich auch optisch, besonders in der Farbe des Haarkleides, deutlich von bestehenden Terrierrassen unterscheiden. Mit dem Ergebnis war der Dorstener jedoch zunächst nicht hundertprozentig zufrieden. Aus diesem Grund entschied er sich kurze Zeit später, noch
eine dritte Rasse zum Veredeln des äußeren Erscheinungsbildes hinzuzuziehen: den Foxterrier. Die westfälische Neuzüchtung wurde zunächst unter der Bezeichnung „Westdeutscher Jagdterrier“ geführt. 1988 änderte man den Namen zur Abgrenzung von anderen Terrierrassen und als Hinweis auf das Ursprungszuchtgebiet in Westfalenterrier. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Deutschlandweit und über die Grenzen hinaus in ganz Europa und sogar in Amerika hat sich der Westfalenterrier inzwischen einen Namen gemacht. Sowohl als Solojäger als auch in Meuten wird er auf Drückjagden eingesetzt, arbeitet auf Schweiß und unter der Erde. Im Haus ist er ruhig und genügsam,
freundlich im Umgang mit Menschen und anderen Hunden, auf der Jagd aber voller
Passion. Viele Westfalenterrier sind spur- und fährtenlaut, jagen eher kurz und halten immer Kontakt zu ihrem Hundeführer. Die Wild- und Raubzeugschärfe ist hoch, ohne
jedoch selbstgefährdend für die Vierläufer zu sein. Der Westfalenterrier ist mutig, aber respektvoll und er liebt das Wasser. Kurzum: ein kleiner Allrounder.

Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach ist bekennender Westfalen terrier-Freund und schrieb in seinem Grußwort zur Jubiläumsfeier des Verbandes der Züchter und Freunde des Westfalenterriers (VZFWT): „Der Westfalenterrier ist ein Hund für Auge und Herz, ideal zur Bejagung von großflächigen Waldrevieren und ein Garant für große Strecken.“ Peter Gillessen, der erste Vorsitzende des Westfalenterrier Verbands Deutschland (WVD), empfindet den ausgeprägten Spurwillen als ein besonders wichtiges Merkmal: „Der Westfalenterrier jagt spurlaut und absolut bogenrein!“

An der Schulter misst der Vierläufer etwa 37 bis 39 Zentimeter und wiegt im Mittel acht Kilogramm. Sein Körperbau steht terriertypisch im knappen Rechteck. Das Fell ist saufarben: lohfarbenes Grundhaar durchsetzt mit schwarzem Haar, das sich vor allem am Fang und auf den Behängen sowie auf der Rückenlinie verdichtet. Die Haarart kann rau oder glatt sein, beide Varianten können in einem Wurf fallen. Wobei die rauhaarigen
Westfalenterrier vor allem das Vorhandensein eines Bartes kennzeichnet. Das Fell muss nicht, wie es vielleicht seine Ahnen von Lakeland- und Foxterrierseite vermuten lassen, getrimmt werden. Eine dunkle Maske ist erwünscht. Die Rute wird um ein Drittel gekürzt.
Laut Manfred Rüter ist das Ziel seiner Bestrebungen erreicht. Der Westfalenterrier habe seinen Höhepunkt erreicht: „Das gesteckte Zuchtziel ist jetzt schon über ein Jahrzehnt so gefestigt, dass über Generationen hinweg das gleiche Erscheinungsbild und die herausragende jagdliche Eignung vorhanden sind.“ Allerdings ist der Westfalenterrier nicht vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) anerkannt. Somit ist auch keiner der drei Westfalen terrier-Zuchtvereine Mitglied im Jagdgebrauchshundeverband (JGHV). Die Brauchbarkeitsprüfung steht den Westfalenterriern aber in den meisten Bundesländern offen. Zum Teil wurde diese Zulassung sogar über richterliche Verfügungen erkämpft. Zudem bieten die Zuchtvereine interne Prüfungen an, die von den Jagdhaftpflicht-Versicherern anerkannt werden. Der VZFWT orientiert seine Prüfungsinhalte beispielsweise
an denen des Deutschen Jagdterrier-Clubs. Eine Zeitlang waren die verschiedenen Vereine
des Westfalenterriers um die Mitgliedschaft im VDH bestrebt. Die Zulassung erwies sich
aber als äußerst kompliziert und kostenintensiv. Mittlerweile hat man sich mehr oder weniger damit abgefunden, nicht dem größten deutschen Hundeverband anzugehören. Carmen Rüter, erste Vorsitzende des VZFWT, sieht darin auch Vorteile: „Müssten wir nach den Richtlinien des VDH züchten, könnte dies die für die Reinzucht erforderliche genetische Vielfalt einschränken.“ Denn im VZFWT sind sogar Verpaarungen erlaubt, bei denen lediglich ein Elternteil die erforderlichen jagdlichen Prüfungen nachweisen muss. Zudem gestattet es die Zuchtordnung, nach Prüfung und offizieller Genehmigung erneut einen
Hund aus den Ursprungsrassen einzukreuzen. Dies ist bisher nur dreimal in Form von glatthaarigen Foxterriern geschehen.

Ein bisschen stolz sind sie schon auf ihren Zuchterfolg, die Züchter und Halter
dieses hübschen, passionierten und führigen Terriers. Im vergangenen September feierte daher der Verband der Züchter und Freunde des Westfalenterriers mit einem großen Festakt das vierzigjährige Bestehen der Rasse. Natürlich in Westfalen.


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