ANZEIGE

Schlag auf Schlag – Pflanztechnik und Pflege

8465

PFLANZTECHNIK UND PFLEGE
Schlag auf Schlag
Um bei der Neuanlage von Hecken und Feldgehölzen Wurzelaustrocknung und andere Fehlschläge
zu vermeiden, müssen bestimmte Pflanzverfahren beachtet und die richtigen Geräte in die Hand
genommen werden. Andreas David informiert über Pflanzfüchse, Saatstöcke, Wurzelschnitte und
einiges mehr, die nebenbei helfen, Bandscheibenvorfälle und Hexenschüsse zu vermeiden.

Auch wenn verschulte Pflanzen die vor Ort gewonnenen Wildlinge mit Ballen nicht gleichwertig ersetzen können, ist es gängige Praxis, Pflanzmaterial einzukaufen. Dabei sollten die Pflanzen von einer möglichst in der Nähe gelegenen Baumschule bezogen werden, um sie so kurzfristig wie möglich anliefern zu lassen oder abzuholen. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die jungen Bäume und Sträucher bis zur Pflanzung fachgerecht eingeschlagen werden. Keinesfalls dürfen die Wurzeln – wenn auch nur relativ
kurzfristig – Wind oder Sonne ausgesetzt sein. Gegebenenfalls müssen einzelne
Wurzelstränge gekürzt werden. Ebenso sollte man Pflanzen aus der Baumschule
nicht montags anliefern lassen, da diese dann nicht selten aus der Kühlung kommen
oder bereits am Freitag zuvor auf einen Anhänger oder LKW gepackt wurden. Um einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik in Sachen Pflanzgeräte zu gewinnen, besuchte WuH die Firma GRUBE in Hützel (Niedersachsen, Lüneburger Heide), den zumindest europaweit größten Ausrüster für Forstgeräte aller Art. Die erfahrenen Praktiker des Unternehmens empfehlen für den Jäger im Revier – je nach Form der Pflanzen und des
Pflanzverfahrens – folgende Auswahl: Die Pflanzhaue in unterschiedlicher Ausfertigung,
den Göttinger Fahrradlenker, den Hohlspaten und Ergo-Bohrer, die Wiedehopfhaue,
den Saatstock sowie den Pflanzfuchs und, falls notwendig, eine umschnallbare Doppeltragetasche für das griffbereite Pflanzenmaterial. Die klassische Wiedehopfhaue (zirka 35 Euro) eignet sich für die Winkelpflanzung von kleineren bis mittelgroßen, herzoder flachwurzelnden Nadelholz- und Laubhölzern auf mäßig bindenden bis
strengen Böden.

Der Göttinger Fahrradlenker (86 Euro) wurde in Zusammenarbeit mit der Forst-Fachhochschule-Göttingen entwickelt. Er bietet deutliche ergonomische Vorteile. Gepflanzt wird bei überwiegend aufrechter Körperhaltung und unter Einsatz großer Muskelgruppen. Besonders geeignet ist das Gerät für nacktwurzelige (ohne Ballen) zwei- bis dreijährige, verschulte Pflanzen mit einer Wurzellänge von 20 bis 30 Zentimetern. Die Pflanzhaue (60 bis 75 Euro) eignet sich prinzipiell für alle Böden bis zu steinigem Untergrund (verstärktes Blatt) und Laubholzpflanzen mit einer Sprosslänge von etwa 70 bis 100 Zentimetern und einer Wurzellänge bis 30 Zentimeter. Bei sachgerechter Anwendung ermöglicht sie das Setzen von etwa 60 bis 90 Pflanzen pro Stunde. Der Saatstock (59 Euro) ist ein bewährtes Gerät zum Legen von Eicheln durch Einstoßen des Stockes in den Boden. Bei hartem Untergrund kann eine Fußplatte zur Hilfe genommen werden. Beim Abwinkeln des Hebels über der Fußplatte öffnet sich der „Schabel“ am Ende des Stockes, und die Eichel verbleibt etwa sechs Zentimeter tief im Erdreich.
Der Hohlspaten (um 50 Euro) ist für die Ballenpflanzung und -werbung, auch von Wildlingen, auf relativ steinarmen Böden, zum Beispiel Löß, lehmigen Sanden und
Sand, besonders geeignet. Das Modell „Digger“ (Blattlänge 36 cm) zum Preis von
82 Euro kommt beim Setzen besonders großer Pflanzen und ihrer Werbung zum
Einsatz. Der Ergo-Bohrer (78 Euro) wurde für die Pflanzung wurzelnackter Bäume auf steinigen, stärker verunkrauteten und durchwurzelten Böden entwickelt. Die beiden
oberen Griffe dienen zum Einstecken und Drehen, der untere Handgriff zum Ausheben
des Pfropfes, der anschließend wieder in das entstandene Planzloch eingesetzt
und festgetreten wird.

Zu den maschinengetriebenen Erdbohrgeräten zählt der Pflanzfuchs, ein „Einmann-Bohrgerät“ für Bohrlöcher bis etwa 35 Zentimeter Durchmesser. Seine Anwendungsbereiche sind vor allem Pflanzlochbohrungen für Großpflanzen sowie das Setzen von Zaunpfählen. Durch die Pendelaufhängung des Bohrers entstehen auch in Hanglagen senkrechte Bohrlöcher. Der zusammenklappbare Rahmen passt zusammen
mit Motoreinheit und Erdbohrer in jeden PKW-Kofferraum. Sein Preis – je nach Bohrergröße
und Übersetzung zwischen etwa 2 000 und 2 700 Euro – weist ihn ihm Zweifel als gemeinschaftliche Anschaffung im Revierverbund oder Hegering aus. Über die geschilderten
Spezialgeräte hinaus kann auch auf den „guten, alten Spaten“ oder – falls möglich – auf die
Zapfwellen-Anbaugeräte eines Schleppers zurückgegriffen werden. Sprechen Sie deshalb
im Vorfeld stets mit den Forstbediensteten und Landwirten vor Ort, ob und zu welchen
Konditionen die entsprechenden Geräte genutzt werden können. Hier noch einige
Tipps: Der allgemeinbekannte Merksatz, dass natürliche Systeme stets einen Zustand
höchster Unordnung anstreben, darf vor allem bei Neuanpflanzungen nicht fehlgedeutet werden. Sträucher sollten nicht im wilden Durcheinander, sondern nach Arten getrennt, horstweise und nicht enger als im Ein-mal-Ein-Meter-Verbund gepflanzt werden. Je nach Flächengröße sind Gruppen von etwa fünf bis 20 oder mehr Pflanzen einer Art  empfehlenswert. So ist gewährleistet, dass konkurrenzschwächere Arten nicht überwachsen und ausgedunkelt werden, was bei älteren Pflanzungen regelmäßig zu unerwünschten
Entmischungen führt. Falls in Linie gepflanzt wird, muss vor der Stirn mindestens (!) eine Pflanze der jeweils abschließenden Art im Versatz gepflanzt werden, um tiefe Einblicke „in den Reihen entlang“ zu verhindern. Der Pflanzabstand der Bäume orientiert sich an der Holzart sowie der später zu tolerierenden Höhe und Krone der Bäume. Im Normalfall werden sie zunächst in Abständen von etwa drei bis vier Metern gepflanzt. In Pappelremisen kann beziehungsweise sollte der Abstand durchaus größer sein. In keinem Fall sollte der Pflanzabstand bei Bäumen zwei Meter unterschreiten.

Im Allgemeinen wachsen größere Pflanzen, zum Beispiel Heister, besser und problemloser an als kleinere. Sie zeigen ein größeres Durchsetzungsvermögen gegenüber
der umgebenden Vegetation und sind deutlich schneller dem Äser des wiederkäuenden
Schalenwildes entwachsen. Demgegenüber steht ein meist deutlich höherer Preis. Was sich unter dem Strich letztlich als günstiger erweist, ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig.

ANZEIGE

ANZEIGE
Aboangebot