Schwarzes Rehwild fasziniert immer, wenn es in Anblick kommt. Zwei der stärksten Böcke dieser Farbvariante wurden in Poppau und Rossau (Sachsen-Anhalt) erlegt. Dr. WOLFGANG SCHULTE berichtet vom „Schwarzen von der Nachtweide“ und dem „Achter aus Rossau“.
Wo kommt schwarzes Rehwild vor?
MEYER-BRENKEN gibt in seiner Verbreitungskarte von 1970 zwei sporadische Vorkommen schwarzen Rehwildes in Süddeutschland an. Eines sollte sich demnach im hessischen Taunus, ein anderes in der Nähe von Bad Kissingen (Bayern) befinden. Dr. Peter Gleissner, Vorsitzender des Jägervereins Bad Kissingen, bestätigt dieses Vorkommen: „In unserem Revier Wittershausen befinden sich zur Zeit nachweislich noch vier schwarze Stücke, darunter auch ein Bock. Normalerweise schonen wir diese seltenen Rehe in unserem Revier, doch im August 2007 mussten wir einen schwarzen Bock erlegen, der zahlreiche Rivalen forkelte und nachweislich acht Jahre alt war. Wir kannten ihn bereits als Kitz. Er wurde zusammen mit einem roten Zwillingskit von einer roten Geiß gesetzt.“ Dem Vorsitzenden des Jagdvereins Untertaunus, Bernd van Zanten, ist die Erlegung eines Jährlingssechsers 1965 im Revier Diethardt-Münchenroth in Erinnerung. „Seither habe ich allerdings nie wieder etwas von einer Beobachtung oder Erlegung eines schwarzen Stückes im Taunus gehört“, sagt van Zanten. In feuchtem Gelände mit Mooren und Brüchen sind die Schwärzlinge anscheinend besonders zahlreich, weshalb sie örtlich auch als „Moor-“ oder „Sumpfrehe“ bezeichnet werden. Die genauen Ursachen für die (wie auch bei Weißlingen, Albinos, Teilalbinos/Schecken) sich rezessiv vererbenden Farb-Mutationen sind unbekannt. Sicher ist aber, dass die Veränderung des Erbgutes eine starke Vermehrung des schwarzen Pigments bewirkt, das die normale Färbung unterdrückt. In Sachsen-Anhalt konzentrieren sich die Vorkommen der schwarzen Rehe hauptsächlich auf den Raum Salzwedel, Stendal, Gardelegen und Klötze. In einigen Gebieten, wie in den Kreisen Salzwedel, Stendal, Seehausen und Osterburg, treten auch Stücke auf, bei denen zum Beispiel nur die Rückenpartie und öfters auch die Maske dunkel gefärbt ist.