Gemeinsam mit anderen zu üben, die Meinung von Fachleuten zu suchen und zu berücksichtigen, vor allem aber bei Rückschlägen nicht gleich zu verzagen, ist wichtig.
Die Zeit bis zum Prüfungstag vergeht meist schneller als man angenommen hat – oft beängstigend schnell. |
Von Richard Große-Katthöfer
Die Entscheidung, sich einen eigenen Jagdhund anzuschaffen, wurde hoffentlich unter der wichtigen Voraussetzung getroffen, ihm später ausreichend Jagdgelegenheit, artgerechte Haltung und genügend Bewegung bieten zu können. Mit dem Frühjahr naht die Zeit der Verbandsjugendprüfungen (VJP) für Vorstehhunde, und damit drängt die Zeit nicht nur für Erstlingsführer. Für viele besteht beispielsweise aus beruflichen Gründen nur an den Wochenenden ausreichend Möglichkeit, sich intensiv um den zukünftigen vierläufigen Jagdhelfer zu kümmern.
Natürlich kann man seinen Hund zu einem mehr oder weniger professionellen Abrichter in die Ausbildung geben, denn es ist nicht für jeden unbedingt selbstverständlich, seinen Vierläufer selbst auszubilden. Wenn man sich aber dazu entschlossen hat, muss man wissen, dass der Zögling die ihm zuteil gewordene persönliche Zuwendung meist auf seine Art „danken“ wird. Der beim Einarbeiten entstehende Kontakt zueinander zahlt sich in der Regel später beim gemeinsamen Waidwerken aus. Nicht nur der Hund lernt übrigens beim Lernen, auch der Führer gewinnt immer wieder neue Erkenntnisse hinzu.
Allein ist es kaum zu schaffen
Die Zahl der heute angebotenen Fachbücher mit dem Themenkreis Jagdhundausbildung ist groß. Es seien an dieser Stelle nur drei genannt: „Guter Jagdhund – treuer Freund“ v. Dieter Hupe, „Der Gebrauchshund“ v. Hegendorf, „Vom Welpen zum Jahdhelfer“ v. H.-J. Markmann.
Nachahmung ist die einfachste Art, zum Erfolg zu kommen, weil man sich damit manches Fehlverhalten erspart, für das andere schon „bezahlt“ haben. Das ist zwar nicht so edel, wie Probleme durch Nachdenken und Praxis selbst zu lösen, aber viel weniger schmerzhaft, als durch Ausprobieren über den falschen, dann den richtigen Weg zu finden.
Kurz gesagt, ohne ein gutes Abrichtelehrbuch geht es nicht. Aber selbst wenn Sie ein gutes Buch studiert und ein geeignetes Übungsrevier zur Verfügung haben, ist es sehr schwer, ohne fremde Hilfe einen Junghund zum firmen Jagdhund auszubilden. Man muss als Hundeführer praktisch erst selbst in die Lehre gehen und braucht hin und wieder jemanden, der auf mögliche Anfängerfehler aufmerksam macht. Auch muss man nachfragen können, wenn man einmal nicht recht weiter weiß und das Lehrbuch keinen Aufschluss gibt.
Am besten, man sucht sich einen Lehrmeister in seiner Nähe nach eigenem Geschmack. Dabei sollte allerdings bedacht werden, dass nicht jeder, der sich selbst für einen Spitzenführer hält, auch wirklich einer ist.
Einfacher ist es, einem örtlichen Jagdgebrauchshundverein beizutreten. Dort trifft man in der Regel unter den Jägerinnen und Jägern erfahrene Hundeleute, die bereit sind, einem Erstlingsführer unter die Arme zu greifen. Zum Teil handelt es sich bei den Mitgliedern sogar um Verbandsrichter, die viel aus ihrem Erfahrungsschatz weiterzugeben in der Lage sind.
Solche Jagdgebrauchshundvereine sind zwar nicht überall flächendeckend vorhanden, aber jeder Hegering hilft sicher gern weiter, Kontakte herzustellen. Ideal ist der Besuch eines Hundeführerlehrgangs, wie sie von Gebrauchshundvereinen, aber auch oft von Hegeringen abgehalten werden. Hier trifft man auf andere Erstlingsführer mit meist ähnlichen Sorgen und Nöten. In der Gemeinschaft geht es grundsätzlich besser.
Über Prüfungen zum firmen Jagdhund
Es ist einfach so, dass man über die Ausbildung zu Prüfungen das erfolgreiche Führen des Hundes auf der Jagd lernt. Dazu gehört Einfühlungsvermögen, wohlwissend, daß ein Hund keine Maschine ist.
Vorstehhunde (mit Stammpapieren) können – oder besser sollten – im auf das nach ihrem Wölfen folgende Frühjahr erst einmal die Verbandsjugendprüfüng (VJP) als reine Anlageprüfung ablegen. Danach geht es nahtlos an die Vorbereitung zur Herbstzuchtprüfung (HZP) mit zusätzlicher Schleppen- und Wasserarbeit. In Ausnahmefällen kann man noch im selben Jahr versuchen, die Meisterprüfung für Jagdgebrauchshunde, die VGP, zu absolvieren. Das ist aber, auch mit dem gelehrigsten Hund am Riemen, zumindest für Erstlingsführer nicht empfehlenswert, da beide – Hund und Führer – allzuleicht überfordert werden und aufgeben.
Im „Hauruck-Verfahren“ ist eine VGP kaum zu schaffen, denn sie beinhaltet zu viele Klippen. Besser ist es, diese erst zum kommenden Herbst in Angriff zu nehmen. Das Bestehen der ersten Prüfung (VJP) ist übrigens nicht Voraussetzung für die Zulassung zur HZP und VGP.
Prüfungen für Jagdgebrauchshunde sind nicht, wie man manchmal hört, irgendwelcher sportlicher Zirkus, sondern nicht nur im Sinne der Zuchtauswahl bei den einzelnen Rasse unverzichtbar. Das Deutsche Jagdgebrauchshundwesen würde ohne seine Verbandsprüfungen nicht über eine so hohe internationale Anerkennung verfügen.
Zurück zur VJP. Nehmen Sie sich jetzt schon vor, Ihren Hund auch durch die beiden anderen Prüfungen zu bringen. Das Ziel fordert von Ihnen viel Zeit und Geld, sowie Geduld und Liebe zum Hund. Für Ihren vierläufigen Meutegenossen und Waidgesellen bedeutet das aber zugleich eine Fülle von Lebensfreude. Sie werden sehr schnell merken, wie Ihr Hund sich freut, wenn er verknüpft, dass es zum Üben hinausgeht. Wenn Sie dann später mit Ihrem firmen Hund jagen, wird Ihnen die Mühe reichlich gelohnt.
Ich erinnere mich gern des Glücksgefühls, das in mir aufkam, als mein erster Hund, eine etwas zu groß geratene Kleine Münsterländerin, mit ihrem ersten Fasan im Fang vor mir saß. Das war auf einer kleinen Gemeinschaftsjagd nach der Herbstzuchtprüfung.
Der Gockel hatte – wie sich später herausstellte – nur ein Schrotkorn abbekommen und wäre ohne meine „Hummel“ verludert. Die Hündin legte im Jahr darauf die VGP ab. „Nur“ mit dem III. Preis, aber ich wußte, was ich an ihr hatte.
Worauf kommt es an?
Auch wenn man bei konsequenter und frühzeitig, bereits im Welpenalter begonnener Ausbildung von einem Jährling schon viel mehr Leistungen erwarten könnte, so erstreckt sich seine Beurteilung auf der VJP doch ausschließlich auf seine Anlagen. Lediglich diese müssen offenkundig gemacht werden. Beurteilt werden der Gebrauch der Nase, die Arbeit auf der Hasenspur, die Suche, das Vorstehen und die Führigkeit des Kandidaten. Es wird ferner festgestellt, ob der Hund schussfest ist, keine offensichtlichen Wesensmängel wie Scheu vor Menschen zeigt und keine körperlichen Mängel wie Zahn- oder Augenfehler hat.
Alles ist nachzulesen in der VZPO, der Verbandszuchtprüfungsordnung, die man sich für kleines Geld beim Druckhaus Oberpfalz, 92224 Amberg, bestellen kann. Am besten lässt man sich gleich die Unterlagen bzw. Ordnungen für alle Verbandsgebrauchsprüfungen (VGPO) mitschicken. Das spart Porto und die VGPO braucht man ja später ohnehin.
Natürlich muss der Hund bereits gelernt haben, seine Anlagen auch zu zeigen. Ihm das beizubringen, ist eigentlich schon die ganze Vorbereitung auf die VJP. Hinzu kommt im Zuge der Ausbildung ein bestimmter Gehorsam, Leinenführigkeit und das Kommen auf Pfiff.
Hat man sich, wie eingangs empfohlen, der Hilfe eines erfahrenen Rüdemannes bedient, weiß man jetzt genau, wie man den Hund zum Vorstehen an Wild heranbringt, wie man ihn unter richtiger Ausnutzung des Windes auf der Suche dirigiert und wie man ihn auf die Spur des nicht mehr sichtigen Hasen ansetzt. Unterschätzt wird oft die Wirkung eines sich bei der Gebissuntersuchung wie wild gebärdenden Hundes, nur weil man ihm nie gezeigt hat, sich auch von fremden Personen geduldig in den Fang schauen zu lassen und manches andere mehr.
Das gute Gefühl, dass der eigene Hund „eigentlich alles Verlangte kann“, gibt gewisses Selbstvertrauen und beruhigt die Nerven, auch wenn einem dadurch die Prüfungsangst nie ganz genommen wird.
Führer-Anteil am Erfolg
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist das richtige Verhalten des Führers während einer Prüfung. Man sollte
- sich bei der Richtergruppe als Erstlingsführer zu erkennen geben. Das hat in der Regel zur Folge, dass einem manch guter Rat während des Prüfungsablaufs zuteil wird
- $sich zwischen den Suchengängen stets in Rufweite der Richter aufhalten
- $sich immer mit seinem Hund beschäftigen, damit dieser gar nicht erst beginnt, mit den Augen zu verfolgen, was der Prüfling, der zur Zeit arbeiten muss, so treibt
- den Tross der Zuschauer, die sogenannte Korona, meiden. Dort wird oft viel Unsinn erzählt. Es empfiehlt sich, lieber Anschluss an einen versierten Führer, der ebenfalls auf seinen nächsten Durchgang warten muss, zu halten
- sich außer Hörweite aufhalten, während das Richterkollegium sich berät
- davon ausgehen, dass kein guter Richter darauf aus ist, einen Hund abwertend zu beurteilen. Im Gegenteil, er freut sich über jede gute Leistung, die gezeigt wurde, auch wenn die Prüfungsordnung dem Wohlwollen der Richtergruppe ganz klare Grenzen setzt
- bei Gelegenheit vor dem eigenen Prüfungstermin als Zuschauer eine andere Prüfung besucht haben.
Durchgefallen– was nun?
Wenn, was erfahrungsgemäß selten passiert, ein Hund die VJP nicht besteht, so ist das keine Katastrophe. Ist man sich sicher, dass der Hund lediglich in schlechter Tagesform war, sollte man versuchen, die Prüfung zu wiederholen. In der Regel findet bei einem anderen Verein kurz darauf noch eine VJP statt. Selbst wenn dort der Nennungstermin schon verstrichen ist, wird man in einer solchen Situation nur selten zurückgewiesen. Die benötigten Telefonnummern vermittelt der Hundeobmann des Hegerings, der Kreisgruppe oder Jägerschaft.
Wenn man allerdings den Eindruck hat, dass der eigene Hund die Anforderungen einfach noch nicht sicher schafft, erspart man sich und den Richtern besser die Mühe. Es gibt Fälle, in denen beispielsweise nur sporadisch gezeigte Vorstehleistungen eines Hundes mehr einen Glücksfall darstellen, weil er viel lieber Wild greift, als es vorzustehen. Dann sollte man den Plan fallen lassen und sich ganz der Vorbereitung auf die HZP widmen.
Oft platzt beim Hund der Knoten im einen oder anderen Aufgabenbereich erst später, und bei den Herbstprüfungen müssen die VJP-Fächer, abgesehen von der Spurarbeit, ohnehin erneut absolviert werden. Die Vorbereitung auf die VJP ist also im Hinblick auf die HZP, auch im Falle des Nichtbestehens, keineswegs verlorene Mühe. Zum einen hat die Arbeit dem Hund und (hoffentlich) auch dem Führer Spaß gemacht, und zum anderen sind beide dadurch sicher nicht dümmer geworden.
Allen Erstlingsführern und alten Hasen wünsche ich bei den bevorstehenden Prüfungen die erforderliche Gelassenheit, nicht allzutrockenes Wetter bei ganz leichtem Wind, gutes, nicht zu reichliches Wildvorkommen und das wichtige Fünkchen Suchenglück.