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Hund geschlagen, was tun?

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Der Terrier klagt auf. Der Hundeführer bleibt stehen. Die Maishalme biegen sich, ein Schatten wischt an ihm vorbei – eine Sau. Dann hört er wieder seinen Hund winseln. Da, fünf Meter vor ihm liegt der Terrier, bewegt sich nicht mehr. Aus dem Brustkorb läuft Schweiß. Hund auf den Arm, raus aus dem Mais – jede Sekunde zählt.

 

Manchmal entscheiden Sekunden über Leben und Tod. Deshalb sollte jeder Hundeführer in der Lage sein, Verletzungen seines Hundes richtig einzuschätzen und so gut es geht an Ort und Stelle selbst zu versorgen. Hier die „klassischen“ Verletzungen, die sich der Hund bei der Maisjagd zuziehen kann:

Risse oder Abschürfungen: Wunde reinigen, denn Schmutz und Dreck müssen raus. Am besten geht das mit einer anatomischen Pinzette. Damit bekommt man selbst kleine Schmutzpartikel sicher zu fassen und kann diese gut entfernen. Dann auf die Wunde Desinfektionsmittel geben, beispielsweise Jod. Dabei darauf achten, dass das Desinfektionsmittel auch wieder abfließen kann. Jetzt erst die Wunde abdecken, am besten mit einer Kompresse oder einer in Lagen gelegten Mullbinde. So wird verhindert, dass erneut Dreck hineinkommt. Darauf dann noch Watte legen, und zum Schluss, bevor der Verband angelegt wird, noch eine Lage Mull auflegen.

Bitte darauf achten, dass die Wunde nur so lange wie unbedingt notwendig abgedeckt wird, weil die Verletzung am besten „an der Luft“ heilt.

Schock: Ein Schock entsteht durch eine Unterversorgung der Organe mit Blut, beispielsweise durch Blutverlust. Der Hund ist dann apathisch, hat kalte Läufe, einen kaum fühlbaren Puls und blasse Fang-Schleimhäute. Den Puls des Hundes fühlt man übrigens an der Innenseite der Hinterläufe in der Nähe des Beckenbodens. Der Hund muss eine Infusionstherapie bekommen. Deshalb: sofort zum Tierarzt fahren. Das einzige, was der Hundeführer tun kann, ist den Hund zu wärmen, damit dessen Körper wegen mangelnder Durchblutung nicht weiter abkühlt. Sonst kann es zu einer schweren Stoffwechsel-Störung kommen, und im schlimmsten Falle stirbt der Hund. Den Vierläufer deshalb sofort in eine Jacke oder Decke hüllen und darauf achten, dass er frei atmen kann. Und: beruhigend auf ihn einreden.

Atemstillstand: Sofort mit Mund-zu-Nase-Technik beatmen. Vorher die Fanghöhle von Schmutz, Speichel oder Erbrochenem befreien, sonst hat die Beatmung keinen Sinn. Bei der Beatmung den Fang zuhalten und mit zehn bis 20 Zügen pro Minute Luft über die Nase in die Lunge des Vierläufers blasen. Dabei das Senken und Heben des Brustkorbs beobachten. Vorsicht: Nicht zu stark beatmen, sonst können Lungenbläschen zerstört werden.

Herzstillstand: Den Hund in die rechte Seitenlage bringen und den Brustkorb kurz und oft hintereinander zusammendrükken. Bei kleinen Hunden, wie Terriern oder Teckeln, kann man das gut mit einer Hand schaffen, bei großen Hunden, wie Wachteln oder Deutsch-Drahthaar, muss man mit beiden Händen arbeiten. Nach einigen kurzen Kompressionen eine Pause machen, in der man den Hund weiter durch den Fang beatmet. Dabei den Brustkorb beobachten – ob das Herz wieder zu schlagen beginnt. Nach dem Beatmen erneut den Brustkorb kurz hintereinander pressen. In der Aufregung und Hektik aufpassen, dass man dem Hund dabei keine Rippen bricht. Das Verhältnis zwischen Massage und Luftgeben sollte so gewählt werden, dass auf etwa zehn bis 15 Kompressionen zwei Züge Beatmung kommen.

Augenlid-Verletzung: Meist kommt es beim Stöbern oder Hetzen in dornigem Gestrüpp aber auch scharfschneidigem Mais und Schilf zu diesen Verletzungen. Die Augenlider bluten häufig sehr stark, aber es sieht schlimmer aus, als es ist. Der eigentliche Riss in der Haut ist nämlich oft nur wenige Millimeter lang. Trotzdem muss der Hundeführer die Blutung möglichst mit einer Kompression stillen oder wenigstens reduzieren. Damit ist dem Hund fürs Erste geholfen. Danach aber unbedingt zum Tierarzt fahren, weil die Verletzung dazu führen könnte, dass sich das Lid nicht mehr richtig über der Hornhaut schließt.

Hornhaut-Verletzung: In diesem Fall kneift der Hund das betroffene Auge zu, es tränt. Die Verletzung ist sehr schmerzhaft, und der Hund wird kaum dulden, dass das kranke Auge näher untersucht wird. Im schlimmsten Falle kann es auslaufen. Hier nützt das Erste-Hilfe-Paket wenig, hier gibt es nur eins: sofort zum Tierarzt.

Risswunden in den Behängen: Diese Wunden bluten sehr stark. Der Hund schüttelt seine Behänge, vor allem wenn Blut in den Gehörkanal geflossen ist. Der Hundeführer sollte die Blutung sofort stoppen. Also: Riss reinigen, desinfizieren und mit einer Kompresse abdecken. Dann einen Schutzverband auflegen, der in „Achtertouren“ auch um den gesunden Behang geschlungen wird, damit er nicht abrutscht. Aber auch hier ist nach der Erstversorgung der Fachmann gefragt, denn meistens muss die Wunde genäht werden.

Biss im Kehlbereich: Leider raufen sich manchmal die Hunde auch untereinander und versuchen dabei, die Drossel des Rivalen zu packen. Bei solchen Halsverletzungen ist es lebenswichtig, die Wunden sauber zu halten. Sonst bilden sich in dem lockeren Bindegewebe Taschen, in denen sich gern Schmutz und Bakterien anhäufen. Trotzdem nur oberflächlich desinfizieren und sofort einen leichten Verband anlegen, damit kein Dreck hineinkommt. Das Ganze nicht zu fest um Hals und Drossel legen, weil beides nicht eingeengt werden darf. Mit dem Verband ruhig großzügig sein – er sollte vom Unterkiefer bis zum Brustansatz um den Hals gewickelt werden, sonst hält er nicht.

Brustkorb-Verletzung: Wenn zum Beispiel ein Ast tief zwischen den Rippen stecken geblieben ist – nicht herausziehen! Den Ast da lassen, wo er ist und ab in die Praxis. Der Tierarzt schließt den Hund an ein Beatmungsgerät an, damit die Lunge nicht „zusammenfällt“. Dann erst wird der Ast entfernt und die Wunde vernäht.

Wurde der Hund von einer Sau geschlagen, und ein offenes Loch klafft aus dem Brustkorb, besteht die Gefahr, dass Luft in den normalerweise mit Unterdruck versehenem Brustkorb einströmt. Die Lunge fällt zusammen, und wenn beide Lungenhälften betroffen sind, stirbt der Hund. Damit das nicht passiert, sofort das Loch mit luftdichtem Material abdecken, beispielsweise mit einer Plastiktüte. Ist das Loch nicht zu groß, Finger hinein. In jedem Fall ist Jagd vorbei – jetzt kann nur noch der Tierarzt helfen. Jede Sekunde zählt.

Flanken-Verletzungen: Wird der Hund in die Flanke geschlagen, so dass die Eingeweide heraushängen, darauf achten, dass kein Schmutz in die Wunde kommt. Nicht versuchen, die Eingeweide hineinzudrücken, meistens presst der Hund sie wieder raus. Besser die Wunde inklusive Gedärm mit einem sauberen, feuchten nicht fusselnden Tuch abgedecken und ab zum Tierarzt.

Lauf-Verletzung: Wunde reinigen und desinfizieren. Dann einen Schutzverband anlegen. Bei größeren Blutungen wird der Verband als Druckverband angebracht. Der Verband wird dabei fest um den Lauf gewickelt, so dass das Blut gebremst wird. Aber: Den Verband nach 20 Minuten lockern, sonst schnürt man den Lauf ab. Also: Uhrzeit merken, wann man den Druckverband um die Verletzung gewickelt hat.

Lauf-Bruch: Ist ein Knochen gebrochen, kann eine Schiene helfen, den Lauf ruhig zu stellen. Außerdem lindert sie die Schmerzen. Die Schiene mit einem Verband fixieren, dafür auch die Gelenke neben dem Bruch großzügig mit einbeziehen. Das hilft dem Hund, den Rest erledigt der Tierarzt.

Wenn man also mit seinem Hund ins Revier marschiert, egal, ob auf Mais-, Drück- oder Entenjagd, sollte man im Jagdrucksack folgende kleine Not-Ausrüstung dabei haben: Anatomische Pinzette, Schere, Desinfektionsmittel, Kompressen, Watte, Mullbinden, Pflaster und ein größeres, sauberes Tuch.

In guten Händen: Erstversorgung des verletzten Hundes im „Feld-Lazarett“, danach zum Tierarzt

 


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