ANZEIGE

Alternativen mit Abstrichen

8460


Jagen an Gewässern ohne Blei:
Schon 1993 haben der DJV und der damalige Bundeslandwirtschaftsminister und heutige DJV-Präsident Jochen Borchert eine gemeinsame Empfehlung veröffentlicht, in der angeraten wird, zur Jagd auf Wasserwild an Gewässern ausschließlich Nicht-Bleischrot zu verwenden. Ein entsprechendes Verbot ist schon in vier Bundesländern gültig. Welche Alternativen es zum Bleischrot gibt, sagt Helmut Kinsky von der Deutschen Versuchs- und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen (DEVA).

 

Von Helmut Kinsky

Durch wissenschaftliche Erkenntnisse über die toxikologische Gefährdung des Wasserwildes sah sich damals der damalige Bundeslandwirtschaftsminister veranlasst, „Maßnahmen zur Verhinderung einer weitergehenden toxikologischen Gefährdung der Tierwelt“ einzuleiten. Eine von ihm eingesetzte Arbeitsgruppe, der auch die DEVA angehörte, kam aufgrund der Untersuchung geschossener Enten zu dem Ergebnis, dass die Situation in Deutschland ein Verbot von Bleischrot, schon gar nicht für „erdgebundenes“ Niederwild (Hase, Kaninchen, Rebhuhn, Fasan), rechtfertige. Deshalb blieb es bei einer Empfehlung.

Aber die Zeit ist nicht stehengeblieben. Die Bundesrepublik Deutschland ist neben anderen Ländern einem Abkommen zum Schutz wandernder Wasservögel des afrikanisch-europäischen Raumes beigetreten. Die Vertragsparteien haben sich verpflichtet, bis zum Jahr 2000 den Gebrauch von toxischer Bleimunition bei der Jagd in Feuchtgebieten zu untersagen. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft schrieb daraufhin schon im Juli 2001 die Obersten Jagdbehörden der Bundesländer mit dem Hinweis an, dass es sachlich und politisch geboten sei, darauf hin zu wirken, bei der Jagd auf Wasserwild an Gewässern ausschließlich Nicht-Bleischrote zu verwenden.

Bisher sind die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg der Aufforderung des Bundesministeriums gefolgt und haben entsprechende Verbote teils in den Landesjagdgesetzen beziehungsweise in den Durchführungsverordnungen erlassen.

Die Verbotsformulierungen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind gleichlautend: „…ist es verboten, die Jagd auf Wasserfederwild an und über Gewässern unter Verwendung von Bleischrot auszuüben“. In Baden-Württemberg „ist es verboten, bleihaltige Schrotmunition bei der Ausübung der Jagd auf Wasservögel an Gewässern zu verwenden.“

In Schleswig-Holstein „ist es verboten, bei der Jagd auf Wasserwild Bleischrote zu verwenden“. Gastjäger aus anderen Bundesländern müssen daher in Schleswig-Holstein aufpassen: Hier darf generell nicht mit Bleischrot auf Wasservögel geschossen werden, nicht nur an und über Gewässern, sondern zum Beispiel auch auf Feldern.

Außenballistisch hat Blei auch nur Vorteile

Dem deutschen Jäger stehen schon seit Jahren Nicht-Bleischrotpatronen mit den Schrot-Werkstoffen Weicheisen („Steel Shot“), Wismut und Zink zur Verfügung.

Maßstab für das innen-, außen- und zielballistische Verhalten der Alternativ-Schrote ist das Bleischrot, dessen Werkstoff ideale Voraussetzungen für den vorgesehenen Verwendungszweck hat. Blei ist relativ weich und damit gut deformierbar, so dass es innenballistisch keine Probleme gibt. Die direkte Berührung der Schrote mit der Laufinnenwand (zum Beispiel bei Patronen mit Filzpfropfen) führt allenfalls zum Bleiabrieb, aber niemals zu Beschädigungen der Laufbohrung. Beim Passieren der Würgebohrung treten radiale Belastungen durch die Schrotgarbe auf, die sich aber in Grenzen halten, weil sich die weichen Schrote zusammendrücken. Selbst bei Vollchoke-Bohrungen ist demzufolge keine Beschädigungsgefahr gegeben.

Außenballistisch hat Blei auch nur Vorteile: Die spezifische Masse ist mit 11,3 Gramm pro Kubikzentimeter sehr hoch, so dass Bleischrot im Vergleich zu durchmessergleichen Schroten eines Werkstoffes mit niedrigerer spezifischen Masse während des Fluges weniger an Geschwindigkeit und damit Energie verliert. Dies begründet die guten zielballistischen Eigenschaften. Ein weiterer angenehmer Effekt: Blei ist kein seltenes Material, so dass die Schrotpatronenpreise auf niedrigem Niveau angesiedelt sind. Alternativ-Schrotwerkstoffe werden gegenüber Blei immer ein Kompromiss sein. Es ist daher abzuwägen, welche Prioritäten gesetzt werden sollen.

Belastung der Waffe so gering wie möglich

Weicheisen-Schrotpatronen als Alternative stehen viele Jäger kritisch gegenüber, wissen sie doch, dass die Schrote sehr hart sind und damit eine Beschädigungsgefahr für ihre (teure) Flinte bestehen könnte. Gerüchte darüber hat es schon genug gegeben.

Richtig ist, dass bei der Herstellung von Weicheisen-Schroten und -patronen einiges zu beachten ist, damit die Belastung der Waffen so gering wie möglich wird. Damit dies einheitlich gewährleistet ist, hat die C.I.P. (siehe Kasten nächste Seite) nach vorausgegangenen Untersuchungen die Weicheisen-Schrotpatronen normiert, das heißt, die Kennwerte festgelegt, die eingehalten werden müssen, damit Weicheisenschrote gefahrlos aus praktisch allen Flintenläufen verschossen werden können.

Zunächst ist eine Unterscheidung in zwei Patronenkategorien getroffen worden: die Normalpatrone und die Hochleistungspatrone. Die Normalpatrone ist für die Verwendung in Flintenläufen vorgesehen, die normal beschossen sind (siehe Abbildung unten). Dies ist bei der weitaus überwiegenden Anzahl der Waffen der Fall, die von deutschen Jägern benutzt werden.

Die Hochleistungspatrone ist eine Magnum-Patrone und darf nur aus Waffen verschossen werden, die einen speziellen Beschuss, den Stahlschrotbeschuss, auf-weisen. Dieser besteht aus dem verstärkten Beschuss und einer zusätzlichen Prüfung mit Weicheisenschroten, die einen erhöhten Impuls haben. Diese zusätzliche Prüfung wird mit einer stilisierten Lilie gekennzeichnet.

Die Härte der Weicheisenschrote für beide Patronensorten darf, gemessen in „Vickers“ (siehe nebenstehende Erläuterung), an der Oberfläche nicht härter als HV 1 = 110 und im Kern HV 1 = 100 sein. Im Vergleich dazu hat Bleischrot eine Vickers-Härte von 20 – also schon ein deutlicher Unterschied.

Da die Weicheisenschrote praktisch aus reinem Eisen (FE) sind, lässt sich ihre Härte nicht weiter verringern. Damit die Schrote die Laufwandung nicht berühren (Gefahr der Riefenbildung), werden sie in Zwischenmitteln untergebracht, deren Wanddicken so dimensioniert sind, dass ein Kontakt der Schrote mit dem Lauf verhindert wird. Diese Zwischenmittel dämpfen auch den Druck der Schrote im Bereich der Würgebohrung.

Damit auch eine Vollchoke-Bohrung nicht überbelastet wird, sind darüber hinaus der maximal zulässige Schrot-Durchmesser, die maximale Mündungsgeschwindigkeit der Schrote (v2,5) und der maximale Impuls festgelegt worden. Die Einzelheiten für Weicheisen-Schrotmunition in den Kalibern 12, 16 und 20 sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengestellt.

Der Mündungsimpuls ist das Produkt aus der Masse der Schrotladung (in Gramm) und der Schrotgeschwindigkeit v2,5 (in Meter pro Sekunde). Wird dieses Produkt durch 1 000 dividiert, erhält man den Impuls in Newton-Sekunden (Ns). Hat ein Patronenhersteller die Schrotge-schwindigkeit v2,5 einer Normalpatrone auf 400 Meter pro Sekunde eingestellt, so darf die Schrotladung höchstens 30 Gramm betragen, damit der zulässige Mündungsimpuls (12 Ns) nicht überschritten wird. Soll die Patrone eine höhere Schrotladung erhalten, so muss die Schrotgeschwindigkeit verringert werden, damit der Mündungsimpuls nicht überschritten wird.

Die Hersteller müssen sich verbindlich an die Werte halten

Bisher gibt es von der C.I.P. nur einen Beschluss über Weicheisen-Schrotpatronen im Kaliber 12 (Normalpatronen und Hochleistungspatronen). Die in den Tabellen 1 und 2 angegebenen Kenngrößen haben demzufolge Eingang gefunden in deutsches Recht (Änderung der 3. Verordnung zum Waffengesetz). Die Hersteller müssen sich verbindlich an diese Werte halten, sonst bekommen sie für die Munition keine Zulassung.

Wird auch nur eine der genannten Bedingungen nicht eingehalten, fällt die Normalpatrone in die Kategorie der Hochleistungspatronen und darf nur noch aus Waffen verschossen werden, die dem Stahlschrotbeschuss unterzogen worden sind.

Die Besitzer von Waffen mit Flintenläufen im Kaliber 16 gehen im Moment noch leer aus, weil es in diesem Kaliber noch keine gesetzlichen Regelungen und damit auch keine Weicheisen-Schrotpatronen gibt. Unabhängig davon, hat die C.I.P. für das Kaliber 16 den Herstellern die Möglichkeit einer „Sonderzulassung“ eröffnet.

Für das Kaliber 20 gibt es eine schon sehr weitgehende C.I.P.-Beschlussempfehlung, auf deren Grundlage Patronen dieses Kalibers gefertigt werden können. Wie aus Tabelle 1 zu entnehmen ist, darf bei den Normalpatronen der maximale Schrotdurchmesser 2,6 Millimeter betragen. Dies entspricht einem Bleischrot von 2,1 Millimeter Durchmesser. Diese Schrotdicke ist viel zu gering, um damit Wasserwild bejagen zu können. Daher sind diese Patronen jagdlich nicht verwendbar.

Die Firma RUAG Ammotec („Rottweil“) ist bemüht, Weicheisen-Schrotpatronen im Kaliber 16 zuzulassen und noch in dieser Jagdsaison zu fertigen. In Deutschland werden Weicheisen-Schrotpatronen der englischen Firma Gambore im Kaliber 16/67,5 vertrieben, die nach unserem Kenntnisstand keine C.I.P.-Sonderzulassung haben, schon gar nicht für die verwendeten Schrote mit dem Durchmesser von 3,1 Millimetern. Auch die im Kaliber 20/70 angebotenen Patronen sind als Normalpatronen nicht C.I.P.-konform, weil die Schrote mit 2,8 oder 3,1 Millimeter den zulässigen Durchmesser von 2,6 Millimeter überschreiten.

Eingangs ist darauf hingewiesen worden, dass Blei eine spezifische Masse von 11,3 Gramm pro Kubikzentimeter hat. Bei Weicheisenschroten sieht die Situation anders aus. Deren spezifische Masse beträgt 7,8 Gramm pro Kubikzentimeter, so dass durchmessergleiche Weicheisenschrote im Verhältnis zu Bleischroten mehr Geschwindigkeit und Energie während ihres Fluges verlieren. Um zu annähernd gleichen Verhältnissen zu kommen, verwendet man daher größere Weicheisenschrote.

Beispiel: Wer bisher Enten mit der Schrotgröße Nr. 6 (2,7 mm) geschossen hat, wird jetzt zu Schrot Nr. 4 mit einem Durchmesser von 3,2 Millimeter greifen. Dies entspricht einem Unterschied von zwei Schrotnummerngrößen. Bei Normalpatronen ist dies ohnehin der maximal mögliche (Weicheisen-)Schrotdurchmesser. Im Kaliber 16 beträgt dieser 3,0 Millimeter und 2,6 Millimeter im Kaliber 20.

Würde der Patronenhersteller für Weicheisen-Schrotpatronen mit den um zwei Nummern größeren Schroten den gleichen Patronenaufbau verwenden, könnte das Zwischenmittel deutlich weniger Schrote aufnehmen. Um annähernd die Schrotanzahl einer vergleichbaren Blei-Schrotpatrone zu erhalten, wird das Füllvolumen des Zwischenmittels erhöht (siehe Abbildung links)

Bei den Hochleistungspatronen ist zu beachten, dass sie nur aus Waffen verschossen werden dürfen, die einem Stahlschrotbeschuss unterzogen worden sind. Die Patronen sind durch den Aufdruck „1050 bar“ gekennzeichnet (siehe Abbildung unten).

Es kann aus Haltbarkeitsgründen nicht empfohlen werden, normal beschossene Waffen einem Stahlschrotbeschuss zu unterziehen. Die Beschädigungsgefahr wäre zu groß.

Beschädigung durch harte Weicheisenschrote?

Aus vielen Anrufen wissen wir, dass die Jäger Sorge haben, die harten Weicheisenschrote könnten ihre Waffen beschädigen, insbesondere die Würgebohrungen. Bei Waffen mit Stahlschrotbeschuss ist diese Sorge vollkommen unbegründet, da ja eigens durch den Beschuss geprüft wurde, ob sie den Belastungen standhalten.

Die Kennwerte für Normalpatronen (Tabelle 1) sind auf der Grundlage von Untersuchungen festgelegt worden. Sie stehen ohne Einschränkungen in der Tabelle, so dass daraus gefolgert werden kann, dass die C.I.P. sich nicht veranlasst sieht, vor Beschädigungen enger Würgebohrungen normalbeschossener Waffen zu warnen.

Unbestritten ist aber, dass die Belastung und damit der Verschleiß der Würgebohrung beim Verschießen von Weicheisen-Schrotpatronen größer ist als bei Bleischroten. Das eventuelle Ausmaß des Verschleißes ist abhängig vom Grad der Verengung der Würgebohrung, dem Übergangsbereich vom zylindrischen Teil des Laufes in die Würgebohrung, der Form der Würgebohrung, der Laufwanddicke, der Güte des Laufwerkstoffes und natürlich von der Anzahl der abgegebenen Schüsse.

Trefferchancen verbessern

Früher war es in Deutschland fast Standard, die Würgebohrungen möglichst eng zu gestalten (3/4-1/1-Choke). Dies hat sich geändert. Bei neueren Flinten trifft man sehr häufig jagdliche Würgebohrungen von 1/4-Choke und für den engen Lauf von 1/2- bis 3/4-Choke an. Aus solchen Läufen Weicheisenschrote zu verschießen, auch mit größeren Schusszahlen, halten wir für unbedenklich. Wen dennoch Zweifel plagen, sollte sich mit dem Hersteller der Waffe in Verbindung setzen, um dessen Auffassung zu hören.

Bei relativ dünnwandigen Flintenläufen (kombinierte Waffen) mit Vollchoke-Bohrungen ist es schon nicht mehr so einfach, eine verbindliche Antwort zu geben, ob Veränderungen in der Würgebohrung auftreten können. Wer ausgiebig Enten jagt, sollte sich überlegen, ob er die Vollchoke-Bohrung nicht auf 3/4- oder 1/2-Choke aufreiben lässt. Dies ist auch deshalb angebracht, weil Weicheisenschrote enger streuen als Bleischrote. Mit offeneren Bohrungen verbessert man gleichzeitig seine Trefferchancen.

Eventuellen Problemen geht der Jäger am besten aus dem Weg, wenn er sich in die Flintenläufe seiner Waffen weicheisenschrottaugliche Mündungseinsätze montieren lässt oder den Kauf einer Waffe für Hochleistungspatronen vorsieht. Derzeit kommen dafür die Kaliber 12/70, 12/76 und 20/76 infrage. Wer es noch „dicker“ haben will, kann sich auch für die Kaliber 12/89 und 10/89 entscheiden.

In Dänemark wird seit vielen Jahren mit Weicheisen-Schrotpatronen geschossen. Nach unseren Informationen hat es dort mit C.I.P-gerechten Patronen keine Waffenschäden gegeben. Mit zunehmender Erfahrung in Deutschland werden auch immer mehr Kenntnisse gesammelt, die es uns erlauben, den Jäger präzise beraten zu können.

Alternative

Schrote aus Wismut stellen eine weitere Alternative dar. Dieser Werkstoff fällt bei der Bleiverhüttung an. Mit Zinn legiert, erreichen diese Schrote eine spezifische Masse von 9,6 Gramm pro Kubikzentimeter und eine Vickers-Härte, die den Bleischroten entspricht (HV 20). Damit können die Schrote ohne irgendwelche Einschränkungen ausnahmslos aus allen Waffen und Verengungen der Würgebohrung verschossen werden.

Leichteste Alternative – Zink

Zink ist der leichteste der Alternativ-Werkstoffe mit einem spezifischen Gewicht von rund sieben Gramm pro Kubikzentimeter. Die Vickers-Härte dieser Schrote liegt bei HV 40, also doppelt so hoch wie Blei, aber bei weitem nicht so hart wie Weicheisenschrote. Es ist sicher davon auszugehen, dass auch Zinkschrote aus allen Waffen und Würgebohrungen verschossen werden können, ohne dass ein Problem entsteht. Wegen des noch geringeren spezifischen Gewichtes gegenüber Weicheisen empfiehlt sich auch hier, Schrote zu verwenden, die zwei Nummern größer sind.

Splitter werden später mitverzehrt

Zum außenballistischen Verhalten der Nicht-Bleischrote bedarf es keiner zusätzlichen Ausführungen. Wählt man bei Weicheisen- und Zinkschroten Schrotdurchmesser von 3,2 Millimeter, so verhalten sich diese Schrote außenballistisch annähernd wie 2,7 Millimeter Bleischrote. Werden Wismut-Schrote verwendet, so kann man durchaus mit der gleichen Schrotdicke schießen, allenfalls eine Nummer größer. Dies ist die Größe, um Enten zu bejagen. Auf Gänse kann man bei den jagdüblichen Entfernungen damit nicht schießen. Hier helfen nur Weicheisenschrot-Hochleistungspatronen oder Wismut- beziehungsweise Zinkpatronen mit größeren Schroten.

Die genannten Schrotgrößen beziehen sich auf Schussentfernungen bis etwa 30 Meter, danach fällt die Energie der Nichtblei-Schrote ab, gleiche Mündungsgeschwindigkeiten gegenüber Blei vorausgesetzt. Diese 30 Meter Schussentfernung sollte als „Weitschussgrenze“ eingehalten werden. Dies zeigen auch die Erfahrungen aus Dänemark. Dort hat sich aufgrund der langjährigen Erfahrungen eine zu verantwortende Schussentfernung herausgestellt.

Die Eindringtiefe der Schrote in den Wildkörper ist von der Auftreffenergie und der Schrothärte abhängig. Weicheisen-Schrote dringen beispielsweise fünf bis zehn Prozent tiefer ein als Bleischrote, weil sie wegen ihrer Härte nicht deformieren.

Auffallend ist das zielballistische Verhalten der Wismut-Schrote: Treffen sie auf den Wildkörper auf, zerbröseln sie förmlich, insbesondere wenn sie auf Knochen treffen. Die zielballistische Wirkung wird dadurch nicht beeinträchtigt. „Unschön“ ist, dass die in das Gewebe eingedrungenen Splitter später mit verzehrt werden.

Mit erhöhter Ablenkung ist zu rechnen

Treffen Schrote auf Hindernisse, können sie abgelenkt werden. Wegen ihrer Härte neigen Weicheisen-Schrote besonders dazu. Bei dem Schuss auf hochfliegendes Wasserwild ist dies kein Problem. Wird jedoch so flach geschossen, dass Buschwerk oder Bäume getroffen werden, dann kann es kritisch werden, und es ist bei Weicheisen-Schroten mit erhöhter Ablenkung zu rechnen.

Der Schuss auf Wasser hat unter allen Umständen zu unterbleiben. Schützen, die gegenüber stehen, sind aufs höchste gefährdet, unabhängig welchen Werkstoff die Schrote haben!

Für einen Versuch wurde eine „Mannscheibe“ (Kunststoff-Folie) an das Ufer eines kleinen Sees gestellt. Aus einer Entfernung von 40 Metern wurde 15 Meter vor der Scheibe mit Weicheisen-Schroten auf das Wasser geschossen. Die Scheibe ist mit Treffern übersät. Also muss mit Weicheisenschrot noch vorsichtiger geschossen werden als mit Bleischrot!

30 Meter sind die obere Grenze

Es ist nur eine Frage der Zeit, dann wird in allen Bundesländern der Einsatz von Bleischrot an Gewässern verboten sein. Jäger müssen daher bemüht sein, mit den zur Verfügung stehenden Alternativen waidgerecht zu jagen. Das heißt, die Schussentfernungen dürfen nicht so weit ausgedehnt werden, wie es bisher mit Bleischrot üblich war. 30 Meter müssen die obere Grenze sein, eine entsprechende Würgebohrung vorausgesetzt.

Unter Beachtung dieser Gegebenheiten wird das Verbot von Bleischrot zu verschmerzen sein, zumal in absehbarer Zeit auch Weicheisen-Schrotpatronen (Normalpatronen) im Kaliber 16 zur Verfügung stehen werden. Das Kaliber 20 scheidet als Normalpatrone (mit 67,5-Millimeter-Hülse) wegen eines maximal möglichen Schrotdurchmessers von nur 2,6 Millimetern aus. Wegen des günstigen Preises dürfte, wie in anderen Ländern auch, der Weicheisen-Schrotpatrone für die Jagd an Gewässern die Zukunft gehören. Ohne Einschränkung lässt sich damit aber nur mit Hochleistungspatronen und Waffen schießen, die den Stahlschrotbeschuss haben.

Stahlschrot bietet die preisgünstigste Alternative zu Blei. 3,2 mm-Stahlschrot entspricht ungefähr 2,7 mm-Bleischrot

 

ANZEIGE

ANZEIGE
Aboangebot