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Titan in Wald und Wüste

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Leica Ultravid 8×42 BR im Langzeittest:
Wie fit ist das neue „Ultravid“-Glas von Leica? Michael Cosack hat das kompakte und leichte 8×42 BR einem Fitnesstest unterzogen – in Namibia und in heimischen Revieren.

 

Im Süden Afrikas bewährte sich das 8×42 Leica Ultravid. Bildwiedergabe, Handling, Unempfindlichkeit und das geringe Gewicht machten es zu einem unverzichtbaren Begleiter

Von Michael Cosack

Geduckt schleiche ich mit Jagdführer Bethuel und Jagdfreund Thomas an die kleine Felskuppe. Doch in der Senke dahinter stehen weder Kudu noch Bergzebra. Also richten wir uns auf, um die weite Ebene der 20 000 Hektar Farm in Namibia abzuglasen.

Brilliantes Bild

Während ich durch das Leica Ultravid 8×42 BR spekuliere, sucht der schwarze Jagdführer mit bloßem Auge die Halbwüste ab. „Mister, guck mal dahinten, bei diesem anderen Berg“, stößt er auf einmal hervor. Ich folge seinem Fingerzeig, und schon sehe ich sie: Auf eine Entfernung von über einem Kilometer äst eine Herde Hartmanns-Bergzebras.

Ich bin schwer beeindruckt: Sowohl von den guten Augen des Schwarzen als auch von dem brillanten Bild des Leica-Glases, sehe ich doch auf diese Entfernung deutlich die schwarz-weißen Konturen des Wildes vor dem grau-braunen Hintergrund. Keine Farbsäume stören den Bildeindruck. Störendes Streulicht wird durch einen verbesserten optischen und mechanischen Aufbau deutlich reduziert. Da das 8×42 sein extrem weites Sehfeld von 130 Metern voll ausspielen kann, habe ich die verstreut äsenden Stücke alle im Blick.

Wir gehen zurück zum Toyota Land-Cruiser, um näher an das Wild heranzukommen. Der breite Neopren-Riemen und das verhältnismäßig geringe Gewicht fallen mir beim Tragen angenehm auf. Plötzlich stoppt Bethuel und deutet nach rechts. An dem so genannten „Zebraberg“ zieht ein 30-köpfiger Oryxtrupp. Wieder wandert das Glas an die Augen. Die ergonomische Form erleichtert das Handling, und die 790 Gramm lassen mich das Glas auch ruhig einhändig halten. Kälber, Tiere und einige Halbstarke ziehen langsam Richtung Gipfel.

Weiter geht es durch die Halbwüste über Klippen und Geröll. Es lässt sich nicht vermeiden, dass das Glas dabei den einen oder anderen heftigen Stoß abbekommt. Das durch eine griffige Gummiarmierung geschützte Magnesium-Gehäuse und das Prismensystem halten aber während des gesamten Testzeitraumes auch stärkste Stöße aus, ganz zu schweigen von der hochfesten Gelenkachse aus Titan – ein Novum im Fernglasbau. Auch der permanente Staub und der Sand Namibias beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit des Glases nicht, obwohl ich auf eine tägliche Reinigung verzichte.

Beim nächsten Stopp nehme ich das Glas hoch – doch jetzt sehe ich alles verschwommen. Durch die ruppige Behandlung im Auto hatte sich die Feinjustierung verstellt. Ein schneller Dreh mit dem Mittelfinger und schon entpuppt sich der vermeintliche Stein vor uns als Pavian, der schnell das Weite sucht. Das Glas besticht wieder durch ein helles, randscharfes Bild mit guten Kontrasten.

Das Leica-Glas leistet gute Dienste

Wir sind in der Nähe der Zebras angekommen. Dicht hinter Bethuel pirsche ich von Busch zu Busch. Leise flüstert mir der Schwarze zu: „Hinten ist der Hengst!“ Ein Blick durchs Ultravid bestätigt seine Aussage. Ich kniee mich hin. Der Knall der .338 zerreißt die Stille. Der Hengst zeichnet und flüchtet bergab, der Rest der Herde bergauf. Ich springe auf und spurte parallel zum Hang hinterher. Das Glas stört mich jetzt doch beim Laufen. Ich streife es schnell ab und lasse es zu Boden fallen. Der Hengst stellt sich in einem kleinen Dornengestrüpp ein, der Nachschuss aufs Blatt lässt ihn blitzschnell verenden. Das Leica-Glas hat die raue Behandlung schadlos überstanden.

Zurück in Deutschland nehme ich das Ultravid bei jedem Reviergang mit. Zum Aufgang der Damwildjagd Anfang Juli sitze ich auf Schmalspießer an. Tags zuvor hatte ich einen achtköpfigen Trupp an einer Brachfläche ausgemacht. Leider war es schon sehr spät, und ich konnte auf 400 Meter Entfernung nicht mehr genau ansprechen. Nur am Verhalten und am „schlanken“ Körperbau einiger Stücke ahnte ich, dass ein paar Schmalspießer dabei waren.

Also sitze ich einen Abend darauf an einer Grünlandfläche in der Nähe und warte auf den Junggesellen-Trupp. Plötzlich, nach 22 Uhr, tritt der erste Hirsch aus, sieben weitere folgen. Wieder leistet das Leica-Glas gute Dienste. Um die Bildqualität auch unter schlechten Lichtverhältnissen nochmals zu steigern, haben die Leica-Konstrukteure in Solms eine neue Vergütung entwickelt. Diese spezielle „Spiegelschicht“ namens „HighLux“-System (HLS) erhöht nochmals den Lichtdurchlassgrad. Mit dem von Leica angegebenen 99,5 Prozent Reflexionsgrad ist die Bildhelligkeit und der Kontrast eigentlich nicht zu toppen. Trotz des schwindenden Lichtes kann ich noch sicher ansprechen. Ein Hirsch hat nur ein paar Zentimeter lange Spieße, die Rosen sind noch im Bast. Ich tausche das 8×42 mit dem 6×42 der Büchse und erlege ihn.

Das Glas ist bis fünf Meter wasserdicht

Ein paar Tage später sitze ich auf einer offenen Leiter, als mich ein Regenschauer überrascht. Voller Zuversicht, dass es bald wieder aufhört zu regnen, harre ich aus. Zwar hinterlässt das verdunstende Wasser seine Spuren auf den Linsen, jedoch schafft ein Brillenputztuch schnell klaren Durchblick. Ansonsten hat das Glas keinerlei Schaden genommen – kein Wunder, ist es doch bis fünf Meter wasserdicht.

Das Leica-Ultravid ist ein echtes Gebrauchsglas, das unter allen Wettereinflüssen und Lichtverhältnissen überzeugt. Lediglich bei Nachtansitzen nehme ich lieber ein 8×56 mit. Allerdings hat die Qualität auch ihren Preis: 1 450 Euro sind nicht gerade ein Schnäppchen. Neben dem getesteten 8×42 gibt es die „Ultravids“ auch in 7×42 und 10×42 sowie mit den Kenndaten 8×50, 10×50 und 12×50.

Demontierbare Augenmuscheln mit zwei Raststufen erhalten auch dem Brillenträger das volle Sehfeld

 

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