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Fehler bei der Fangjagd vermeiden

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Am meisten fängt, wer beim Fallenstellen die wenigsten Fehler macht. Was aber einem unbedarften Anfänger so alles unterlaufen kann, erzählt unser Autor im Rückblick auf eine dornenreiche Lehrzeit.

 

Richtig aufgestellt, gewährleistet das Eiabzugs-Eisen einen sicheren Fang, der das Wild sofort und ohne Qualen verenden lässt.

Von Wolfram Osgyan

Im väterlichen Revier nahe der Grenze zu Tschechien gab es keine Fallen, keine Baujagd und auch wenig Niederwild, dafür viele Rehe, einige Mufflons, Rotwild als Wechselwild und den großen Hahn. Demzufolge genoss auch das Schalenwild höchstes Ansehen und seine Bewirtschaftung absolute Priorität im jagdlichen Alltag. Fuchs und Marder spielten dagegen eine untergeordnete Rolle. Reineke nahm man mit Kugel und Schrot mit, so oft sich eine Gelegenheit bot, doch den Pelzträgern gezielt nachzustellen, kam keinem in den Sinn. Daher fehlten letztlich auch Erfahrung und jagdliches Know-How in der Raubwildbejagung. Beides jedoch wäre mir in den neuen jagdlichen Gefilden Mittelfrankens sehr von Nutzen gewesen. Dort mangelte es nicht an Rehen, Hasen, Fasanen und Hühnern, wohl aber an Jägern, die sich des Raubwildes annahmen und an solchen, die einschlägiges Wissen preisgaben.

Dass dies dort vor dem Krieg anders gewesen sein musste, bezeugte ein Arsenal an Fallen unterschiedlichster Typen und Ausführungen, das ich beim Stöbern auf dem Dachboden einer ausgedienten Scheune entdeckte. Inmitten von hölzernen Totschlagfallen, Spannbrettern, diversen Habichtfangkörben und Tellereisen rosteten auch einige Schwanenhälse aus der Fabrikation von Grell, Haynau in Schlesien, vor sich hin. Schätze, mit denen ich zunächst nichts anzufangen wusste und die ein Raub der Flammen werden sollten, noch bevor ich mir ihre Dienste sichern konnte.

Erste Versuche

Anlässlich einer Neuen entdeckte ich Anfang Februar einen erfrorenen Junghasen und unweit davon eine Marderspur. Erster schien eine Sensation zu sein, war doch immer nur von „Märzhasen“ die Rede, letztere weckte jagdliche Instinkte, und das Zusammentreffen von beiden rief die Falle auf den Plan.

Ich besorgte mir ein Eiabzugs-Eisen, band den gut fingerlangen „Nachwuchskrummen“ auf den Löffel, scharrte ein Fallenbett in den Schnee und deckte das Fanggerät so mit dem weißen Verblendmaterial ab, dass nur mehr der Köder herausragte. Der Himmel hatte mir einen handlichen Köder beschert, den „alles, alles fressen will“ und den Weißkehlchen sicher nicht verschmähen würde, und den Himmel auf Erden sollte mir der nächste Morgen bescheren.

Das tat er auch, denn wo am Nachmittag noch ein brauner Fleck den Köder signalisiert hatte, wartete in der Früh anstelle eines seidigen Balges ein weißer Hügel auf seine Öffnung. Frau Holle hatte den Spaßverderber gespielt, und zu allem Überfluss war der Weißkehlige keinen Fußbreit an der Falle vorbeigehüpft.

Immer noch nicht bar jeglicher Hoffnung kehrte ich mit einem Fichtenreisig den Schnee vom Köder und harrte der erneuten Kontrolle entgegen. Doch der Marder strafte meine Bemühungen nicht nur am nächsten Tag mit Abwesenheit, sondern auch an den folgenden. Weil doppelt genäht bekanntlich besser hält, rückte ich, des Wartens überdrüssig, mit einer neu erstandenen Kastenfalle an, baute sie unweit des vermeintlichen Passes unter einer Schirmfichte ein, beköderte sie mit einem Hühnerei und stellte sie fängisch.

Der Steinmarder zeigte durchaus Interesse, wie der Paarsprung am übernächsten Tag verriet, doch leider machten die Brantenabdrücke vor der Öffnung halt, um dann seitlich abzubiegen, und bedauerlicherweise mied das Objekt meiner Begierde in Folge den Fangplatz.

Zum Ende der Fangsaison setzte Tauwetter ein und nährte noch einmal meine Passion. Bei der Kontrolle traute ich auch zunächst meinen Augen nicht, denn irgend etwas schien anders zu sein: Natürlich, die Klappen, sie waren geschlossen! Mit klopfendem Herzen näherte ich mich der Falle, lugte vorsichtig durch den Lochblechdeckel ins Innere, stellte den Kasten auf den Kopf und musste schließlich enttäuscht feststellen, dass ich Luft gefangen hatte. Dass der inzwischen glitschig gewordene Hasenbalg auf dem Abzugseisen noch Wunder vollbringen würde, glaubte ich ohnehin nicht mehr.

Die Rechnung mit dem Marder aber gedachte ich in der kommenden Saison zu begleichen. Unweit des Weges am Waldrand befand sich ein Reisighaufen, den ich fleißig mit Gescheide beschickte. Bald hatte sich ein Kostgänger eingestellt, der sich regelmäßig meiner Gaben bediente. Anfang November wollte ich dann der Mühen Lohn ernten und baute von oben ein mit Rehlunge beködertes Eiabzugs-Eisen ein. Der nächste Morgen sah mich verständlicherweise beizeiten vor Ort.
Wie groß aber war die Enttäuschung, als ich die geschlossene Falle erblickte und die vielen Spuren auf dem Reisig, die eindeutig den Steinmarder als den Sieger auswiesen.

Hätte ich beizeiten den vom Raubwild als Fraßquelle entdeckten und regelmäßig angenommenen Reisighaufen so umgebaut, dass der Marder ebenerdig über den losen Bügel oder über die Federachse an den Köder gelangen konnte und hätte ich überdies sichergestellt, dass die Bügel nirgends streifen bzw. dass sich kein Reisig einzwicken kann, wäre mir die Blamage erspart geblieben.
Bedauerlicherweise unterließ ich es zudem, wenigstens anschließend den als lohnend erkannten Fangplatz dienstbar zu machen und weiter zu beködern. Später sollte ich nämlich lernen, dass die meisten Fangplätze von mehr als einem Stück Raubwild aufgesucht werden und dass selbst ein Misserfolg noch lange kein Grund ist, die Flinte ins Korn zu werfen bzw. die Falle auf den Speicher zu verbannen.

Geheimtipps

Am Jägerstammtisch lenkte ich bald das Gespräch in Richtung Fallen und hing förmlich an den Lippen einiger betagter Waidmänner, denen Wunderstrecken nachgesagt wurden und die ihren Nimbus mit geschickt gestreuten Bemerkungen zu nähren wussten. Über ihre Tricks schwiegen sie sich beharrlich aus, doch immerhin brachte ich in Erfahrung, dass der eine mit Bisamkernen am Weiherauslauf den schnellen Erfolg bei Reinekes Sippe landete, der andere seine Schwanenhälse grundsätzlich in die Furche eines frisch gepflügten Ackers einbaute, ein weiterer mit angeröstetem Fleisch von einer Katze erfolgreich köderte und die graue Eminenz in Sachen Fuchsfang ein Gummibällchen am Fischköder befestigte, damit dieser im bewegten Wasser tanzt und den Beutetrieb des Fuchses auslöst.

Ferner schwörte der eine auf faenum graecum, Ambra und Bibergeil als Bestandteile einer wirksamen Wittrung, während der andere eine Essenz aus angefaulter Hammelpfote durchsetzt mit Hornspänen und Ragout von der Katze als nicht minder anziehend erachtete.

Eine Rückfrage beim Apotheker ergab, dass erstgenannte Ingredienzien schwierig zu beschaffen und damit nicht billig seien, daher griff ich die zweite Empfehlung auf, verarbeitete eine Katze nach Anweisung und füllte drei Schraubgläser zum Zwecke der Gärung mit dem „Gesindelgulasch“.
Die stärksten Federn sind gerade gut genug

Beim Büchsenmacher erstand ich einige Eiabzugs-Eisen sowie zwei Schwanenhälse und zwar solche, die sich mit dem Fuß spannen ließen. Man könne mit ihnen, so der „Fachmann“, im Revier weitaus flexibler umgehen und spare sich überdies den Spannhebel.

Sie waren die ersten Eisen, die ich später ausmusterte, nachdem sich im Vergleich mit später erworbenen, erheblich besseren Ausführungen herauskristallisiert hatte, dass häufiger auftretende Fehl-, Branten- und Halsfänge in direktem Zusammenhang mit der geminderten Federkraft standen. Daher: Die stärksten Federn sind gerade gut genug!

Ein Stück aus der Keule der Katze röstete ich über der offenen Flamme an, schnürte es mit etwas Spiel auf den Trigger des Schwanenhalses, baute diesen sorgsam unter Beachtung der Hauptwindrichtung im Altgras nahe eines frisch gepflügten Ackers so ein, dass sich der Fangplatz in der Furchenverlängerung befand und harrte ungeduldig der Morgendämmerung entgegen. Über Nacht hatte Schnee das Gelände leicht überzuckert. Gerade so viel, dass es sich abspüren ließ.

Zu meiner Enttäuschung fand sich jedoch nicht eine Spur in der Nähe des Eisens. Am nächsten Morgen jedoch hämmerte der Puls, denn schon aus einiger Entfernung sah ich den dunklen Klumpen leblos zwischen den Bügeln hängen: Fuchs! Beim Nähereilen tippte ich auf Waschbär, doch es handelte sich um einen entlaufenen Terriermischling, der, wie ich beim nachträglichen Abspüren konstatieren musste, das ganze Revier durchstöbert hatte. Eine unbedachte Äußerung zum Schicksal jenes Vierbeiners ein Jahr später brachte mir zu allem Überfluss die Feindschaft eines jagdlichen Hintanliegers ein, denn diesem war die (preiswerte) Neuerwerbung beim ersten Einsatz entlaufen.

Erneut hatte ich also Lehrgeld gezahlt und erfahren, dass Fuchsköder auch vom Hund angenommen werden können. Vor solchem Malheur schützt im übrigen auch ein Fangbunker nicht, sofern sein Einschlupf auf Fuchsgröße abgestimmt ist.

In der Folgezeit fing ich mit Fleisch- und Fischködern fleißig. Ab und zu (und hier ausschließlich im Wasser) auch einen Fuchs, wenngleich ich gerade bei dieser Spezies eine Reihe von Fehlfängen zu verzeichnen hatte. In der Regel lag es daran, dass ich die Eisen direkt in das Erdreich gebettet und Frost deren Funktion außer Kraft gesetzt hatte.

Es folgten Experimente mit allerlei Verblendmaterial – angefangen von gehäckseltem Stroh über Sägemehl, Torf bis hin zur Nadelstreu. Letztere erwies sich dann als optimal, wenn sie trocken und frei von Erde, Zapfenresten bzw. Aststückchen war und wenn sie durch eine Überdachung trocken gehalten wurde. Vor allem aber dämmerte mir im Laufe der Zeit, dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt und dass gut Ding Weile braucht. Zuerst kirren, dann den Fangplatz (Fangbunker) anlegen und dann erst sorgfältig das Fanggerät einbauen.

Dass der Köder abgedeckt sein will, wenn sich keine Greife fangen sollen, lernte ich schnell, dass Mäuse sich rasch und mit Erfolg auch am abgedeckten Köder zu schaffen machen, registrierte ich dagegen mit Erstaunen. Hier reichen zwei Tage, um von einer Taube nur mehr das Gerippe und von einer Lunge lediglich den Bindfaden übrig zu lassen. Völlig in die Hose ging übrigens ein Versuch mit Räucheraal als Köder für den Fuchs, denn die wirklich intensiv duftenden Reste des leckeren Fisches als Kirrbrocken eingesetzt, blieben (im Gegensatz zu anderen) wochenlang unberührt. Meines Erachtens spielen hier wohl auch Geschmackstraditionen eine Rolle, denn was sich im einen Revier bewährt, muß es nicht unbedingt im anderen tun.

Weil die Fangergebnisse unbefriedigend blieben, suchte ich den Erfolg mit 40 Dreiecks-Knüppelfallen und acht Scherenfallen. Sie verteilte ich nach bestem Wissen und Gewissen im Revier, beköderte sie fleißig und stellte dabei fest, dass ich nur bei gut der Hälfte den richtigen Platz erwischt hatte. Dass die Resultate meinen Erwartungen wieder nicht entsprachen, lag zum einen an der Fallenkonstruktion, aber auch am Umstand, dass ich es unterlassen hatte, die Stellung vor Witterungseinflüssen abzuschirmen und Zwangseinschlüpfe zu schaffen.

Das rächte sich in Folge in Form von Fehlauslösungen und Fehlfängen. Doch konnte ich zumindest hinsichtlich der Fangplätze die Spreu vom Weizen trennen. Der Durchbruch gelang jedoch erst, nachdem ich mit Eiern gekirrt und geködert und mein Augenmerk wieder auf die Eiabzugs-Eisen gelenkt hatte. Immerhin brachte ich schließlich 21 Marder und vier Füchse aufs Brett.

Von da ab ging’s bergauf. Das beste Ergebnis einer Saison lag bei 40 Mardern und 17 Füchsen, die ich auf einer Fläche von etwa 400 Hektar (Revier 936 ha) erbeutete. Entscheidender als die Spitze war jedoch die Nachhaltigkeit, die mir letztlich vielhundertfachen Erfolg bescherte.

Fangbunker auch im befriedeten Bezirk

Pleiten und Pech gehörten fortan der Vergangenheit an, doch zwei Pannen sollen nicht unerwähnt bleiben. Als mir ein Bauer mitteilte, dass sich in seinem Hof nachts allerhand Marder herumtreiben würden, versprach ich rasche Abhilfe. Interessiert verfolgte er mein Vorgehen, und als es mit der Falle ernst wurde, fragte er mich, ob ich sicher sei, dass seinen Katzen nichts passieren würde. „Katzen fressen keine Eier“, versicherte ich im Brustton der Überzeugung. Doch als am nächsten Morgen die dunkelgraue Beute Querstreifen im Fell hatte, konnte ich nur betreten beschwichtigen, dass doch eine Katze, die Eier frisst, eigentlich nichts wert ist. Das wurde akzeptiert, zumal der Vorfall einmalig blieb.

Bei einem anderen Landwirt kirrte ich ebenfalls fleißig, baute schließlich das Abzugseisen an der Scheunenrückwand ein und verblendete es vor neugierigen Blicken mit einer ausgemusterten Scheunentür. Noch vor Einbruch der Dunkelheit erhielt ich telefonisch die Nachricht, dass ich sofort kommen möge, es hätte sich etwas gefangen. An einen Marder mochte ich indes nicht glauben und meine Ahnung sollte nicht trügen, denn mit ausgebreiteten Schwingen, das Abzugseisen um den Kragen, lag regungslos der Zuchtganter auf dem Boden. Dass ich nicht mit fünf Mark dabei war, sondern mit dem zwanzigfachen Betrag, wurde mir zum Glück hoch angerechnet, überdies verzichtete ich leichten Herzens auf den angebotenen (zähen) Braten.

Es gibt eben bei der Fallenjagd nur dann ein Unmöglich, wenn auch im befriedeten Bezirk alle Vorkehrungen so getroffen werden (Fangkisten bzw. Bunker mit entsprechenden Einschlüpfen), dass weder Mensch noch (Haus)- Tier zu Schaden kommen. Und eben dies fordert nunmehr der Gesetzgeber.

Vor dem Fallenstellen kundig machen

Unwissenheit, Ungeduld und Erfolglosigkeit sind bei der Fallenjagd üble Spießgesellen, denn erstere verleiten zum unüberlegten bzw. überstürzten Handeln, letztere führt über kurz oder lang zur Nachlässigkeit bei der Kontrolle mit zum Teil unangenehmen Folgen.

Fehler, wie manche der beschriebenen, verzeihen heute weder eine sensibilisierte Öffentlichkeit noch eine verschärfte Gesetzgebung. Auch wenn einige Fehlerquellen quasi durch Gesetzeskraft ausgetrocknet wurden, bleiben noch genügend andere übrig. Daher sei angehenden Fängern dringend empfohlen, sich vor dem Fallenstellen durch Studieren einschlägiger Literatur, wie beispielsweise WILD UND HUND-Exklusiv „Fangjagd“ oder „Erfolgreich Raubwild bejagen“, und durch Besuch eines Fallenlehrgangs (in einigen Bundesländern verpflichtend!) kundig zu machen. Dann endet der Weg nicht in Dornen, sondern führt durch Rosen zum angestrebten Ziel.

 

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