Die Überlegungen und Arbeiten im Vorfeld der Anlage eines Wildackers im Wald nehmen oft mehr Zeit in Anspruch als die Einsaat selbst. Schließlich sollte das „Unternehmen Wildacker“ nicht nur vom Aufwand, sondern auch finanziell nicht zum Fass ohne Boden werden. Die folgenden Tipps bewahren Sie vor Ungemach.
von Jörg Rahn
Die Fläche, die der Anlage von Wildäckern im Wald zur Verfügung steht, ist häufig durch Ereignisse und Umstände wie Waldbrände, Windwurf, Endnutzung von Waldbeständen usw. vorgegeben. Ist dies nicht der Fall, sollten folgende Überlegungen in die Planungen einbezogen werden.
Das Einverständnis des jeweiligen Waldbesitzers vorausgesetzt, sollten Wildäcker, die nicht allein der Futtergewinnung dienen, stets in störungsarmen Revierteilen angelegt werden. Nur dort hat das Wild die Möglichkeit, die Flächen gemäß seinem Äsungsrhythmus auch tagsüber aufzusuchen.
Optimal sind Flächen in den Tageseinständen des Wildes. Bei Wildäckern im Wald gilt: Mehrere kleine Flächen bringen mehr als eine große. Das Wild fühlt sich auf größeren Flächen tagsüber unsicher und sucht sie seltener auf. Es sichert länger und öfter – Zeit, die dem Äsungsvorgang verloren geht.
Große Einheiten fallen auch Waldbesuchern eher auf, und Freiflächen im Wald laden stets zum Picknick, zur Rast oder zum regelmäßigen Besuch ein.
Bei der Anlage größerer, dauerhafter Wildäcker muss die waldbauliche Planung für die umliegenden Bestände unbedingt berücksichtigt werden. Was passiert in absehbarer Zeit auf diesen Flächen? Bieten sie später geeignete Tageseinstände? Sind sie durch ihre Altersklassen- oder Artenstruktur besonders schäl- oder verbissgefährdet?
Auch Schalenwild zieht’s gen Süden
Die Exposition der Flächen nach der Himmelsrichtung ist mitentscheidend für die spätere Annahme durch das Wild. Flächen mit Nord-Süd-Ausdehnung haben im gleichen Waldbestand eine höhere Besonnungszeit als solche z. B. mit Ost-West-Ausdehnung.
Eine längere Sonneneinstrahlung fördert den Pflanzenwuchs und ist dem Wild behaglicher als ein kaltes Gesamtklima z. B. in Nordexposition. Bei der Standortwahl sollten deshalb auch Mulden und andere Vertiefungen wegen der größeren Nachtfrostgefahr gemieden werden.
Äsungspflanzen, die in Schattenlagen aufwachsen, werden oft nur zögerlich oder gar nicht angenommen. Dies gilt auch für Pflanzen, die unter Nährstoffmangel leiden. Die Entwicklung der Pflanzen auf einem Waldwildacker hinkt jener im Feld etwa um 14 Tage hinterher.
Dies kann besonders für den Massenertrag einer Wintereinsaat von Bedeutung sein. Neben der Größe, Lage und Sonneneinstrahlung spielt die Erreichbarkeit eines Wildackers eine wichtige Rolle. Da die Flächen in der Regel mehrfach im Jahr mit einem Trecker und Anbaugeräten bearbeitet werden müssen, sollte eine geeignete (aber unauffällige!) Zufahrtsmöglichkeit bestehen.
Nachdem die Fläche festgelegt und von Stubben, Wurzeln, großen Steinen usw. geräumt wurde, sollten unbedingt Bodenproben genommen und untersucht werden. Dabei ist es wichtig, ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erzielen.
Es müssen also an mehreren, über den Wildacker verteilten Stellen Proben entnommen werden, die aus einer Tiefe bis etwa 20 Zentimeter (Wurzeltiefe der Wildackerpflanzen) stammen. Das Erdmaterial wird in einem Eimer miteinander vermischt.
Die landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten benötigen für ihre Analyse eine Probe von etwa 500 Gramm. Diese lässt sich in beschrifteten Plastikbeuteln problemlos verschicken, so dass eine eventuell weite Anfahrt entfällt. Die Rückantwort beinhaltet in der Regel schon Ratschläge zur Kalkung und Düngung.
Wer diesen Aufwand scheut, kann sich im Land- oder Gartenhandel einen Schnelltest (z. B. „Calcitest“) besorgen. In einem Behälter wird die Bodenprobe mit destilliertem Wasser aufgefüllt und eine Indikatortablette hinzugegeben.
Anhand der Wasserverfärbung und einer Vergleichsskala kann dann der pH-Wert bzw. der Nährstoffgehalt ermittelt werden.
Sind alle zuvor genannten Unwägbarkeiten und Fragen geklärt, kann mit der Bodenbearbeitung begonnen werden. Sie sollte durch einen lockeren, porenreichen Wurzelraum ein günstiges Saatbeet für die Wildackerpflanzen schaffen.
Gleichzeitig werden die Überreste der eventuell vorangegangenen Bestellung in den Boden eingearbeitet.
Die Auswahl der Maschinen richtet sich in erster Linie nach ihrer Verfügbarkeit, nach der Bodenbeschaffenheit und der neuen Einsaat sowie der Vorfrucht, die in den Boden eingearbeitet werden muss. Leichte Sandböden z. B. lassen sich im Gegensatz zu schweren Lehmböden auch bei nasser Witterung leicht bearbeiten.
Wichtige Anbaugeräte sind Pflug, Scheibenegge, Fräse und Grubber. Völlig neu angelegte Flächen sollten bei der ersten Bearbeitung gepflügt werden, wobei unerwünschte Krautsamen und der übrige Bodenbewuchs in tiefere Schichten verbracht werden.
So bleibt zumindest im ersten Jahr das Saatbeet fast unkrautfrei. Schon im zweiten Jahr aber erreichen viele Krautsamen wieder keimfähige Tiefen.
Der Scheibenschälpflug eignet sich besonders für Wildackerflächen, auf denen mit Steinen oder Wurzelstockresten zu rechnen ist, da er unbeschadet über diese hinwegläuft.
Der Boden wird dabei aber nicht so tief wie mit einem normalen Pflug bearbeitet, so dass eventuell ein zweiter Arbeitsgang mit einer Scheibenegge notwendig wird. Auf großen Flächen können auch Gerätekombinationen eingesetzt werden.
Welches Gerät für welchen Einsatz?
Beim Einsatz der Fräse ist in der Regel nur ein Arbeitsgang nötig, der Grubber dagegen muss meist häufiger ran. Stark verqueckte Flächen erfahren durch nur einen Fräsvorgang eine starke Vermehrung der Quecke.
Die Pflanze wird zerstückelt und treibt aus fast jedem Teil wieder aus. Zur Beseitigung der Quecke ist meist ein vier- bis fünfmaliges Fräsen in einem Abstand von etwa 14 Tagen notwendig. Natürlich kann man die Quecke auch chemisch (Roundup) bekämpfen, dann allerdings vor der Bodenbearbeitung.
Die ungefähren Kosten für die Maschinen und Geräte zur Wildackerbewirtschaftung sind der Tabelle (links) zu entnehmen. Für kleinflächige Arbeiten steigen die Sätze, da ein Kleinflächenzuschlag oder eine Anfahrtspauschale hinzugerechnet wird.
Der Einsatz einer Drillmaschine bei der Einsaat ist nur bei wirklich gut vorbereiteten und großen Wildäckern sinnvoll. Bei Mischungen verschiedener Samengrößen können sich die „Körner“ durch die Vibration des Gerätes leicht entmischen – das gewünschte Ziel der flächigen Verteilung der Wildackerpflanzen wird verfehlt.
Gerade kleinere Wildäcker lassen sich auch mit der Hand einsäen. Dazu hängt man sich am besten eine Düngermolle um den Bauch, in der das Saatgut mitgeführt wird. Bei ungeübten Kräften kann allerdings auch diese Art der Einsaat zu einer schlechten Verteilung des Saatgutes führen.
Ein flachgründiges Einarbeiten mit der Egge oder eine sehr flach eingestellte Fräse ist empfehlenswert. So erhält das Samenkorn besseren Kontakt zum Boden und wird nicht so leicht von Vögeln aufgenommen.
Für kleinkörnige Saaten (Klee, Raps) eignet sich die Kleegeige hervorragend. Mit ihr können die Samen gleichmäßig und weitgehend lückenlos ausgebracht werden.