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Schweißarbeit im Winter – Rot auf weiß

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Nachsuchen bei Schnee und Kälte – ein Kinderspiel? Von wegen. Besonders starker Frost steigert die Schwierigkeiten für den Schweißhund enorm.

 

Eine solche Schweißfährte verführt zum Nachgehen. Doch Vorsicht. Viele Stücke gehen gerade bei Schnee verloren, weil sie durch zu frühes Ausgehen der Fährte aufgemüdet wurden

Schnee und Frost versetzen alljährlich unzählige Jäger in Verzückung. Während sich ihre Mitmenschen mit den Tücken des Winters wie Gehwegräumen und leeren Autobatterien auseinandersetzen müssen, werden viele Grüngewandete jetzt von ihrer Passion gepackt.

Für sie bedeutet Neuschnee den Höhepunkt des Jagdjahres. Verschneite oder stark bereifte Landschaften machen die Nacht für Jägeraugen zum Tage, und eine Neue offenbart manches Geheimnis des Reviers. Jetzt kann man spüren, kreisen und bestätigen.

Und das Beste: Liegt das beschossene Stück einmal nicht am Anschuss, ist die Nachsuche eine Kleinigkeit. Eine Schweißfährte im Schnee kann doch schließlich jeder ausgehen, auch ohne Hund… Irrtum. Schweißarbeit im Winter ist keine Schweißarbeit „für Anfänger“. Im Gegenteil.

Nassschnee ist trügerisch

Natürlich erleichtert Schnee die Suche nach Pürschzeichen. Ob Schnitthaar, Wildbretfetzen oder Schweiß: Von weißem Untergrund hebt sich alles besser ab, mit Ausnahme von Knochen-Splittern vielleicht.

Auch die Kontrollmöglichkeiten bei längeren Suchen sind ein enormer Vorteil. Man kann im Verlauf der Nachsuche nach „schwierigen Passagen“ – Dickungen, schneefreien Flächen oder zertretenen Stellen – auch ohne Schweiß, allein am Fährtenbild die verfolgte Fährte wiedererkennen und weiterarbeiten.

Doch diese günstigen äußeren Bedingungen haben eine Kehrseite. Kontrolliert der Jäger den Anschuss, findet er bei Schnee viel mehr Pürschzeichen als gewöhnlich. Er kann mit bloßem Auge die Fährte ausgehen und der Schweißfährte folgen.

Nicht selten im Irrglauben, das beschossene Stück müsse gut getroffen sein – warum sonst würde es wohl so intensiv schweißen? Nass-Schnee verstärkt diesen Eindruck noch.

In nassem Schnee zerläuft nämlich der Schweiß oft großflächig und täuscht schwerste Verletzungen des Stückes vor. Dass der Schütze ohne Schnee auf grünem Untergrund vielleicht nicht einen Schweißtropfen gefunden hätte, macht er sich meist nicht klar.

Oft werden so bei Schnee mehr Schweißfährten weiter ausgegangen als es gut ist, gerade bei Gesellschaftsjagden mit ihrem Organisationsdruck und drohender Dunkelheit.

Die Folgen? Fährten werden zertreten, krankes Wild wird aufgemüdet. Der schließlich doch noch alarmierte Schweißhundführer steht dadurch manchmal vor einer sehr schweren Aufgabe.

Eine Neue löst in den meisten Jägerhäusern mehr Freude aus als manches Weihnachtsgeschenk. Doch was, wenn dieses Geschenk des Himmels ausgerechnet in der Nacht nach der Drückjagd fällt, während noch Anschüsse auf die Kontrolle durch den Schweißhund warten? Nicht selten ist der Katzenjammer dann groß.

Doch nicht in jedem Fall zurecht. Ist eine Pulverschneedecke auf die Wundfährte gefallen, so macht das dem erfahrenen Hund meist verblüffend wenig zu schaffen. Der größte Nachteil ist nur die fehlende Kontrollmöglichkeit für den Hundeführer.

Bei Nassschnee wird es schon schwieriger. Dieser Schnee hat eine größere Dichte. Dadurch wird auch die Wundwitterung stärker gebunden. Kommt der Hund in so einem Fall gar nicht mehr zurecht, sind Führerkönnen und Erfahrung gefragt.

Bietet sich das Gelände dazu an, kann zum Beispiel ein stark verschneiter Altholzteil entlang von weniger verschneiten Dickungsrändern umschlagen werden, bis der Hund die Wundfährte wieder aufnimmt.

Sehr günstig ist es, wenn das Revier bei geschlossener Schneedecke die Möglichkeit bietet, Dickungen zu kreisen. Längere Nachsuchen können manchmal erheblich abgekürzt werden.

Führt die Wundfährte in eine Dickung, wird diese zuerst gekreist. Führt sie an anderer Stelle wieder heraus, kann man sich die Dickung sparen. Findet sich kein Auswechsel, können mitgehende Schützen gezielt abgestellt werden. Auch ihnen kann man durch Kreisen lange, unnötige Stehzeiten ersparen.

Schnee kann die Nachsuche also auch erleichtern. Im Gegensatz zu starkem Frost. Frost bringt für die Nachsuchenarbeit nur Erschwernisse. Denn die Wundwitterung wird durch Frost gebunden – je tiefer die Minusgrade, desto weniger Witterung kann der Hund aufnehmen.

Hartgefrorener Boden wird durch die Schalen eines flüchtigen Stückes nicht mehr verletzt. In den Bodenverwundungen hält sich aber normalerweise auch Wundwitterung. Daneben verströmt der „geöffnete“ Boden einen individuellen Geruch, der dem Hund normalerweise das Halten der Fährte erleichtert.

Von gefrorenem Schweiß geht ebenfalls kaum noch Witterung aus. Und schließlich gefriert der Schweiß bei Tiefsttemperaturen selbst noch am Körper des ziehenden Stückes. Damit fällt auch die optische Kontrollmöglichkeit für den Hundeführer weg.

Stecken Sie bei Schnee farbiges Trassierband zum Markieren von Anschüssen und Pürschzeichen ein. Mit den sonst üblichen weißen Papiertaschentüchern ist jetzt niemandem geholfen.

Natürlich können Sie zum Verbrechen des Anschusses oder der Fluchtfährte auch ausreichend große Brüche verwenden. Brüche oder Signalband müssen aber in jedem Fall so platziert werden, dass sie über Nacht nicht zuschneien können.

Es kann ziemlich peinlich sein, dem herbeigerufenen Schweißhundführer nach nächtlichem Schneefall am nächsten Morgen noch nicht einmal den Anschuss zeigen zu können.

Schnee macht die Nacht zwar zum Tag, aber die Nachsuche noch lange nicht zu einer Nachtangelegenheit. Und wenn Sie sich Ihres Schusses noch so sicher sind und das Stück noch so gut gezeichnet hat: Lassen Sie die Taschenlampe im Auto und warten Sie mit der Nachsuche bis zum Morgen!

Überfordern Sie Ihren Hund nicht. Schweißarbeit bei tiefen Temperaturen ist für den Hund eine Höchstleistung. Es strengt ihn sehr an, bei Minustemperaturen eine Wundfährte kilometerweit zu halten.

Die Nasenleistung lässt auf gefrorenem Boden schnell nach. Sie können daher bei Schnee oder Frost von Ihrem Hund nicht die Leistung erwarten, die Sie von ihm gewohnt sind.

Nach Drückjagden stehen meist mehrere Suchen an. Optimal ist es in diesem Fall, wenn zwei Nachsuchengespanne parallel eingesetzt werden. Ist das nicht möglich, sollte man sich zumindest um einen Ersatzhund kümmern, der im Notfall als „Libero“ einspringen kann.

Machen Sie keine Experimente. Setzen Sie keinen Hund zu einer Nachsuche an, der vorher noch nie unter winterlichen Bedingungen gearbeitet hat, es sei denn, die Sache ist „todsicher“.

Besonders junge Hunde sind angesichts einer verschneiten, für sie völlig veränderten Welt erst einmal ratlos und irritiert. Also gilt im Winter erst recht: Im Zweifel immer auf einen erfahrenen Hund zurückgreifen!

 

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